ACTION: USA, 2012
Regie: Simon West
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Jet Li, Chuck Norris, Liam Hemsworth, Jean-Claude Van Damme
Eben erst haben sie den Gouvernator von Kalifornien aus den Händen eines nepalesischen Folterknechts befreit. Doch zur Ruhe setzen kann sich die schießwütige Rentner-Gang um Anführer Ross Barney (Sylvester Stallone) noch lange nicht. Erst müssen fünf Tonnen (!) waffenfähiges Plutonium vor Oberbösewicht Jean-Claude Van Damme alias Jean Vilain in Sicherheit gebracht werden. Doch Vilain macht seinem Namen alle Ehre, tritt dem Jüngsten der Expendables ein Messer in die Brust und muss fortan die Rache der Alten fürchten. Und die wird heftig ausfallen, so viel ist sicher ...
Stallones nostalgisches Gruppen-Gemetzel THE EXPENDABLES hat ja 2010 das Box-Office überraschend hart gerockt. 250 Millionen Dollar hat das weitgehend sinnfreie, aber hochamüsante Söldner-Spektakel weltweit eingespielt. Die unvermeidliche Fortsetzung folgt dem unvermeidlichen Prinzip "Mehr": Mehr Explosionen, (noch) mehr CGI-Blut, leider auch mehr Ironie.
Auch wenn nach einer alten Schlager-Weisheit das Leben erst mit 66 Jahren richtig anfängt, wollte sich Sylvester Stallone die Doppelbelastung Hauptrolle und Regie nicht noch einmal antun. Für das Sequel setzte er den britischen Action-Routinier Simon West (CON AIR, THE MECHANIC) auf den Regiestuhl. Der erledigte seinen Job nach Art eines braven Handwerkers: Grundsolide, unauffällig, und, wie man sagt: Auf der Höhe der Zeit. Soll heißen: Unter forcierter Zuhilfenahme von CGI-Blutfontänen und Festplatten-Explosionen. Eine Entwicklung im Actionkino unserer Tage, die anzuprangern ich langsam aufgebe ...
Doch ob digital oder analog, in ihrem wechseljahresbedingten Wunsch, noch einmal so richtig die Sau rauszulassen, lassen es Stallone und seine Freunde erneut ordentlich krachen. Gerüchte, der mächtige Produzent Avi Lerner hätte aus Gründen der Profit-Maximierung auf ein PG-13-Rating bestanden, erwiesen sich ganz offensichtlich als blinder Alarm: Der Film ist kein bissl zahmer als sein Vorgänger, und im Showdown wird ganz Old-School Mann gegen Mann gekämpft, dass die Schwarte kracht und die Fetzen fliegen. Testosterongestränktes Körperkino in Reinkultur, zumindest in der letzten halben Stunde.
Gedreht wurde in Bulgarien, wo die Kosten günstiger, die Stuntmen wagemutiger und die Sicherheitsvorkehrungen offensichtlich laxer sind als anderswo: Die Dreharbeiten wurden traurigerweise vom tödlichen Unfall eines Stuntman überschattet.
Was Form, Stil und Auftreten der alten Haudegen angeht, muss gemischte Bilanz gezogen werden: Stallone ist sichtlich rüstig und immer noch bestens in Form. Mickey "Cool Tool" Rourke wird schmerzlich vermisst. Bruce Willis ist cool wie immer, was man von "unserem" Arnie leider nicht wirklich behaupten kann: Von Hollywood in die Politik und wieder zurück nach Hollywood ist ja doch ein weiter und beschwerlicher Weg. Und offensichtlich lässt der Terminkalender eines Gouvernators keine Zeit für regelmäßige Kraftkammer-Besuche. Es schmerzt fast, das hinzuschreiben, aber der Mann, der einst CONAN DER BARBAR war, sieht heute ein bissl schmächtig aus.
Van Damme hingegen, der im ersten Teil keine Zeit hatte, legt sich hier umso mehr ins Zeug, trägt den Bösewicht schon im Filmnamen und nimmt seine Sonnenbrillen auch bei Nacht nicht ab. Coole Sau. Souverän wie immer auch Dolph Lundgren: Der studierte Chemiker, Hobby-Schlagzeuger, Ex-Bodyguard und Lover von Grace Jones kriegt zwar von der schönen chinesischne Schauspielerin Yu Nan einen Korb, aber von mir volle 10 Coolness-Punkte. Mindestens.
Die hätte sich wohl auch Chuck Norris gewünscht. Der bärtige Held unsterblicher B-Action-Klassiker wie DELTA FORCE oder INVASION USA ist ja zuletzt als aktiver Unterstützer der christlichen Rechten in den USA eher unangenehm aufgefallen. Und angeblich hat er auch mit Erfolg diverse böse Schimpfworte aus dem Drehbuch streichen lassen. Weil: Fluchen, das geziemt sich nicht für einen braven Christen. Humor hat er aber trotzdem: Seinen Auftritt zelebriert der alte Mann, der ein ein wenig aussieht wie Pettersson, der alte Mann aus der Kinderbuch-Reihe "Pettersson und Findus", konsequenterweise als Chuck Norris-Witz. Und der war gar nicht mal so schlecht.
Fassen wir also zusammen:
Die schießwütige Allstar-Rentnergang ist zurück: Die Handlung "reduced to the max", die alten Haudegen mehrheitlich immer noch gut in Form, der Munitionsverbrauch immens, die Ironie leider aufdringlicher als in Teil eins. Rockt unterm Strich aber immer noch ganz ordentlich. Uzi durchladen und ab ins Kino!
In diesem Sinne (Jason Statham über Dolph Lundgren): "A maniac with a brain. Scary!"