OT: The Ides of March
POLITTHRILLER: USA, 2011
Regie: George Clooney
Darsteller: Ryan Gosling, George Clooney, Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Evan Rachel Wood
Der junge und idealistische Wahlkampfberater Stephen Meyers (Ryan Gosling) berät Gouverneur Mike Morris (George Clooney) im Wahlkampf um das Weiße Haus. Die Chancen auf einen Einzug in die Schaltzentrale der Macht stehen gut und die Karriereaussichten für Stephen scheinen eine glänzende Zukunft zu versprechen. Doch bald merkt Stephen, dass man sich für Idealismus nichts kaufen kann und lernt zwangsläufig die wahre Kunst der Politik kennen.
George Clooneys vierter Auftritt im Regiestuhl.
Und der kann sich sehen lassen. Clooney, schon immer eine Tendenz zu politischen Themen mit oppositionellem Charakter, sicherte sich schon 2006 die Rechte an dem Theaterstück "Farragut North", auf dem "The Ides of March" basiert.
Doch das Thema wurde auf Eis gelegt, weil Barack Obama Präsident wurde. Anscheinend angesteckt von der fast messiasgleichen Verehrung des Mannes, der die Welt in ein neues Zeitalter führen sollte, indem er sich Aufgaben wie alle Kriege dieser Erde zu beenden, die Atomwaffen abzuschaffen, Gesundheit in den USA für alle Gesellschaftsschichten bezahlbar zu machen, den Schandfleck Guantanamo zu entfernen und nebenbei die Demokratisierung des Nahen Osten zum Abschluss zu bringen, auf die Stirn schrieb, wollte Clooney den politischen Optimismus wohl nicht zerstören, indem er einen Film in die Kinos bringt, der die im Hintergrund ausgetragenen Machtspiele in der Politik entlarvt. YES WE CAN eben.
Doch wie sollte es anders sein, die Euphorie verwandelte sich schnell in eine Katerstimmung, nachdem der Glitzer des schmierigen Wahlkampfmärchens erst mal verschwunden war. Die Zeit war also reif für einen Film wie "The Ides of March".
Und das ist auch gut so. Meisterhaft inszeniert Clooney die Schattenseiten der Politik, die Intrigen die gesponnen werden, die miesen Tricks und Hetzkampagnen, der manipulative Charakter eines amerikanischen Wahlkampfs und die selbstsüchtige Rolle der Medien.
"The Ides of March" verdeutlicht auf eine gekonnte und unaufdringliche Art und Weise, dass die Welt eine Bühne ist. Ein gezielt für die Medien generiertes Image der Präsidentschaftskandidaten, Wahlkampfthemen die nach Popularität und nicht nach Dringlichkeit ins Wahlkampfprogramm aufgenommen werden und am Schluß wählt das Stimmvieh dann das Gesicht das am sympatischten ist, den Mann mit dem es am liebsten ein Bier trinken würde.
Doch hinter dem Vorhang geht es um ganz andere Dinge. Pokerspiele um Deligierte und dessen Stimmen, das Gewinnen der Gunst der Medien, das Aufdecken schmutziger Geheimnisse, das Ausstechen des Konkurenten um jeden Preis und das eiskalte Abservieren von Menschen die dem Erreichen der Macht im Wege stehen, sei es drum ob diese Freunde sind und im schlimmsten Fall dessen Leben zerstört wird. Macht ist alles und Idealismus ist etwas für Schwachköpfe.
Die Inszenierung dieses Grabens zwischen der Politik, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen und der Realität der Strippenzieher im Hintergrund ist die große Stärke dieses Films.
Und natürlich die ausnahmslos überzeugende Arbeit der Schauspieler. Ryan Goslings exzellenter Auftritt dürfte nach Drive niemanden mehr überraschen und dass Philip Seymour Hoffman, George Clooney und auch Paul Giamatti zu den ganz Großen gehören ist mittlerweile wohl unbestreitbar.
Ein entlarvendes, spannendes und vor allem wichtiges Filmerlebnis. Nicht verpassen!
Entlarvend, realisitisch, wichtig und gleichzeitig unterhaltsam. George Clooney führt uns hinter den Vorhang des Theaterstücks, das wir Politik nennen.