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The Incident

The Incident

HORROR: B/F, 2011
Regie: Alexandre Courtès
Darsteller: Rupert Evans, Kenny Doughty, Joseph Kennedy, Dave Legeno

STORY:

Als während eines Sturms der Strom ausfällt, erlischt in einer Anstalt für psychisch kranke Straftäter nicht nur das Licht, sondern es öffnen sich auch die Zellentüren. Das Wachpersonal ist schnell massakriert, die Gänge geflutet von mörderischen Geisteskranken, die ihre Medizin nicht eingenommen haben. Nur die vier Köche der Anstalt stehen noch aufrecht, doch für wie lange noch? Hilfe von außen ist nicht zu erwarten und längst machen die Irren erbarmungslos Jagd auf die jungen Männer...

KRITIK:

Okay, eins vorweg: Bei THE INCIDENT darf man sich über ein paar Fragestellungen keine tieferen Gedanken machen. Zum Beispiel darüber, warum es in einer Irrenanstalt, deren Patienten offensichtlich allesamt geisteskranke Serien- und Massenmörder sind, fast mehr Köche (nämlich vier) als bewaffnetes Wachpersonal (bescheidene fünf) gibt? Oder: Warum sorgt ein Stromausfall dafür, dass die Wege nach draußen versperrt sind, aber alle Zellentüren aufgehen? Und drittens: Warum wird der Notruf, der über die Gefangenenrevolte informiert, von den Behörden geflissentlich ignoriert? Die vierte Frage, warum keiner der Protagonisten zum Handy greift und stattdessen verzweifelt nach diesen seltsamen, im INCIDENT-"Hochsicherheits"trakt ohnehin kaum vorhandenen Apparaturen mit diesen klobigen, unhandlichen Hörern und den elendslangen Kabeln gesucht wird, erübrigt sich allerdings. Weil der Film -siehe Texteinblende- anno 1989 spielt. Und da hat man halt noch mit so etwas Steinzeitlichen wie einem Festnetztelefon mit Kabel telefoniert...

Anyway: Handys hätten wohl auch keinen entscheidenden Vorteil gebracht, weil man im INCIDENT-Universum Notrufen ohnehin nicht die erforderliche Beachtung schenkt. So frei nach dem (nicht dem O-Ton entnommenen!) Motto: "Wie bitte? Eine Gefangenenrevolte? Zwanzig durchgeknallte Massenmörder laufen auf den Fluren Amok? Okay, atmen Sie erstmal tief durch und beruhigen Sie sich. In so einer oder zwei oder drei Stunden schicken wir Ihnen mal ein paar Männer vorbei. Die sehen dann mal nach dem rechten. - Nee, früher geht gar nicht. - Na, hören Sie mal! Denken Sie, Sie sind der einzige Mensch mit Problemen in einer stürmischen Nacht wie dieser? Gerade ist Oma Lieselottes Kätzchen bei dem WIND wieder auf diesen elendshohen Baum geklettert und kommt nun nicht mehr runter. Und die hat fünf Minuten früher angerufen als Sie! First in, first out; wenn Ihnen dieses Prinzip etwas sagt..."

Ihr merkt schon: Logikfanatiker könnten bei dieser kleinen belgisch-französischen Co-Produktion ein grundsätzliches Problem bekommen. Diese Leute sollten dann auch besser nicht nach dem Gefängnisdirektor oder dem medizinischen Fachpersonal, welches die psychisch Kranken betreut, fragen. Die sind offenbar auf Jahresurlaub, Betriebsausflug oder nehmen sich gerade ihren blauen Montag - jedenfalls glänzen sie alle durch Abwesenheit, als in der Irrenanstalt das Licht ausgeht und die Hölle losbricht...

Dumm nur, dass der Zwischenfall gerade in die Schicht unserer vier Köche Marke Nirvana, Grunge & Stoner Rock fällt. Fortan ist nicht mehr Eintopf, sondern Überlebenskampf in einem klaustrophobischen Alptraumszenario angesagt, denn die Türen sind verschlossen und die einzige Gesellschaft sind psychopathische Killer on the loose...

Die Zicken und Allüren einer Kylie Minogue haben dem eigentlich aus dem Musikvideobereich kommenden französischen Regisseur Alexandre Courtès (Clips u.a. für Jane's Addiction, U2, Air) nämlich auf die dunkle Seite der Macht getrieben und folgerichtig entpuppt sich sein Spielfilmdebüt als waschechter Horror-(respektive)Terrorfilm. Und der ist abseits der eingangs geschilderten Freiheiten bezüglich eines realistischen Anstaltsbetriebs ein durchaus düsterer und im Endspurt richtiggehend brutaler Vertreter seiner Art geworden.

