THRILLER: USA, 2007
Regie: Andrew Lau
Darsteller: Richard Gere, Claire Danes, Ed Ackerman
Der Beamte Babbage kontrolliert registrierte Sexualstraftäter auf freiem Fuß. Nach Jahren wird er wird entlassen. 18 Tage Zeit hat er Zeit seine Nachfolgerin in die düstere Arbeit einzuführen. Während dieser Zeit beginnen beide zu ermitteln. Ein Mädchen ist entführt worden. Der Täter dürfte jemand aus Babbage Liste sein.
KRITIK:Wer erinnert sich nicht an Finchers Seven, wenn über Thriller gesprochen wird. Es bleibt ein unvergesslicher Film! Natürlich wurde eine Marketing-Idee draus, jeden noch so thrillerähnlichen Film um eine Mordserie mit den Worten "Nach Sieben kommt nun..." anzupreisen. Bisher kam leider keiner dieser "Nachfolger" annähernd an die Qualität des 90er Meisterwerks ran.
Überrascht hat mich dann aber dieser frische Titel hier, der bei uns nie in die Kinos kam. Warum wohl? Box-Office Pleite würde ich mal behaupten. Und irgendwie kaum überraschend, wenn man das Thema des Filmes näher betrachtet.
The Flock, übersetzt "die Herde", damit bezeichnet Babbage (Richard Gere) die Masse der Sexualstraftäter, die er als Beamter einer Sicherheitsbehörde besuchen muss. Wie The Woodsman behandelt auch dieser Film eindringlich ein unangenehmes Thema, das von der Masse natürlich nicht gern verdaut wird. Dem großen Publikum ist eben ein asexuelles Monster viel lieber (John Doe, Hannibal Lecter, Jigsaw). Komischerweise!
Richard Gere überrascht hier ungemein, spielt die Rolle intensiv, bringt das Wrack Babbage exzellent rüber. Ein altmodischer Ermittler, der gern auch mal Selbstjustiz verübt und seine ungeliebten "Fälle" ausgiebig verdrischt. Ein großes Plus und Empfehlung für jene, die ihn immer noch nicht ernst nehmen. Der Mann hat doch was drauf! An seiner Seite glänzt dann noch Claire Danes. Ihre Rolle als zartes, sensibles Protege meistert sie großartig, ist Richard Gere in jeder Szene ebenbürtig. Daumen hoch!
Hinter der Kamera stand kein geringerer als Hongkong-Export Andrew Lau (Infernal Affairs). An seiner Seite Enrique Chediak, bekannt für seine starke Kameraarbeiten (28 Weeks Later, Turistas, Down in the Valley). Zusammen schafften sie Bilder, die einfach nur brilliant wirken. Starke Kontraste, extreme Weitwinkel. Wie gern hätte ich diese schönen Bilder auf der Leinwand gesehen!
Auf jeden Fall kommen sie der Arbeit von Darius Khondji (Sieben-Kameramann) sehr, sehr nahe. Einige großartige, wohltuende visuelle Zitate gibt's: Ein heruntergekommener S/M-Schuppen, die bedeutungsvolle Wüstenszene. Es wird das offensichtliche Vorbild am laufenden Band zitiert. Gar nicht mal so unangenehm. Ebenbürtig ist The Flock Finchers Sieben optisch auf jeden Fall.
In Sachen Spannung kann der Film auch einiges bieten. Die Handlung wird klassisch erzählt, erlaubt sich keine Überstrapazierung. Andrew Lau beweist hier sein erzählerisches Talent, das ihn auch in Hongkong aus der Masse hervorstechen ließ. Das Tempo ist wunderbar gehalten. Gegenwart vermischt sich optimal mit Vergangenheit. Ausreichend Gefühl ist vorhanden. Die Atmosphäre ist konstant. Da gibt's wenig zu meckern! Großes Lob!
Reingucken lohnt sich! Wer packende Thriller derzeit vermisst, der kann sich mit The Flock einen schönen Abend machen. Hier ein gutgemeinter Tipp: Vermeidet die deutsche Fassung! Die ist grauenhaft! Englisch oder gar nicht! ;-)
Man kommt nicht drum herum diesen Psychothriller mit Finchers Seven zu vergleichen! Ich find es mal nicht negativ und gebe sogar zu, überrascht zu sein, dass aus The Flock durchaus ein solider, visuell ansprechender Thriller geworden ist, der fast keine Wünsche offen lässt. Der Film ist seinem Vorbild in vielerlei Hinsicht ebenbürtig.