KOMÖDIE: USA, 2005
Regie: Jason Reitman
Darsteller: Aaron Eckhart, Katie Holmes, Sam Elliott, Rob Lowe, William H. Macy, Robert Duvall
Nick Naylor (Aaron Eckhart) ist der beste Lobbyist, den die amerikanische Tabakindustrie je hatte:
Sein Job, das Rauchen als harmlos, lustvoll und sogar gesundheitsförderlich darzustellen,
erfordert zwar ein wenig - Zitat - "moralische Flexibilität". Doch wer "gut argumentiert, hat immer recht".
Das werden auch Gesundheitsapostel wie Senator Ortolan K. Finistirre (William H. Macy) begreifen, die jede Zigarettenschachtel mit einem Totenkopf-Foto zieren lassen will.
Probleme tauchen erst auf, als Nick von einer jungen Journalistin (Katie Holmes) mit eigenwilligen Recherche-Methoden reingelegt wird.
Jason Reitman, der Sohn von Ghostbusters-Regisseur Ivan Reitman,
inszenierte diese satirische Komödie, die den amerikanischen Gesundheits- und Reglementierungswahn
genau so auf die Schaufel nimmt wie die Methoden von Wirtschaftszweigen, die über Leichen gehen.
Unser Held, der smarte, eloquente Zigaretten-PR-Manager, trifft regelmäßig seine Freunde von der Alkohol- und Waffenindustrie am "Merchants of Death"-Stammtisch. Dort werden existenztielle Fragen erörtert,
wie etwa, welche Industrie mehr Menschen umbringt. Und was man gegen die "verdammten Gesundheitsaposteln" tun kann.
Erwartungsgemäß lässt Regisseur Jason Reitman die Tabak-Industrie
so unsympathisch wie nur möglich aussehen:
Die Zigaretten-Manager sind allesamt politisch weit rechtsstehende Machos,
die sich gerne mit ihrer Vietnam- oder Korea-Kriegsvergangenheit brüsten und Liberale als "Pussys" und "Wichser" beschimpfen.
Interessanterweise kommen Letztere aber auch nicht besser weg: Der liberale Senator Finistirre, ein verbissener Kämpfer gegen den blauen Dunst, wird als mieselsüchtiger, lustfeindlicher Spießer mit der Weltoffenheit eines Gartenzwergs vorgeführt. Der Film verschießt seine satirischen Giftpfeile also in beide Richtungen, und das ist gut so. Bloß will er dabei niemandem allzu sehr weh tun. Wer sich bösartige Radikal-Zynismen erwartet, wird also eher enttäuscht sein.
Dennoch: Als temporeich inszenierte und unterhaltsame Komödie leistet Thank You for Smoking
ganz gute Dienste: Die Schauspieler sind bis in die Nebenrollen wirklich gut gecastet -
hallo die Herrn Sam Elliot und Rob Lowe, lange nimmer gesehen - und Aaron Eckhart
in der Titelrolle schafft das Kunststück, ein Arschloch par excellence zum Sympathieträger zu machen. Respekt!
Auch der - offenbar unvermeidliche - Läuterungsprozess des Protagonisten kommt nur halb so pathetisch und kitschig als erwartet.
Eine Frage bleibt aber offen: Warum macht sich der Film ständig über das Rauchverbot in Mainstream-Hollywood-Filmen lustig - und BRICHT ES NICHT??? Einen rauchenden Tabak-PR-Menschen, der im gesamten Film nie mit einer Zigarette zu sehen ist, so was gibt's wohl auch nur in Hollywood.
Gute Darsteller und ein erstaunlich originelles Drehbuch sorgen für eine unterhaltsame, aber doch eine Spur zu brave satirische Komödie über Lobbyismus und Reglementierungswahn in the land of the free. Geht ok.