ACTION/HORROR/POSTAPOKALYPSE: USA, 2018
Regie: Mike P. Nelson
Darsteller: Tyler Hoechlin, Kate Bosworth, Lance Reddick, Sonoya Mizuno, Dana Gourrier
Der US-Präsident hat einen einen schlechten Tag und befiehlt eine Giftgas-Attacke auf die eigene Bevölkerung. Damit beendet er zwar den Bürgerkrieg, aber auch das Leben von Millionen Unschuldigen. Die wenigen, die sich gegen das Gift als immun erweisen, werden von psychopathischen Banden terrorisiert. In dieser wenig erquicklichen Situation versuchen Nina und Marc, von Minnesota ins vergleichsweise sichere Wisconsin zu fliehen, wo Ninas Eltern leben. Das wird kein Spaziergang ...
Es geschieht ja selten genug, dass sich ein postapokalyptisches B-Actionmovie in unsere Lichtspieltheater verirrt. THE DOMESTICS ist so ein Fall: Handwerklich sauber und gar nicht mal so billig inszeniert, ohne erkennbare CGI, mit handgemachten Effekten, ordentlichen Stunts, Gewaltexzessen derberen Zuschnitts und nicht gerade sparsamen Filmblut- und Pyrotechnik-Einsatz wird hier ein ziemlich ansehnliches Action-Feuerwerk abgefackelt. So etwas sollte man zu würdigen wissen und dem Film eine Chance geben - und sich nicht von kleinlichen Verrissen (hallo, filmstarts.de) abhalten lassen.
Zugegeben, neu oder gar innovativ ist hier rein gar nichts. Außer vielleicht der durchaus bemerkenswerte Versuch, das postapokalyptische Setting mit einem Beziehungsdrama (!) zu kreuzen und musikalisch mit Sixties-Oldies zu untermalen. Von diesen - wollen wir es mal kreativen Einfällen nennen - abgesehen zelebriert Regie-Debutant Mike P. Nelson die handelsüblichen Endzeitfilm-Klischees aber wie es sich gehört: Nämlich als anarchisch-rabiaten Karneval der nägelbesetzten Lederjacken, sinnbefreiten Gesichtsmasken und liebevoll getunten Schrottplatz-Autos.
Heraus kam ein ebenso bizarrer wie unterhaltsamer Action-Kracher, der wie aus der Zeit gefallen wirkt. MAD MAX lässt naheliegenderweise herzlich grüßen. Wobei der ungebremste, exzentrische Einfallsreichtum dieses Film eher an die verhaltenskreativen italienischen MAD MAX-Plagiate aus den Achtzigern erinnert, THE RIFFS, FIREFLASH, METROPOLIS 2000 und wie sie alle heißen. Mit dem Unterschied natürlich, dass er ein Vielfaches gekostet hat und um Hausecken professioneller produziert wurde als seine trashigen italienischen Freunde im Geiste.
Immer wieder heißt es ja, Filme mit mittlerem Budget seien eine aussterbende Gattung, weil Hollywood entweder Hunderte Millionen in Mega-Blockbuster steckt oder ultrabillige Horror-Franchises vom Fließband fertigt. Und nichts dazwischen. Das budgetäre Mittelfeld, also Filme um die 15 bis 30 Millionen, sei nicht mehr rentabel. Und doch haben wir hier ein klassisches Mid-Budget-B-Movie, das es nach Hollywoods Businessplänen eigentlich nicht mehr geben dürfte. Verantwortlich dafür ist die wiederauferstandene Produktionsfirma Orion, die in einem früheren Leben große Genre-Klassiker schuf, ROBOCOP, TERMINATOR oder DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, aber auch Arthouse-Perlen wie Jim Jarmusch' MYSTERY TRAIN oder Pedro Almodovars FRAUEN AM RANDE DES NERVENZUSAMMENBRUCHS.
Diese Fußstapfen kann und will THE DOMESTICS klarerweise nicht ausfüllen. Doch die Ambition des Studios, die durchformatierte Kinolandschaft unserer Tage mit eigenwilligen und unkonventionellen (Genre-)Filmen zu unterwandern, ist deutlich spürbar.
Seriöse Cineasten werden sich mit Grausen abwenden, aber wer die grundsätzliche Bereitschaft aufbringt, im besten Sinne "schlechte" Filme innig ans Herz zu drücken, wird mit diesem blutigen postapokalyptischen Actionthriller nicht die schlechtesten 90 Minuten seines Lebens verbringen.