DRAMA/HORROR: USA, 2006
Regie: Mitchell Altieri, Phil Flores (The Butcher Brothers)
Darsteller: Cory Knauf, Samuel Child, Joseph McKelheer, Mackenzie Firgens
Seit dem Tod ihrer Eltern versuchen vier Geschwister so gut es geht ihren Platz im Leben und innerhalb der Gesellschaft zu finden. David, der Älteste, hat sich seiner jüngeren Geschwister angenommen und müht sich Tag für Tag ab, ihnen eine heile Familienidylle vorzuspielen. Gar nicht so einfach wenn die Zwillinge Wendell und Darlene nur Unsinn im Kopf haben und die Familie wegen ihrer Dummheiten bereits sechs Mal innerhalb von zwei Jahren umziehen musste. Aber vor allem Nachzögling Francis bereitet seinen älteren Geschwistern Sorgen. Der sensible Teenager steckt nämlich gerade inmitten eines Selbstfindungsprozesses und rebelliert gegen die Familientradition, immer ein paar junge Tramper im Keller gefangen zu halten
KRITIK:Auch wenn das Filmplakat etwas anderes vermuten lässt, geht The Hamiltons
eher Richtung Drama als Horror. Der Film beinhaltet zwar ein paar blutige Szenen,
diese dürften Gorehounds aber kaum zufrieden stellen, zumal das meiste gar nicht
explizit gezeigt sondern lediglich angedeutet wird.
Stattdessen folgt der Film der Hauptperson Francis, aus dessen Sicht der Film
erzählt wird. Seit einiger Zeit rennt der sensible Teenager ständig mit einer
Handkamera durch die Gegend. Angeblich benötigt er sie für ein Schulprojekt. Dass
er in der Schule eher durch Abwesenheit glänzt, weshalb er sich die Moralpredigen
seines ältesten Bruders anhören darf, tut dabei kaum zur Sache.
Mit der Kamera durchstreift Francis die gepflegte Siedlung, folgt stillgelegten
Gleisen und seinen Geschwistern. Er filmt seinen ältesten Bruder beim Versuch die
dysfunktionale Familie zusammenhalten und hält mit der Kamera fest, wie dieser
einen Tramper aufgabelt.
Mit der Handkamera bewaffnet wagt er sich sogar bis zu den im Keller gefangen
gehalten jungen Frauen vor.
Francis dreht einen Film über seine Familie, er versucht das Grauen festzuhalten,
um es verarbeiten zu können. Denn sprechen kann er mit niemanden über den Abgrund,
der sich hinter dem Idyll der heilen Familie auftut. Also nimmt er ihn auf. Es ist
auch Francis, der uns in die Geschichte einführt. Aus dem Off stellt er uns seine
Brüder und seine Schwester vor, erzählt von seinen Eltern und davon, dass seine
Mutter immer gesagt hatte, dass die Familie das wichtigste im Leben sei.
Dies ist auch der moralische Knackpunkt, mit dem Francis konfrontiert ist. Er
verabscheut seine Familie zwar, doch gleichzeitig braucht er sie auch um in der Welt zu überleben, da er außer seinen Geschwistern niemanden hat.
Vor allem von der Drama-Seite her bietet der Film also einige überaus interessante
Ansatzpunkte. Der Film versucht aber mehr als ein gewöhnliches Drama zu sein, er
setzt zusätzlich auch noch auf Horror. Also wird ein großes Geheimnis um das
blutdurstige Etwas, das im Keller gefangen gehalten wird, gemacht. Wirkliche
Spannung will dabei aber kaum aufkommen, zumal die Auflösung doch ziemlich
vorhersehbar ist. Hinzu kommt, dass die sterile Optik der Atmosphäre des Streifens
nicht gerade zuträglich ist. Und auch was die Logik betrifft, gibt es einige
(gröbere) Abstriche. Dafür ist die Integration der grobkörnigen Handkamerabilder
in den Film recht gut gelungen.
Die Schauspieler machen ihre Sache für eine solch Low-Budget-Produktion, zumindest
zum größten Teil, überraschend gut, obwohl bei einigen ein gewisser Hang zum
Overacting vorhanden ist und die Eigenheiten der Figuren oft viel zu sehr betont
werden.
Was bleibt sind gute Ansätze in einem modernen Coming-Of-Age-Drama. Von den vielen
ähnlich gelagerten Independentfilmen hebt sich The Hamiltons vor allem durch
die Vermischung mit klassischen Horrorelementen ab. Auch wenn das Plakat einen etwas anderen Film suggeriert. Alles in allem schufen die "Butcher Brothers" einen
netten kleinen, in sich geschlossenen Film, von dem man sich aber auch nicht allzu
viel erwarten sollte.
In sich geschlossenes Indie-Coming-Of-Age Drama der härteren Art, das mit einem interessanten Grundplot aufwartet und von den "Butcher Brothers" solide in Szene gesetzt wurde. Etwas mehr Tiefe und Realismus hätte dem Film, der Drama- und Horror-Elemente verbindet, aber sicher nicht geschadet.