DRAMA/THRILLER: GB, 1992
Regie: Neil Jordan
Darsteller: Forest Whitaker, Stephen Rea, Jaye Davidson
THE CRYING GAME beginnt auf einem Vergnügungspark in Nordirland. Hier wird der britische Soldat Jody (Forest Whitaker) von der IRA gekidnapped. In der Gefangenschaft freundet er sich dem aussteigewilligen Untergrund-Kämpfer Fergus (Stephen Rea) an, der prompt den Auftrag erhält, Jody zu erschießen. Fergus taucht in London unter, wo er mit Jodys Freundin/Witwe Jill Kontakt aufnimmt. Was mit Jody passierte, verschweigt er. Aber auch Jill hat ein Geheimnis...
KRITIK:Wie man auf Wikipedia erfährt, hatte Neil Jordan einige Mühe, diesen exzellenten Film zu realisieren. Der Twist in der Filmmitte (nein, ihr Spoiler-Phobiker, ihr könnt ruhig weiterlesen, hier wird nichts verraten) stellte die Filmstudios anno 1992 vor erhebliche Probleme. Und auch das Casting gestaltete sich alles andere als einfach.
Aber siehe da: Als der Film doch in die Kinos kam, waren Publikum und Kritiker gleichermaßen hingerissen. Über 60 Millionen Dollar spülte das "provozierende, abgründige Meisterwerk" (Zitat Cinema) in die amerikanischen Kinokassen - eine ziemliche Sensation für eine europäische Low Budget-Produktion.
Umso unverständlicher, dass der Film hierzulande über Geheimtipp-Status nie hinauskam. THE CRYING GAME hätte bei Gott besseres verdient, als in einem DVD-Cover von ausgesuchter Hässlichkeit um 3 Euro in Elektromarkt-Wühlkisten verramscht zu werden.
Politthriller und Lovestory, kann das zusammen gehen? Aber ja: Neil Jordan bringt das Kunststück zuwege, aus den völlig konträren Genres ein faszinierendes Gesamtkunstwerk zu mixen, das spannend unterhält UND den Zuseher emotional mitreißt.
Die kammerspielartige erste halbe Stunde ist an Spannung kaum zu überbieten, ehe der Film jäh in melodramatische Gefilde umschlägt.
Die Welt in Neil Jordans Filmen ist stets feindlich; doch der Mann ist bekennender Romantiker und glaubt an eine Liebe, die alle widrigen Umstände überwindet.
Dabei spielt THE CRYING GAME ein raffiniertes Spiel mit Identitäten, Rollen und Masken, die wohl jeder von uns in irgendeiner Weise überzieht. Weil ja, wie man weiß, die Liebe viel mit Maskierung zu tun hat.
Und wunderschön anzusehen ist die bunte Maskerade sowieso. Von Neil Jordan, einem Film-Ästheten der alten Schule, sind wir auch nichts anderes gewöhnt.
Und weil mir eh niemand glaubt, erlaube ich mir zum Abschluss ein paar Pressestimmen aus der Wikipedia zu zitieren:
"Ein provozierendes, abgründiges Meisterwerk. - 100%" (Cinema)
"Ein phantastisch guter Thriller." (Sunday Telegraph)
"Sexy, brutal, überhitzt." (News Day)
"Brisantes Polit-Drama und bizarre Liebesgeschichte voller Überraschungen." (DVD & Video Report)
"Faszinierend erzählte und ausgezeichnet gespielte Geschichte eines jungen Mannes, dessen Selbstfindung und Entscheidungsfähigkeit mit den von außen hereinbrechenden Ereignissen kaum Schritt halten kann; zudem eine hervorragende wie lustvolle Reflexion über Schein und Sein. - Sehenswert. (Lexikon des internationalen Films)
Vielleicht Neil Jordans außergewöhnlichster Film, der, was selten genug vorkommt, bei Kritikern und Publikum gleichermaßen punkten konnte. Gibt's zum absoluten Dumpling-Preis in diversen geilen Geiz-Elektromärkten.