OT: The Guard
THRILLERGROTESKE: IRL/GB, 2011
Regie: John Michael McDonagh
Darsteller: Brendan Gleeson, Don Cheadle, Liam Cunningham, David Wilmot, Mark Strong
In einer westirischen Kleinstadt wird ein erschossener Mann gefunden. Möglicherweise handelt es sich um einen Ritualmord. Zuständiger Ermittler ist Sgt. Boyle, ein nicht sehr beliebter Mann, da er sich gerne auf unverschämte Art und Weise mit allen möglichen Leuten anlegt und wesentlich mehr Interesse an Dubliner Prostituierten oder gepflegten Bieren als an Polizeiarbeit zeigt. Boyles Unwillen wird noch durch einen neuen Kollegen und dem Eintreffen eines FBI-Mannes, der wegen einer angeblichen Drogenaktion vor Ort ist, verschärft. Doch als sein Kollege spurlos verschwindet und das Dealer-Trio immer mehr in Boyles Leben eindringen, ist langsam, aber sicher Schluss mit lustig. Gemeinsam mit dem FBI-Agenten, aber immer auf eigene Art und in eigenem Tempo, tritt Boyle gegen die scheinbar übermächtigen Gegner an.
Laut Regisseur McDonagh sieht er seinen eigenen Film als Western aus dem tiefen Westen Irlands gleichwohl wie als Anti-CSI-Film. Die Western-Theorie scheint einen wahren Kern zu haben, wenn man den eindeutigen Western-Score (Calexico!) - unterbrochen von irischen Folk-Balladen - und gewisse High-Noon-Momente in Betracht zieht.
Ansonsten ein sehr seltsamer Film, der sich einer genauen Zuteilung zu einem Genre entzieht. Er ist sowohl Krimi, als auch Komödie, Western wie Poliziesco (Kollegin Mauritia, aufgepasst!), hat dramatische und Action-Elemente.
Am ehesten ist er wohl Komödie, wobei man sagen muss, dass, wer meint, britischer Humor ist zu schwarz, dem/der sei versichert, irischer Humor ist noch schwärzer und dazu noch trocken wie einige Handvoll Wüstensand. Die Schauspieler sind feinstens ausgewählt und noch die kleinste Rolle hat was.
Natürlich, Brendan Gleeson im (hmm?) Heldenpart überstrahlt einfach alles. Der alte Theaterprofi zeigt mit minimalen Gesten und Mienen eine nahezu überdimensionale Dominanz, wo alle anderen nur staunen können. Meine persönliche Liebe gilt aber fast dem Dealer-Trio (Cunningham, Wilmot, Strong), denen man fast einen eigenen Film wünschen würde.
Für die weibliche Note sorgen Fionnula Flanagan als Boyles sterbenskranke Mutter und Katarina Cas als die Gattin des verschwundenen Kollegen, die Boyle um Hilfe bittet und sich nicht wirklich von seiner an den Tag gelegten Art täuschen lässt.
Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass diejenigen, die gerne Ausschau nach zitierten Filmen halten (Ja, Ja - ihr, genau ihr - da hilft auch das Verstecken nichts), viel zu tun haben, denn Tarantino ist nichts gegen Herrn McDonagh, das sei euch versichert.
Ein Film, dessen Charme erst im Laufe der nahezu hundert Minuten aufgeht. Origineller Krimi voll schwarzem Humor (in der irischen Spielart), Western aus Irland mit einer Unzahl aus kleineren und kleinsten Nebensträngen, klassem Ensemble und markigen Sprüchen. Definitiv kein Schenkelklopfer, aber das hat er auch nicht nötig.