DRAMA & KOMöDIE: USA, Deut., 2011
Regie: Miranda July
Darsteller: Miranda July, Hamish Linklater
Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater) sind Mitte 30, leben in Los Angeles, sind seit vier Jahren ein Paar, hassen ihre Jobs und verbringen die meiste Zeit vor dem Internet. Sie sind auf dem besten Weg, sich auseinander zu leben. Da finden sie eine verletzte Katze und taufen sie Pfötchen. Sie bringen sie zum Arzt und wollen sie in einem Monat wieder abholen, um sie bei sich aufzunehmen. Plötzlich wird ihnen die Verantwortung bewusst, die damit einher geht und sie beschließen in den nächsten 30 Tagen, die ihnen noch in "Freiheit" bleiben, ihr Leben radikal zu ändern.
The Future ist ein wunderbares Portrait der Generation 30+, die plötzlich feststellt, dass sie weniger aus ihrem Leben gemacht hat, als sie immer geplant hatte. Eines Tages wacht man auf und denkt sich: Was hab ich überhaupt geleistet, was hab ich angefangen mit meinem Leben? Und ist es jetzt nicht schon zu spät nochmal alles zu ändern?
Genau vor diesem Problem stehen auch Sophie und Jason. Irgendwie haben sie ihr Leben verbummelt und langweilen sich jetzt gegenseitig. Bis sie eben beschließen alles nochmal neu in Angriff zu nehmen. Doch leider ist das alles nicht so einfach, denn sie scheitern erstmal. Was übrigens den Film sehr glaubwürdig macht, denn genauso ist es nunmal. Man ändert nicht einfach von heute auf morgen sein Leben, fällt nicht einfach aus seinen gewohnten Mustern, die man jahrelang liebevoll kultiviert hat. Man möchte so gerne, doch man steht sich selbst im Weg. Wo anfangen, wenn man so viel auf einmal möchte, am besten gar nicht.
Sophie und Jason scheitern also, aber sie fangen an. Sie probieren Neues, in kleinen Schritten und entfernen sich dadurch noch weiter voneinander und nähern sich wieder an. Eigentlich eine ganz einfache Geschichte, die uns Regisseurin, Hauptdarstellerin und Multitalent Miranda July ("YOU AND ME AND EVERYONE WE KNOW") da erzählt und trotzdem, oder gerade deswegen, ein wunderbarer Film.
The Future hat etwas von diesem verträumten Charme, den alle so an Die fabelhafte Welt der Amélie liebten. (Ich muss gestehen, dass ich den Film, aus mir einem nicht erklärlichen Grund, nie besonders mochte, auch wenn ich nachvollziehen kann, was alle daran so zauberhaft finden.) The Future hat auch verspielte, naive Momente, die aber für mich irgendwie leichter zugänglich waren, wohl auch, weil eben der Gegenpol existiert, der Moment indem man sich eingestehen muss, das man weitaus weniger großartig ist, als man sich immer erhofft hatte.
Ich hatte das Gefühl, dass es den Protagonisten egal ist was passiert, Hauptsache es passiert irgendwas, auch wenn es etwas Schreckliches ist. Ich habe diese Aussage einmal von David Lynch gehört, als er über seine Kindheit sprach und ich konnte das so gut nachvollziehen. Dieses Warten darauf, dass einfach irgendetwas passiert! Das gleiche Empfinden vermitteln die Hauptdarsteller.
Somit ist der ganze Film eine einzige Sinnsuche und eine sehr poetische noch dazu. Liebevoll und sehr charmant verpackt. In sehr ruhigen Bildern erzählt, mit herrlichen Dialogen. Hinter dieser Heiterkeit verbirgt sich allerdings große Traurigkeit. Existenzielle Fragen geht July äußerst verspielt an. Alles präsentiert sich locker und leicht, schaut man jedoch unter die Fassade, sind es wahrhaftig alles umtreibende Fragen mit denen sich die Regisseurin in The Future da beschäftigt. Umso erstaunlicher, dass es so gut gelingt, das alles in einem einzigen Film zu verpacken, der noch dazu so charmant daher kommt. Außerdem eine ganz neue Herangehensweise, die sehr erfrischend ist.
So hat der Film durchaus sehr absurde Momente, die sich unter Naivität verstecken, aber alles andere als naiv sind, sondern sogar äußerst bedacht und clever. Somit ist The Future ein extrem sehenswerter Film geworden.
The Future ist seit 25. Mai 2012 bei Alamode Film auf DVD erhältlich.
Ein herrlich erfrischendes Portrait der Generation 30+, die sich mit existenziellen Fragen rumschlagen muss. Wahnsinnig charmant verpackt geht The Future Themen an, die monumental sind. Allerdings so locker und heiter, dass man es gar nicht bemerkt, bis man ein wenig länger darüber nachdenkt.