OT: E tu vivrai nel terrore - L'aldilà
HORROR: I, 1981
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Catriona MacColl, Cinzia Monreale, David Warbeck
New Orleans, 1927: Ein fackeltragender Lynch-Mob bricht ins Hotel "7 Doors" ein und nagelt einen Mann an die Wand, um den Unglücklichen anschließend mit ungelöschtem Kalk zu übergießen.
50 Jahre später schickt sich eine junge Frau aus New York an, das baufällige Hotel wieder zu eröffnen. Doch die Renovierungsarbeiten werden von mysteriösen Unfällen und schauerhaften Phänomenen überschattet. Als Lisa hinter das Geheimnis der sieben Tore kommt, ist es bereits zu spät ...
Der italienische Filmemacher Lucio Fulci, der es in seiner wechselvollen Karriere auf insgesamt 56 Regiearbeiten brachte, verdankt seinen legendären Ruf einer Phase, die von 1979 bis 1982 dauerte. In jener Zeit schenkte uns der Maestro jene vier großen Zombiestreifen, die der hochgeschätzte Kollege Chris ehrfurchtsvoll die "Vier Evangelien" nennt.
WOODOO - DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES, EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL, DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER und GEISTERSTADT DER ZOMBIES. Jeder für sich ein unsterblicher Klassiker des Splatterkinos.
DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES. EIBON - DIE 7 TORE DES SCHRECKENS. ÜBER DEM JENSEITS. THE BEYOND. THE CITY OF THE LIVING DEAD. Egal, unter welch poetischem Verleihtitel der Film auch vertrieben wurde: Im Fandom herrscht Einigkeit, dass L'ADILDA (so der italienische Originaltitel) den absoluten Höhepunkt im Schaffen des Meisters markiert.
THE PSYCHIC mag vielleicht spannender sein, WOODOO inhaltlich stringenter oder der berüchtigte NEW YORK RIPPER (noch) blutgetränkter. Doch was Atmosphäre anbelangt, schlägt L'ADILDA sie alle um Längen. Als hätten sich die Herren David Lynch, Luis Bunuel und H.P. Lovecraft im Keller eines Leichenschauhauses getroffen, um einen Alptraum in den Farben Blutrot, Madenbraun und Leichengiftgrün zu malen.
Apropos: Das Gemälde, an dessen Fertigstellung der unglückliche Maler im Vorspann auf schmerzhafte Weise gehindert wird, dieses Gemälde mit der unheimlichen, leichengesäumten Nebellandschaft gibt bereits einen Vorgeschmack darauf, welches Schicksal den Protagonisten blühen wird.
Doch bis zum wahrhaft kunstvollen, ja poetischen Ende wird noch allerhand passieren in diesem surrealen Meisterstück von einem Splatterfilm, der wie selbstverständlich eine klassische Geister-Geschichte mit dem Zombie-Mythos kreuzt. Zwischen Säure-Attacken, Vogelspinnen-Invasionen, Holzsplittern und dekorativ platzenden Schädeldecken absolviert auch der Meister selbst einen Gastauftritt: Fulci spielt einen Beamten der Stadtverwaltung, der pflichtbewusst auf die korrekte Einhaltung der Mittagspause pocht. Mahlzeit!
Von diesem kleinen Insider-Joke abgesehen herrscht aber ein fast schon heiliger Ernst in diesem Evangelium nach Fulci. Die kunstvolle Gothic-Stimmung des Films findet sich auch in der Musik wieder. Der Score von Fabio Frizzi ist der perfekte Soundtrack für schlaflose Nächte und somnabule Spaziergänge entlang der Friedhofsmauer.
Fulcis Stamm-Kameramann Sergio Salvati, ein Garant für visuelle Qualität, experimentiert ausgiebig mit Zooms und Tiefenschärfen und zaubert dabei Bilder auf die Leinwand des Heimkinos, für die das Wort ATMOSPHÄRISCH in fetten Versalien geschrieben werden muss. Ein klassischer Zombiefilm, ein - ja, ich wiederhole mich - absolutes Meisterwerk, für das jede andere als die Höchstnote einer Gotteslästerung gleich käme. Amen.
Mit THE BEYOND hat Lucio Fulci, der große Surrealist unter den italienischen Blut- und Beuschel-Filmern der 70er und 80er einen Film geliefert, der unzählige Fans bekehrt und zu Gläubigen gemacht hat. Ein heiliger, unsterblicher Klassiker des Splatterkinos.
In diesem Sinne: "And you will face the sea of darkness and all therein that may be explored."