OT: De Indringer
THRILLER/DRAMA: B, 2005
Regie: Frank Van Mechelen
Darsteller: Koen De Bouw, Els Dottermanns, Axel Daeseleire
Der Brüsseler Notfallarzt Tom Vansant (Koen de Bouw) sucht verzweifelt nach Spuren, die ihn zu seiner vor Monaten verschwundenen Tochter Louise führen könnten. Als er auf eine junge Ausreißerin trifft, die ihr Zuhause zur gleichen Zeit verlassen hat, ist er davon überzeugt, dass sie mehr über seine Tochter weiß. Das Mädchen findet in ihrer kleinen Heimatstadt in den Ardennen wieder mit ihren Eltern zusammen, weigert sich jedoch, über die Vergangenheit zu reden ...
KRITIK:Belgien erweist sich ein mal mehr als fruchtbarer Boden für düstere Thriller - nach
dem bizarren Horrortrip CALVAIRE kommt nun mit INTRUDER erneut ein höchst
sehenswertes Beispiel für belgisches Genre-Kino in unsere DVD-Regale.
Angesiedelt zwischen Drama und Psychothriller, arbeitet der Film mit sehr sorgfältig ausgearbeiteten
Charakteren: Hauptdarsteller Koen De Bouw, einer der populärsten
Schauspieler Belgiens, spielt einen verzweifelten Vater, der nach dem
mysteriösen Verschwinden seiner Tochter jeden Halt im Leben verliert, mit
einer Eindringlichkeit, wie man sie sonst nur von amerikanischen
Charakterdarstellern wie etwa Sean Penn kennt.
Die Inszenierung ist betont naturalistisch, aber atmosphärisch enorm
dicht - ohne jegliche Effekthascherei gelingen diesem düsteren
Thriller-Drama einige Szenen, die einem die Gänsehaut über den Rücken
jagen.
Nach verhaltenem Start steigt die Spannungskurve stetig an - der Film lockt
den Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten, etliche Story-Twists,
Wendungen und Rückblenden lassen das eben zuvor Gesehene in einem anderen
Licht erscheinen. Doch nicht nur formal überzeugt dieser belgische
Thriller: "Basierend auf tatsächlichen Ereignissen" - diese
Text-Einblendung vor dem Abspann hätte es gar nicht benötigt, um den Film
als Kommentar zu den grausigen Kindesmissbrauchs- und
Mordfällen in Belgiens jüngerer Kriminalgeschichte zu verstehen.
Das zwar höchst unerwartete, aber auch relativ unspektakuläre Finale wird
Hollywood-Verseuchte, die nur auf einen krachigen Showdown warten,
vermutlich enttäuschen - im Kontext dieses Films, der auf psychologische
Glaubwürdigkeit, präzise Beobachtungen und beklemmenden Realismus setzt,
überzeugt es voll und ganz. Aber seht selbst ...
Äußerst gelungenes Genre-Kino aus Belgien, das souverän zwischen Psychodrama und Thriller pendelt. Ansehen!