HORROR: GB, 2003
Regie: Julian Richards
Darsteller: Kevin Howarth, Mark Stevenson, Antonia Beamish
Max Perry ist gut aussehend, selbstbewusst, gebildet, hat Sinn für Humor und albert ausgelassen mit den Kindern seiner Schwester herum. Serienkiller sehen anders aus. Max ist auch kein gewöhnlicher Killer: Seine Morde sind Teil eines Kunstprojekts, das er in Form eines Video-Tagebuchs dokumentiert ....
KRITIK:Ein Serienkiller, der sich von einem Filmteam bei der blutigen Arbeit über die Schulter schauen lässt. Ganz neu ist diese Idee nicht: 1992 kam der belgische Radikal-Satire Mann beisst Hund in die Kinos. Die Geschichte eines Killers, der aus ästhetischem Empfinden tötet und sein Filmteam zu Komplizen macht, schaffte es, sämtliche Grenzen des guten Geschmacks neu zu definieren. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die britische Produktion THE LAST HORROR MOVIE stellt ihren belgischen Vorläufer in Punkto Radikalität noch in den Schatten.
Der Einstieg mag durchaus "vertraut" wirken:
In abgeriebener VHS-Qualität wird der Schauplatz eines amerikanischen Teenie-Slashers-Movies ins Bild gerückt:
Ein neonleuchtendes Schnellimbiss-Restaurant, in dem eine weibliche Angestellte die letzten Reinigungsarbeiten durchführt. Verdächtige Geräusche lassen die Angestellte zusammenzucken: Sie ist nicht allein - doch bevor sie dem maskierten Killer zum Opfer fällt, kommt eine Bildstörung. Und Max ist zu sehen.
Er entschuldigt sich für die Unterbrechung und lädt uns ein, statt eines mittelmäßigen amerikanischen B-Films lieber sein Videotagebuch als Serienkiller anzusehen.
Wer der Einladung folgt, sollte über einen starken Magen verfügen: Wie ein Raubtier zieht Max nächtens durch London, erschlägt, ersticht, erdrosselt oder verbrennt seine willkürlich ausgewählten Opfer. Ein Assistent filmt die Morde, während Max unablässig über Moral und Ethik seiner Taten philosophiert. "Warum ich das tue? Gute Frage. Aber die bessere Frage lautet: Warum sehen Sie sich das an?"
Ganz einfach: Weil wir es hier mit einem Film zu tun haben, für den das Prädikat "bitterböse" noch eine starke Untertreibung wäre: Mit schmerzhaft realistisch wirkenden (Fake)-Snuff-Szenen, pechschwarzen, an Zynismus kaum mehr zu überbietenden Humor und erschreckend "treffsicheren" philosophischen Monologen aus Psychopathenmund betritt THE LAST HORROR MOVIE auch formal Neuland: Der Titel ist nämlich durchaus wörtlich zu nehmen... aber seht selbst... Der Film hält nämlich ein dickes Ende bereit.
Die deutsche Fassung wurde um insgesamt 9 (in Worten: neun!) Minuten gekürzt.
Wir Ösis haben es besser: Die Firma Legend hat den Film auch als UNCUT-Österreich-Exportfassung veröffentlicht.
120 Minuten Bonusmaterial, davon vier Kurzfilme, Making Of und Audiokommentar runden diese gewagte DVD-Veröffentlichung ab. Nur das Booklet mit dem filmwissenschaftlichen Essay von Splatting Image-Autor Stefan Höltgen hätte man mit einer dicken fetten Spoilerwarnung versehen müssen: Mit dem Wissen, was einen am Ende erwartet, amüsiert (bez. ängstigt) man sich nur halb so gut ....
Möglicherweise einer der bösesten Horrorfilme aller Zeiten: Schwarzhumorig, zynisch und in den Mordszenen um kaum zu ertragenden (Fake)-Realismus bemüht. Die UNCUT-Fassung ist nur in Österreich erhältlich.