OT: La casa della paura
GIALLO AND FRIENDS: Italien, 1974
Regie: William Rose
Darsteller: Daniela Giordano, Ralf Vallone, Rosalba Neri, Karin Schubert, Brad Harris
Die hübsche Signorina hat es nicht gerade leicht. Erst ist sie - nach eigener Auskunft "versehentlich" - im Knast gelandet (allerdings verneint sie auch das, denn schließlich war es "nur" ein Frauengefängnis!). Und als sie diesen wieder verlässt, landet sie in einem etwas runtergekommenen Zimmer mit der titelgebenden Nummer 2 A. Sehr bald merkt sie, dass sie hinter Eisenstangen auch nicht schlechter behütet war, zumindest tropfte dort kein Blut aus (!) dem Boden. Schlimmer noch: Im Zimmer träumt man nächtens von scharlachroten Henkern, schwingenden Peitschen und schreienden Opfern alp. Und ihre Vormieterin wurde auf bestialische Weise umgebracht...
Der Giallo ist ja ein dankbares Genre. Solange der Film in Italien gedreht wurde, es in ihm auch nur ansatzweise um möglichst blutige Morde geht und die Identität des Mörder im Dunkeln ist, darf, kann und soll man den Film zum Giallo hinzurechnen.
So auch in diesem Fall. Film in Italien gedreht? Check! Blutige Morde? Check! Identität des Killers unbekannt? Check! Damit wäre das Genre schon mal definiert. Und was sagt das über den Film aus? Nichts.
Oder sagen wir, fast nichts. Denn zumindest vertrauen wir auf einen gewissen Schauwert, den das Genre eigentlich immer zu bieten hat. Wenn nach etwas mehr als 20 Minuten die rote Klu-Klux-Klan-Spoke durch das Bild turnt und sein Unwesen treibt, dürfte sich der Zuschauer auch am Ziel seiner Wünsche angekommen fühlen. Aber sich zugleich langsam fragen, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.
Dabei ist es ja nicht so, als ob uns torturende rote Roben nun völlig unbekannt seien. In Deutschland wütete der MÖNCH MIT DER PEITSCHE und in Italien der Crimson Executioner in BLOODY PIT OF HORROR. So etwas kommt im schönsten Eastmancolor immer ziemlich gut. Zumal Eastmancolor ja ohnehin die unangenehme Eigenschaft hat, im Laufe der Jahre einen Rotstich zu bekommen. Das macht die Sache nicht besser. Vom visuellen Standpunkt, versteht sich. Unser Kapuziner sieht ja sowieso rot.
Aber einer muss ja ausrasten, sonst gäbe es nichts zu sehen. Neu ist dabei, dass der blutlechzende Bi-Ba-Butzemann auch noch Helfershelfer hat. Mehr noch, er ist ihnen ein quasireligiöser Anführer. Und das alles im Namen der Moral! In welchem Namen auch sonst? Ach Kinnas... Aber sei's drum. Wo waren wir?
Ach ja, bei den Schauwerten. Und da geizt der Film nun wirklich nicht. Miss Italia Daniela Giordano, Rosalba Neri, Karin Schubert - es gibt schlimmere Besetzungen. Und dann ist auch noch Brad Harris mit von der Partie. Der ist natürlich für die, ähm, Action zuständig. Denn irgendwann muss man dem Mann mit der Maske ja selbige genommen werden.
Tja, eine kurze Verfolgungsjagd später mit abschließender Klopperei ist man schlauer. Oder auch nicht. Denn eigentlich sitzt man dann mit drei Fragezeichen da. Und damit meine ich jetzt nicht, dass Justus Jonas und seine Freunde sich auf der Couch dazugesellen und ein Sixpack spendieren. Die Qualitäten des Films liegen also ganz sicher nicht in der Geschichte selbst begründet. Sondern vielmehr, wie sie erzählt wird.
Erzählt wird sie ziemlich bunt. Und ziemlich zusammenhanglos. Daran waren ganz sicher ein paar Pillchen und etwas Kraut schuld. Hier und da bleibt man etwas ratlos zurück. Macht aber nichts. Spaßig ist es.
Tja, ein Fazit ist gar nicht mal so einfach. Auf der einen Seite haben wir einen hübsch trashiges Torturfilmchen mit einer ziemlich holprig erzählten Kriminalgeschichte. Spannend ist das alles eigentlich nicht. Will sagen: ein Rohrkrepierer. Auf der anderen Seite hat der Film ein Herz für Zuschauer, die es möglichst farbig mögen. Abseits der abstrusen Story erfreut immer eine Kleinigkeit das Auge. Seien es die schönen Frauen, die mit weit aufgerissenen Augen als Damsel-in-Distress herhalten müssen. Oder seien es sinnbefreite Einschübe, auf die man nur kommen kann, wenn man sein Brain auf die große weite Reise schickt.