KOMÖDIE: USA, 2014
Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen
Darsteller: James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park
Der minderbemittelter Talkshow-Moderator Dave Skylark (James Franco) wittert den ultimativen Karierre-Sprung, als sich ihm die Gelegenheit bietet, Nordkoreas Diktator Kim Jong-un zu interviewen. Die CIA wittert die einmalige Chance, Kim während des Interviews zu liquidieren. Mit einem rizingetränkten Klebestreifen in der Prada-Tasche macht sich Skylark, begleitet von seinem Produzenten Aaron Rapaport (Seth Rogen) auf die Reise nach Pjöngjang. Wenn das mal gut geht ...
Vielleicht war Kim Jong-un eh ein total leiwander Haberer, wie wir in Wien sagen. Also, bevor er von der Macht korrumpiert wurde. Der amerikanische TV-Moderator Skylark ist sich ganz sicher: Jemand, der Katy Perry hört, die "Big Bang Theory" liebt und leidlich gut Basketball spielt (eine Anspielung auf die Nordkorea-Connection des Ex-Basketball-Stars Denis Rodman?), kann kein schlechter Mensch nicht sein.
Es dauert eine Zeit lang, bis der weltpolitisch eher lückenhaft informierte Trash-TV-Kasperl die ganze schreckliche Wahrheit erkennt: Kim ist doch nicht so freundlich, wie er tut. Der Kerl ist ein Lügner. Sein Volk verhungert. Er soll verdammt noch mal für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen werden.
Nein, hier folgen keine weiteren Handlungsangaben. Auch eine Nacherzählung der Ereignisse rund um THE INTERVIEW möchte ich euch ersparen. Den Hacker-Angriff auf Sony Pictures und die wechselseitigen (un)diplomatischen Eklats zwischen den USA und Nordkorea dürften selbst Zeitgenossen mitbekommen haben, die die letzten Monate am Mars urlaubten. Und wenn die "Keine-Zeitung-keine-Ahnung"-Fraktion zu wissen glaubt, dass das alles nur ein abgekarterter PR-Stunt gewesen sein soll, soll's mir auch recht sein.
Die wesentlich wichtigere Frage lautet: Ist der Film sehenswert? Klare Antwort: Ja. Seth Rogen, sein Regie-Partner Evan Goldberg und sein Lieblingskumpel James Franco unterschreiten wieder mit größter Hingabe alle erdenklichen Niveau- und Geschmacksgrenzen. THE INTERVIEW ist genau so laut, derb, klamaukhaft, pubertär und brachial, wie man es sich vom Trio Infernale Rogen/Evan/Franco erwartet.
Inhaltlich stelle man sich ein filmisches Mischwesen aus ANCHORMAN und dem DIKTATOR (Cohen, nicht Chaplin) vor. An dieser Stelle wäre es interessant gewesen zu erfahren, wie eigentlich Hitler auf DEN GROßEN DIKTATOR reagiert hat. Wenn das nicht mal ein spannendes filmgeschichtliches Diplomarbeitsthema wäre. Aber ich schweife ab.
Die bissige, mit Seitenhieben gegen Geheimdienste und Medien gespickte erste Filmhälfte von THE INTERVIEW mag gelungener sein als die actionlastige zweite. Dafür überrascht der Film mit einem komödien-untypischen Maß an Spannung. Und mit ein paar herrlich deplatzierten, geistesgestörten Splatter-Einlagen. Wobei man bei aller Sympathie schon auch gestehen muss, dass die Klasse von Filmen wie THIS IS THE END oder PINEAPPLE EXPRESS nicht erreicht wird. Womit wir als Fazit festhalten:
Seth Rogen und James Franco auf geheimer Mord-Mission in Nordkorea. Kein neues Meisterwerk des schlechten Geschmacks, aber für einen lustigen Kinoabend im Zeichen von Ekel-Comedy, Fäkalhumor und brutal-subversivem Klamauk reicht's allemal. Nur über dieses grauenhafte Scorpions-Lied müssen wir noch einmal reden. Aber eigentlich hat's eh gepasst ...