OT: The Ape
KOMÖDIE: USA, 2005
Regie: James Franco
Darsteller: James Franco, Brian Lally, Allison Bibicoff, Stacey Miller
Harry Walker ist ein Künstler. Ein missverstandener, versteht sich. Deshalb muss er anstatt seine genialen Gedankengänge in Romane zu gießen, mit einem Job in einer Telefonfirma vorlieb nehmen. Aber auch außerhalb der Arbeitszeit kommt er nicht zum Schreiben: sorgt doch seine Familie dafür, dass ihm die für seine künstlerische Tätigkeit notwendige Ruhe verwehrt wird. Daher beschließt Harry sich für einige Zeit in ein Apartment in der Innenstadt einzumieten. Doch statt der erhofften Ruhe erwartet ihm dort ein sprechender Affe...
... und der hat es in sich. James Franco, den man normalerweise nur als Schauspieler kennt, zeigt in seinem Regiedebüt einen Hang zu absurden Geschichten. Wie sonst kommt man auf die Idee einem missverstandenen Schriftsteller ausgerechnet einen penetranten Affen vorzusetzen?
Dass Franco nicht nur vor, sondern auch regelmäßig hinter dem Regiestuhl Platz nimmt, dürfte doch die meisten überraschen. Zu großer Bekanntheit gelangte bisher keines seiner Werke als Regisseur. Das "The Ape" kein allzu großer Erfolg beschieden war, ist meines Erachtens nach auch nicht sonderlich verwunderlich. Ist der Film doch etwas, sagen wir speziell.
"The Ape" erinnerte mich ständig an experimentelles Collegetheater. Der ganze Aufbau, die Szenen, die Dialoge all das wirkt wie 1:1 aus einem Theaterstück in einen Film kopiert. Es gibt sogar Pausen zwischen den einzelnen Szenen (in denen man meist Gorillas, auch gerne mal in schwarz-weiß) sieht.
Im Abspann findet man dann schließlich den Hinweis dass "The Ape" auf einem Stück von und mit James Franco passiert. Auch ein Großteil der Schauspieler aus "The Ape" stammen von der Bühne. Dadurch konnte der Film, laut einem Interview mit Franco, in knapp zwei Wochen gedreht werden. Und scheinbar wurde die ungezwungene Theateratmosphäre auch gleich mit auf Zelluloid gebannt.
Wer also einen halbwegs realistischen Film erwartet, ist in "The Ape" vollkommen falsch. Das nicht gerade sehr realistisch anmutende Affenkostüm tut sein Übriges dafür. Als Zuseher ist man erst einmal irritiert, wenn Franco in seinem Apartment herumschreit, dass da ein Gorilla ist und damit den offensichtlich verkleideten Schauspieler meint. Allerdings muss ich zugeben, dass die Affenmaske selbst einen eigenartigen Charme entwickelt. Teilweise erinnert mich das Ganze an den Hasen aus Donnie Darko. Es geht etwas Unheimliches von dem Affen aus.
Natürlich fragt man sich als Zuschauer auch immer wieder was das soll. Oder auf was das Ganze hinauslaufen soll. Ich sag's gleich: Ich habs nicht wirklich gecheckt. Es gab ein paar gute Ansätze, aber irgendwie ist in meinen Augen das meiste ins Leere verlaufen. In einem Interview erzählte Franco, dass das Buch "Revolutionary Road", ein Stück von Edward Albee und die Affenmaske ihn zu dem Stück inspiriert hätten. Klingt nach einer kruden Mischung. Und ist es wohl auch.
Auf der Bühne mag "The Ape" ja funktioniert haben, aber als Film irritiert das Werk oft zu sehr. Die Dialoge sind oft zu lang und gekünstelt, viele Szenen zu theaterlike. Es wird getanzt, gestritten, von einer Sekunde auf die andere ändern sich Gefühle und Situationen, dem Film fehlt dabei der Focus auf das Stille, das Leise. Und auch das Schauspiel und die Figuren sind für einen Film etwas sehr überzogen.
"The Ape" hat aber durchaus seine Momente. Apes wachsender Einfluss auf Harry, Harrys öder Job, all das ist durchaus sehenswert. Und für Leute mit etwas abgedrehten Humor gibt es genug Futter. Sofern sie die ruhigeren Dialogszenen überstehen. Der oft abseitige Humor besticht mit Liebe im Detail, ist teilweise aber auch albern. Zudem man kann Franco nicht vorwerfen, sich keine Mühe gegeben zu haben. Die Affenaufnahmen, die immer wieder zwischen den Szenen eingeschoben wurden sind erfrischend, die klassische Musik verleiht dem Film einen leichten Retro-Charme, ebenso das Affenkostüm.
Zum Schluss noch ein kleiner Test ob man mit dem Humor des Films etwas anfangen kann. Im Film kommt eine fiktive Datingseite namens "Rendez-Jew" vor. "You know.... Rendezvous with a Jew". Wer das lustig oder gar genial findet, kann ja mal eine Blick riskieren.
In seinem Regiedebüt "The Ape" verfilmte Hollywoodjungstar James Franco sein eigenes Bühnenstück. Und das merkt man. "The Ape" versprüht den frischen Charme einer Off-Broadway-Produktion, funktioniert als Film an sich aber nur bedingt. Wer auf absurdes Theater, Edward Albee oder James Franco steht, dürfte mit diesem Film seine Freude haben, der Rest dürfte sich eher langweilen.