ACTION/THRILLER: USA, 2005
Regie: William Tannen
Darsteller: Chuck Norris, Joanna Pacula, Daniel Bernhardt
Ein Gangster tötet fünf Archäologen in der Wüste Sinai, um Diamanten mit religiös-historischem Wert an sich zu reißen. Doch den Edelsteinen fehlt der nötige Feinschliff. Kurzerhand wird ein jüdischer Diamantenschleifer entführt, der im Konzentrationslager Ausschwitz eine einzigartige Schleiftechnik entwickelt hatte. Privatdetektiv John Shepherd (Chuck Norris) wird eingeschaltet - und kommt auf die Spur eines totgeglaubten Altnazis mit bösen Absichten ...
KRITIK:
Chuck Norris, sechsfacher Karateweltmeister und bärtiges Aushängeschild des nicht eben pazifistischen
Actionkinos der 80er, ist kürzlich 66 geworden. Wir gratulieren ganz herzlich. Zum Geburtstag. Nicht zu diesem Film.
Über zehn Jahre, so liest man auf IMDB.com, habe es gedauert, bis dieses Filmprojekt verwirklicht werden konnte.
Das Ergebnis ist schon ein bissi sehr dürftig.
Wem kann man The Cutter empfehlen?
Actionfans? Die werden sich eher langweilen. Von einer - zugegeben ganz passablen - Autoverfolgungsjagd und ein paar Prügeleien abgesehen ist actiontechnisch kaum was los. Und vom erschreckend mickrigen Showdown gar nicht erst zu reden. Und Mr. Norris? Zugegeben, für sein Alter wirkt der ehemalige Actionheld immer noch sehr rüstig. Dennoch hat er sich für die - eh alles andere als spektakulären - Kampfszenen vorsichtshalber doublen lassen.
Norris-Nostalgiker werden wohl seinen zumindest actiontechnisch durchaus ansehnlichen "Heldentaten" aus den 80ern (Delta Force, Invasion USA) ein paar bittere Tränen nachweinen.
Wie siehts mit Trash-Fans aus? Mit Menschen also, die vorsätzlich schlechte Filme ansehen, um sich über haarsträubende Plots, schauerliche Spezialeffekte und unfreiwillige Komik schiefzulachen?
Ebenfalls Fehlanzeige: Die Regie ist nämlich durchaus professionell und solide, was für B-Filme dieser Preisklasse nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Ganz praktisch: Die zahlreichen Rückblenden - von Szenen nämlich, die gerade erst wenige Film-Minuten zurückliegen. Da kann man getrost mal die Fast Forward-Taste drücken und versäumt trotzdem nichts Weltbewegendes.
Die größte Überraschung des Films liegt in einem Handlungs-Detail: Der böse Altnazi
wohnt - erraten - in "Wien, Österreich", wie wir mittels Texteinblendung erfahren.
Warum er dann ein Auto mit Salzburger Kennzeichen fährt, wird aber nicht näher erklärt. Ich tippe auf eine Sommer-Residenz im Salzkammergut, wie es sich für einen ordentlichen Nazi gehört.
Damit hätten wir ja doch eine Zielgruppe für dieses nette Filmchen gefunden: Patriotische Krone-Leser, die sich furchtbar ärgern, wenn
unser schönes Heimatland von amerikanischen Weltverschwörern böswilligerweise als Nazi-Altersheim diffamiert wird.
Staberl, übernehmen Sie!
Mittelmäßiges B-Action-Movie, das mangelnde Spannung mit einer reißerischen Story
um Altnazis und KZ-Überlebende auszugleichen versucht. Chuck Norris wirkt für 66 Jahre erstaunlich rüstig.
Für treue Fans.
Die Verleih-DVD von e-m-s erscheint am 21.9.2006.