HORROR: GB, 1968
Regie: Terence Fisher
Darsteller: Christopher Lee, Charles Gray, Nike Arrighi, Leon Greene
Zu ihrem Entsetzen müssen Rex van Ryn und der Duc de Richeleau feststellen, dass ihr junger Freund Simon in die Fänge von Teufelsanbetern geraten ist und kurz vor seiner "satanischen Taufe" steht. Der Duc und Rex möchten natürlich nicht tatenlos zusehen, wie ihr Kumpel dem Leibhaftigen anheimfällt und entführen ihn sowie einen weiteren Täufling (die hübsche Tanith) kurzerhand. Doch das Oberhaupt der Sekte, der teuflische Mocata, denkt gar nicht daran, seine beiden Schäfchen (oder heißt das bei Satanisten Ziegen?) (ungetaufter) Dinge ziehen zu lassen. Mittels schwarzer Magie möchte er Simon und Tanith zurück in den schwarzen Schoß der Sekte holen und seine Feinde vernichten...
Mitte der Sechziger. Teufelsanbetung und Okkultismus wurden chic, Pentagramme waren was Apple-Logos heute sind und der Bock von Mendes erlebte ein Revival wie seit Bibeltagen nicht mehr. In San Franscisco eröffnete die Church of Satan ihre erste Filiale und das damals nicht unbekannte Hollywood-Sternchen Jayne Mansfield trat noch schnell bei, bevor sie im Jahr 1967 bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen ist, mit Verlobten und Chihuahua.
Ein Jahr später, in England, kam man in den Konferenzräumen der Hammer Studios zum Entschluss, dass die Zeit nun reif wäre, Dennis Wheatleys aus dem Jahre 1934 stammenden okkulten Bestseller The Devil rides out endlich zu verfilmen.
On the road to the sabbath, of unholy passion
To raise the demons in the old fashion...
Besser wie es die leider nicht mehr existierende finnische Doom Metal-Institution Reverend Bizarre mit dieser Textzeile aus ihrem gleichnamigen dem Film gewidmeten Song auf den Punkt gebracht hat, kann man die Quintessenz von THE DEVIL RIDES OUT wohl nicht bündiger beschreiben. Unter der Regie Terence Fishers werden Dämonen am Fließband beschworen. Und zwar gemäß der alten Schule.
THE DEVIL RIDES OUT ist Grusel der altmodischen Art. Aber der charmanten altmodischen Art.
Sicher, die Geschichte ist manchmal so naiv wie die Special Effects hier und dort hoffnungslos drollig sind. Und ja, die ekstatischen Tänze während der einen gezeigten Schwarzen Messe sind nicht nur unfreiwillig komisch, sondern auch viel, viiiieeel zu handzahm. Die Hammer Studios haben die Nudity eben erst ein, zwei Jahre später mit Beginn der Karnstein-Trilogie für sich entdeckt. Und dennoch zählt dieser Hammer'sche Beitrag zur Okkulten Welle der 60er zu den rasantesten seiner Art. Für Hammer-Verhältnisse legt man hier sogar ein wahres Höllentempo vor.
Die Expositon dauert sechshundertundsechsundsechzig Sekunden und dann muss der alte Kumpel Simon auch schon aus den Klauen der Teufelsanbeter befreit werden. Und wo sie schon dabei sind; das Love Interest Tanith gleich mit. Was folgt ist ein Feuerwerk der Schwarzen Magie. Wenn nicht gerade ein Dämon oder gar der Zwiefach-Gehörnte himself aus der Hölle beschworen wird, gibt es wilde Oldtimer-Verfolgungsjagden, gesprengte Schwarze Messen oder man muss sich im schützenden weißmagischen Pentagramm riesigen Vogelspinnen und anderen Trugbildern erwehren.
Selten genug, dass Christopher Lee, die lebende Hammer-Legende, auf der Seite der Guten steht. Hier darf er stehen: Als aufrechter Jesus-Krieger Duc de Richleau murmelt er weißmagische Beschwörungsformeln wie ein zorniger Seraphim (oder einer dieser spitzbärtigen, durchgeknallten Zauberern aus Hong Kongs BLACK MAGIC-Kino), während seinen Part auf der Gegenseite der eisäugige Charles Gray übernimmt. In purpurnen Baphomet-Gewand und einer ganze Kiste an bösen Tricks bereitet er sich hier (als satanischer Hohepriester Mocata) schon ein bisschen auf seine künftige und größte Bösewichtrolle vor; in DIAMANTENFIEBER durfte Gray ja eine Inkarnation von Bonds Erzfeind Blofeld spielen.
Ungeachtet manch unfreiwillig komischer Einlage ist THE DEVIL RIDES OUT dennoch ein Klassiker in der Garde des Devil Worshipping Movie. Nicht nur, dass er zu den rasantesten Hammer-Filme der Sechziger zählt, er ist auch spannend inszeniert. Er erinnert nicht nur stilistisch an andere thematisch vergleichbare britische Horror-Großtaten wie etwa NIGHT OF THE DEMON oder BURN WITCH BURN; sondern erreicht in seinen besten Momente auch deren Klasse. Und man mag die Riesenspinne albern finden oder nicht; aber die Goat of Mendes, die sich während einer Schwarzen Messe kurz die Ehre gibt, sieht einfach klasse aus!
Eine lustige (oder je nach abergläubischer Tendenz auch beunruhigende) Randnotiz ist, dass THE DEVIL RIDES OUT in der deutschsprachigen Online-Filmdatenbank derzeit auf einen Schnitt von exakt 6,66 Punkten kommt. Ein Schelm, wer da an Baphomet denkt...
In diesem Sinne: "She's dead..." - "Yes, I know. The Angel of Death was summoned. And he cannot return empty-handed."
"On the road to the Sabbath, of unholy passion - To raise the demons in the old fashion"
So lautet eine herrliche Textzeile aus jenem Song, den die leider nicht mehr existierende Doom Metal-Band Reverend Bizarre zu Ehren dieses Films geschrieben hat. Damit ist die Quintessenz von THE DEVIL RIDES OUT - altmodischer, aber schmissiger Gruselfilm im Stile eines NIGHT OF THE DEMON mit Christopher Lee, schwarzer Magie, drolligen Spezialeffekten und so vielen Pentagrammen, dass es der Goat of Mendes vor Freude auch das dritte Horn stellt - so perfekt auf den Punkt gebracht, dass dem nichts weiter hinzuzufügen ist. Außer vielleicht, dass THE DEVIL RIDES OUT nicht nur den Beitrag der Hammer-Studios zur Okkultwelle der ausgehenden 60er darstellt, sondern vor allem eine formidable Verfilmung des gleichnamigen Dennis Wheatley-Romans ist.