Hat der Zuschauer erstmal seinen Frieden damit geschlossen, dass in der Heilanstalt für psychisch kranke Straftäter, die wir im vorliegenden Film zu sehen bekommen, der Verpflegung (Remember die vier Köche) offenbar ein höherer Stellenwert als der Sicherheit (Erinnert euch an die vier Hanseln vom Schließdienst) zukommt; ja dann wird man -Surprise, Surprise!- mit einer stellenweise recht beklemmenden Tour de Force entlohnt.

Obwohl sich der Film eine ausführliche Exposition der Hauptfiguren und deren Alltag in der Anstaltsküche gönnt, ist der Grundton von Anfang an bedrohlich. Entfernt erinnert dieser gar etwas an den frühen, doch mächtigen Carpenter-Klassiker ASSAULT (ohne jetzt freilich ein direkter Thronfolger zu sein - wie etwa das landsmännische so empfehlenswerte wie furiose Bleihagel-Spektakel DAS TÖDLICHE WESPENNEST von Florent Emilio Siri). Man teilt sich eher die fiese Atmosphäre (die bei Carpenter allerdings mit einem Mehr an Suspense angereichert war); und THE INCIDENT ist ganz eindeutig mehr dem Horror- als dem Actionfilm zuzurechnen; auch wenn sich seine "Monster" aus einer Horde nicht übernatürlicher oder infektiösen Irren rekrutieren. 

Im großen Genre-Vergleich mag das Courtès-Debüt etwas unscheinbar wirken. In ein paar Jahren wird sich wahrscheinlich nur noch der harte Fan-Kern überhaupt an den Film erinnern können; und trotzdem habe ich persönlich schon verdammt viele Terrorflicks gesehen, die bei weitem nicht so effektiv und gelungen als THE INCIDENT inszeniert waren.

Personell mag die Irrenanstalt in diesem Film nicht üppig ausgestattet sein; als düstere Kulisse für die Amokläufe seiner Insassen taugt sie allemal: Die kargen Zellenkorridore, die schmucklose Großküche, der deprimierende Speisesaal; diese Räumlichkeiten entpuppen sich als passendes Ambiente für einen Film, der mit zunehmender Spieldauer immer garstiger wird und nach etwa einer Stunde in einer Handvoll richtig schmerzhafter Szenen explodiert. Zwar eskaliert THE INCIDENT nie wirklich in die Richtung Neuer Französischer Härte, wie sie bei Kollegen wie MARTYRS, INSIDE oder HIGH TENSION geboten wird, aber eine Sequenz wie jene mit den Herdflammen tut schon beim Zusehen weh.

Zuvor jedoch belässt Courtès die Gewaltszenen eher bei nicht uneffektiv inszenierten Off-Andeutungen der Marke "Weniger ist manchmal mehr", bevor er gegen Ende fast schon Torture Porn-Gefilde streift. Doch vor allem lebt THE INCIDENT von seiner klaustrophobischen, auswegslosen Alptraumstimmung, die vor allem im Endspurt eine überraschende Intensität erreicht.

The Incident Bild 1
The Incident Bild 2
The Incident Bild 3
The Incident Bild 4
The Incident Bild 5
FAZIT:

Nach einem Stromausfall in der Klapsmühle wird das Küchenpersonal zum Freiwild für marodierende Geisteskranke, die ihre Pillchen nicht eingenommen haben...- Hat man sich erst damit abgefunden, dass es in der "Heilanstalt für psychisch kranke Straftäter" des vorliegenden Films mehr Köche als Wachen gibt und das medizinische Fachpersonal wohl gerade blau macht, erwartet den Zuschauer ein kleiner, aber nicht uneffektiver Terrorflick aus belgisch-französischer Co-Produktion. In seinem Spielfilmdebüt setzt der französische Musikvideospezialist Alex Courtès auf klaustrophobische Alptraumszenarien, beklemmende Auswegslosigkeit und erst im Endspurt auf eine Handvoll drastischer Gewaltszenen, die zwar nicht ganz die Härte der Kollegen MARTYRS und Konsorten erreichen, aber schon beim Zusehen wehtun. Für das große Genre-Universum vielleicht einen Tick zu unscheinbar, um wirklich als Geheimtipp zu gelten, doch wer auf schnörkellosen, puristischen Terror auf isoliertem Terrain steht, wird trotzdem gut bedient. Ich sehe THE INCIDENT irgendwo zwischen 6 und 

WERTUNG: 7 von 10 flambierten Köchen
TEXT © Christian Ade
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Mauritia M. | 12.05.2013 11:32
Fand Incident erfrischend unterhaltsam. Mag die Retro-Optik des Films. Was mich gestört hat, waren allerdings die vielen sehr dunklen Bilder, bei denen ich Mühe hatte zu erkennen, was auf der Leinwand vor sich geht.
Die Logikmesslatte anzulegen, täte dem Film Unrecht. Wer auf Logik steht, kann sich ja gerne einem anderen Genre zuwenden.
Würde auch 7 von 10 Fingern im Hackfleisch geben :)
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