OT: The Descendants
DRAMA: USA, 2011
Regie: Alexander Payne
Darsteller: George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Nick Krause, Matthew Lillard
Als seine Frau nach einem Bootsunfall im Koma liegt, erfährt Matt King (George Clooney), dass diese hinter seinem Rücken eine Affäre hatte. Was seine Situation nicht gerade verbessert...
"My friends on the mainland think just because I live in Hawaii, I live in paradise. Like a permanent vacation. We're all just out here drinking Mai Tais, shaking our hips, and catching waves. Are they nuts?"
Eigentlich hat Matt alles was er sich wünschen kann. Er ist Nachfahre einer mächtigen hawaianisch-amerikanschen Familie, hat selbst Frau und zwei Töchter, besitzt nebenbei zusammen mit seinen Cousins ein riesiges Stück Land auf der Trauminsel und hat genug Geld um theoretisch nie mehr in seinem Leben einen Finger krümmen zu müssen.
Aber Theorie ist nun mal nicht Praxis. Und praktisch geht Matt trotzdem arbeiten und vernachlässigt seine Familie.
"I know I can make things right."
Durch den Unfall seiner Frau verändert sich natürlich alles. Aber ein Unfall kann, so tragisch es auch sein mag, auch der Beginn eines Neuanfangs sein. Auch Matt erkannt dies und gelobt seiner Frau am Krankenbett sich zu bessern und mit ihr, falls sie nur endlich aufwachen möge, ein neues Leben anzufangen. Doch dann kommt alles anders und Matts geplanter Neuanfang rückt mehr und mehr in die Ferne.
"The last time I took care of my daughter was when she was three, now she's ten."
Nicht zuletzt, da Matt erkennen muss, dass seine Ehe wohl auf einer Lüge passierte. Seine Frau einen anderen hatte. Hin und hergerissen zwischen Wut, Eifersucht, Liebe und Anstand versucht Matt irgendwie weiterzumachen. Doch natürlich bohrt der Gedanke an den Anderen in ihm. Er will ihn sehen, wissen wie der Typ so ist, für den seine Frau ihn sitzen gelassen hat. Und macht sich dann natürlich auf die Suche. Oder so..
Regisseur Alexander Payne, der mit Filmen wie "Sideways" und "About Schmidt" bekannt geworden ist, erzählt die, nennen wir es einmal tragische, Familiengeschichte herrlich unpathetisch und erfrischend langsam. Immer wieder lockern lustige Szenen den Film auf, wie es sich bei einem Melodram halt gehört. Trotz einer Laufzeit von fast zwei Stunden gelingt es dem Film den Zuseher bei der Stange zu halten.
Hauptdarsteller George Clooney hat für seine Performance gleich mal einen Golden Globe und eine Oscarnominierung eingesackt. Für den Film selbst gab es neben dem Golden Globe auch einen Oscar für das beste Drehbuch.
"She was a faithfull devoted woman, she deserves more."
"The Descendants" ist vor allem ein Schauspielerfilm. Soll heißen, er hat viele emotional schwierige Szenen, in denen sich die einzelnen Protagonisten austoben können. Da kann es schon mal passieren, dass Matt seine Freunde damit konfrontiert, von der Affäre seiner Frau zu wissen und ihnen im nächsten Atemzug erklärt, dass sie sterben wird. Nicht gerade eine angenehme Situation. Aber zumindest machen solche Dinge eine dankbare Rolle aus.
Es tut gut wieder einmal einen Film zu sehen, in dem große Gefühle ohne die üblichen Klischees durchgespielt werden. Auch wenn der Film im Grunde nicht wirklich viel Neues zeigt. Obwohl der Film auch einige lustige Szenen bietet, so ist er doch von einem eher melancholischem Grundton gehalten.
Dramödienspezialist Alexander Payne lässt in "The Descendants" George Clooney als gehörenden Ehemann auftrumpfen. Heraus kam ein teils lustiges, teils etwas trauriges, aber immer auch ein wenig melancholisches Porträt eines Mannes auf dem Scheideweg. Und seiner Familie. Vielleicht etwas overhyped, aber sicherlich sehenswert.