HORROR: USA, 2010
Regie: Breck Eisner
Darsteller: Timothy Olyphant, Radha Mitchell, Joe Anderson
Die Einwohner einer Kleinstadt in Iowa fallen reihenweise dem Wahnsinn anheim und über ihre noch gesunden Mitmenschen her. Sherrif Dutton, der eben seinen Nachbarn in Notwehr erschossen hatte, entdeckt, dass ein Militärflugzeug mit Bio-Kampfstoff an Bord ausgerechnet über den Trinkwasserquellen seiner Stadt abgestürzt ist. Während immer mehr Kontaminierte Amok laufen und das Militär auf alles schießt, was sich bewegt, versucht Dutton, seine schwangere Frau zu retten ...
KRITIK:Seit George A. Romeros grimmigem Katastrophen-Thriller THE CRAZIES (1973) sind auch schon wieder ein paar Jahre ins Land gezogen. Und weil Remakes von Horrorstreifen aus dem Siebzigern und Achtzigern fröhliche Urständ feiern, kommen nun auch Romeros durchdrehende Biokampfstoff-Opfer in den Genuss einer Neuverfilmung.
Nun kann man gute oder gar eigenständige Horror-Remakes ja an einer Hand abzählen. Rob Zombies HALLOWEEN, Alexandre Ajas THE HILLS HAVE EYES, Zack Sniders DAWN OF THE DEAD und Dennis Iliadis' LAST HOUSE ON THE LEFT fallen mir auf Anhieb ein.
Beim CRAZIES-Remake hat George A. Romero himself als ausführender Produzent darüber gewacht, dass Regie-Unglücksknabe Breck Eisner, der 2005 mit dem Abenteuerschinken SAHARA nicht weniger als 160 Millionen Dollar im Sand der gleichnamigen Wüste versenkte, keinen Blödsinn macht.
Das tut er auch nicht - im Gegenteil. Eisner hat (fast) alles richtig gemacht und lässt den Film ruhig angehen. So ruhig, dass die - vorsichtig ausgedrückt - einer eher bildungsfernen Schicht entstammende Mädchenrunde, die schon wegen eines arabischen Namens in den Titelcredits in prustendes Gelächter ausbrach, gefühlte 30 Minuten lang Zeit hatte, ihre Wochend-Erlebnisse verbal auszutauschen. Während des Films, versteht sich. Bis der Autor dieser Zeilen kraft seiner nachdrücklich erhobenen Männerstimme für Ruhe und Ordnung im Kinosaal sorgte. Worauf die Schnattergänse zum ersten - und gewiss nicht letzten Mal im Laufe des Films heftig zusammenzuckten. Ziemlich schreckhaft, die Jugend von heute ;-)
Wo waren wir? Regisseur Breck Eisner hat, wie gesagt, fast alles richtig gemacht und lässt den Film ruhig angehen, was der Charaktereinführung zu Gute kommt. Doch wenn das Inferno in der verseuchten Kleinstadt einmal losbricht, gibts kein Halten mehr. Da drückt Eisner kräftig aufs Gaspedal, lässt originelle Schocks im Dutzendpack vom Stapel und spart auch nicht gerade mit kreativen Kunstblut- und Makeup-Sauereien. Das "Mistgabel-Massaker", die Sache mit der Autowaschanlage und die Actionsequenz im verlassenen Kinderzimmer sind schon ziemlich krasse Momente, die auch Horror-Saubartln, die's gerne ein bissl härter haben, durchaus zufrieden grunzen lassen ;-)
Dass der politische Subtext des Originals nonchalant unter den Tisch gekehrt wird, fällt zwar auf, aber nicht unbedingt ins Gewicht. Die Zeiten sind härter geworden, was sich nicht nur im Gore-Anteil manifestiert, sondern auch im Modus Operandi des Militärs:
Möglicher Spoiler voraus:
Während die nukleare Radikal-Lösung bei Romeros Original lediglich in der Luft liegt, wird sie hier tatsächlich angewandt. Vielleicht auch demnächst bei der lecken Ölquelle im Golf von Mexiko - zuzutrauen wäre den Militaristen ja grundsätzlich alles. Also doch ein kleiner politischer Subtext
Spoiler Ende.
Apropos Ende: Wer, wie die bildungsferne Mädchenrunde vor mir, gleich beim Erscheinen der ersten End-Credits wie von der Tarantel gestochen aufspringt und aus dem Saal sprintet, könnte noch eine nette Schlusspointe versäumen. Aber die hätten sie eh nicht kapiert.
THE CRAZIES haben mich jetzt nicht unbedingt verrückt gemacht, aber für 110 Minuten grundsolide Horror-Unterhaltung mit beträchtlichem Gore-Anteil reicht die 2010er-Coverversion von Romeros Biokampfstoff-Apokalypse-Klassiker allemal.