HORROR: USA, 2006
Regie: Franklin Guerrero Jr.
Darsteller: DJ Perry, Leslie Anna Valenza, Terry Jernigan, Hollis McLachlan
Launas Handy klingelt. Auf dem Display: Die Nummer der Schwester. Aus dem Hörer kommen nur seltsame, unheilschwangere Geräusche. Mit ein paar Freunden macht sich Launa auf die Suche nach dem verschwundenen Schwesterherz. Die führt geradewegs zu einem stillgelegten Gefängnis, in welchem nun Zombies und Dämonen das Regiment führen
KRITIK:THE 8TH PLAGUE ist ein amerikanischer Indie-Horrorstreifen, der schon mancher Genregazette eine kleine Empfehlung wert war. Allerdings fragt man sich schon nach einer Viertelstunde, warum dies so ist.
Die Darsteller(innen), der Digital Video-Look, eine Protagonistin mit dem Nachnamen "Romero" und die Schlaftablettensynchronisation der deutschen DVD, die zumindest in der preiswerten Neuauflage im Rahmen der so genannten "Horror Box Vol. 2" den Notausgang zur Originaltonspur entbehrt, deuten zunächst auf keinen Geheimtipp, sondern eher auf einen weiteren unbedeutenden Genrebeitrag aus der No Budget-Ecke hin, der mit einem stillgelegten dämonen- und zombieverseuchten Gefängnis ins Horn von SLAUGHTERHOUSE ROCK blasen will.
Und der bescheidene erste Eindruck bessert sich im weiteren Verlauf des Films nicht wesentlich.
Okay, die erbärmliche deutsche Synchronisation kann man Regisseur Franklin Guerrero Jr. sicherlich nicht anlasten. Dann schon eher die haarsträubenden Klischees, die er am laufenden Meter bedient.
Launa ist eine ganz blasse Scream Queen; ihre Freunde noch viel öder. Der Deputy, der sie zum (gott)verlassenen Gefängnis chauffiert, ist einer von der Marke, die gerne "Proud to be a Redneck" im Streifenwagen hört und natürlich darf auch das besoffene Hinterwäldlerorakel im Unterhemd nicht fehlen. Der gute Rat des Letztgenannten lautet wie der von Muttern die Bahnhofstoiletten betreffend: "LEST NICHT WAS AN DEN WÄNDEN STEHT!"
Nun, in THE 8TH PLAGUE stehen dort natürlich nicht Angebote wie "Ficken für ne Büchs Bier und nen Debreziner!", sondern dämonische Passagen aus dem altbekannten "Book of the Dead". Jenes (dem Layout nach ein identisches Exemplar von dem aus TANZ DER TEUFEL) hatte nämlich einst zu Zeiten des Hochbetriebs ein Häftling in den Knast geschickt bekommen. Er hat ein bisschen darin geschmökert und sich flugs darauf in einen geifernden Dämon verwandelt.
Dann kam es - der Sage nach - zu einem Aufstand und das Gefängnis musste wegen Zombie- und Dämonenbefall geschlossen werden. Nachdem es viele Jahre lang leer stand, hat nun offenkundig Launas unvorsichtige Schwester die Geister des Höllenzuchthauses wieder aufgeschreckt und weil Dummheit bekanntlich in der Familie liegt, tut es Big Sis Launa ihr gleich.
Und wenn sie nicht zuvor schon von der kollektiv zum Zombie mutierten Vorgängerbesuchergruppe angefallen werden, lesen Launas Gefährten freilich fleißig das Gekritzel an den Wänden und verwandeln sich ebenfalls in - Jetzt alle! - bloodsucking demons!
Insbesondere weil sich das Ganze ab Halbzeit Zwo plötzlich in eine deftige Gorebauernmahlzeit verwandelt, hätte dies THE 8TH PLAGUE vor einigen Jahren eventuell noch den Hals gerettet. Aber weil ich a) solche Flicks im Dutzend cooler im Regal stehen habe und b) ich wohl langsam in ein Alter komme, wo man sich von den Bluthunden weg- und zu indischen Tanzfilmen hinbewegt, sind die Äxte und Augäpfel ohne nachhaltigen Eindruck an mir vorbei geflogen
Doch ich will nicht verschweigen, dass Regisseur Guerrero Junior aus seinen Fehlern gelernt hat: Sein zwei Jahre später entstandener CARVER ist zwar ähnlich anspruchlos, aber dafür ein recht unterhaltsames Backwood-Schlachtfest der gorigen Art.
Wen nicht abschreckt, dass dämonische Liner wie "Du blöder Schwanzlutscher! Ich töte dich!" mit der Inbrunst einer Ampulle Morphium intoniert werden, darf sich gegen später an einigen saftigen Splattereinlagen ergötzen. Ansonsten ist THE 8TH PLAGUE wahrlich eine Plage. Nämlich eine in Gestalt eines klischeeüberfrachteten Digital Video-Horrorfilm, der versucht SLAUGHTERHOUSE ROCK und TANZ DER TEUFEL die Ehre zu erweisen und dabei nicht den Schnipsel einer eigenen Visitenkarte vorweisen kann.
Da im letzten Drittel herausgerissene Augäpfel, Zombies und Axthiebe grassieren, könnte der Film durchaus zum Gorebauernvesper taugen. Nennt mich verwöhnt, übersättigt, meinetwegen auch ausgewimpt; aber für mich persönlich ist diese billige Sorte Blutwurst schon längst keine Gaumenfreude mehr.