OT: Gatto nero
HORROR: Italien, 1981
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Patrick Magee, Mimsy Farmer, David Warbeck, Dagmar Lassander
Die unheimliche Katze eines einsiedlerischen Totenbeschwörers schleicht durch die Gassen einer einsam gelegenen Ortschaft im englischen Hinterland. Wer ihr zu nahe kommt, erlebt den nächsten Morgen nicht mehr ...
Anfang der 80er (und im einige Jahre später folgenden Splatterfilm-Revival auf VHS) galt die ungeteilte Aufmerksamkeit und Ehrfurcht der Gorehounds natürlich Lucio Fulcis großen Zombiefilmen, die wie eine Sintflut aus Blut, Maden und Gedärmen über das Fandom hereingebrochen sind.
Da gingen die weniger blutrünstigen Horrorfilme, die Fulci mit weitgehend identischer Crew und ebenso kultigem Cast in derselben Periode gedreht hat, völlig unter. MANHATTAN BABY aus dem Jahr 1982, der immerhin eine Veröffentlichung in der "Schwarzen Serie" des berüchtigten deutschen Astro-Labels während des High Noons des Splattervideozeitalters vorweisen konnte, wurde von diesem Schicksal weit weniger heftig getroffen als Fulcis lose Poe-Adaption THE BLACK CAT, welche haargenau zwischen EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL und GEISTERSTADT DER ZOMBIES entstanden ist. Ich muss gestehen, dass auch ich - goreblind wie alle anderen- Fulcis Poe'sche Katze bis vor kurzem völlig übersehen habe und nun äußerst glücklich bin, auch diese letzte Lücke im Werk des italienischen Gore & Giallo-Maestros endlich geschlossen zu haben.
Wird MANHATTAN BABY im Fandom nicht zuletzt wegen seiner umstrittenen Qualität verpönt, so verbirgt sich hinter THE BLACK CAT ein überraschend gelungener und sehenswerter italienischer Horrorfilm, der das Darben unter dem Scheffel eigentlich nicht verdient hat.
In den ersten zehn Minuten stört kaum ein gesprochenes Wort die Einstimmung auf diesen gefällig in düsterer Atmosphäre schwelgenden Film, der nur sporadisch Bezug auf seine literarische Vorlage nimmt. Es spricht nur die in ihren besten Momenten fast schon hypnotische Filmmusik von Pino Donaggio in wunderbarem Einklang mit Sergio Salvatis äußerst stimmungsvoller Fotografie. Gedreht wurde in einer abgeschiedenen Ortschaft in England. Und es ist eine trügerische Ruhe, die über den stillen Gassen und den morbiden Beinhäusern liegt. Denn durch die Straßen streift eine schwarze Katze, die im Folgenden manchem Dorfbewohner ein bizarres, mitunter gar nicht mal so unblutiges Ableben bescheren wird.
Wie in fast all seinen Horrorfilmen - egal ob diese nun EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL oder MANHATTAN BABY heißen - bedient sich Fulci auch hier der Set Piece-Methode. Er unterteilt die Handlung in eine Reihe aus alptraumhaften Szenarien, die auf den ersten Blick wirr und unzusammenhängend wirken, aber gerade deshalb eine beklemmend irrationale Stimmung schaffen. Diese nutzt er in BLACK CAT im Gegensatz zu seinen Zombiefilmen allerdings nicht für brachiale Ekeleinlagen, sondern zum Weben einer morbiden Atmosphäre, die der Poe'schen Vorlage zwar nicht strikt folgt, ihr aber den nötigen Respekt zollt.
Darstellerisch versammelt sich in diesem düsteren, englischen Dorf dann alles was im italienischen Horrorfilmen Rang und Namen hat und hatte.
Der unvergessene David Warbeck und Fulci-Stammspieler Al (WOODOO) Cliver spielen Polizisten, Mimsy (PERFUME OF THE LADY IN BLACK) Farmer die Damsel in Distress. Ein unheimlicher Patrick Magee ist nicht nur Katzenbesitzer, sondern auch ein eremitenhafter Okkultist, der des Nachts an den Gräbern die Stimmen der Toten auf Tonband aufzeichnet. Und die in diesen Tagen bereits recht füllig gewordene einstige Sex & Giallo-Queen Dagmar Lassander ist ebenso mit von der Partie wie Fulcis ewiges Opfer Daniela Doria. Definitiv kein Spoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass das Mädchen, welches in EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL ihre gesamten Gedärme auskotzt, in DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER ein Messer in den Hinterkopf gerammt und vom NEW YORK RIPPER Augapfel und Brustwarze per Rasierklinge durchschnitten bekommt, auch diesen Film nicht überleben wird...
Eine unheimliche schwarze Katze trägt den Tod in die Gassen eines abgeschiedenen, englischen Dorfes...- Gedreht zwischen EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL und GEISTERSTADT DER ZOMBIES ist dieser vergleichsweise maden-arme, aber herrlich morbide Horrorfilm von Lucio Fulci im Blut- und Gedärme-Tsunami seiner Splatterklassiker völlig untergegangen. Zu unrecht, denn die lose, aber alles andere als gewaltfreie Adaption der bekannten Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe verbindet ganz gefällig die Fulci-typische Methode der alptraumhaften Set Pieces mit dem Geist einer klassischen Schauermär.