OT: Plook mun kuen ma kah 4
MARTIAL ARTS: THAI, 1994
Regie: Towatchai Ladloy, Prapon Petchinn, Panna Rittikrai
Darsteller: Panna Rittikrai, Banlu Srisaeng, Tony Jaa, Jai Janmulltree, Kanuengchai Kenla, Thunyaluk Rarchatha
Ich glaube ein Voodoo-Priester übt mithilfe eines willenlosen Kampfzombies bittere Rache dafür, dass ihn ein paar Kämpfer eines kleinen thailändischen Bergdorfes übel zugerichtet haben, nachdem er einige Dorfbewohner vergiftet hatte. Die Dorfbewohner wehren sich jedoch erneut mit aller Gewalt und unter Mithilfe einer kampferprobten japanischen Touristengruppe, sowie eines magisches Schwertes...
Ursprünglich wollte ich diese Kritik damit beginnen, diese thailändischen Filmemacher als Anarchos zu titulieren. Nach kurzem Nachdenken wurde mir jedoch klar, dass eine solch wirre Art Kino zu fabrizieren, die jede filmische Regel und Konvention unweigerlich ad absurdum führt, keinesfalls als Gegenteil eines kinematografischen Herrschafts-/Hierarchiebegriffs mit ideologischer Tiefe gelten kann. Nein, was sich hier auf der Leinwand (in meinem Falle dem TV-Panel) abspielt, kann in Bezug auf unsere Vorstellung von Kinokultur nur mehr mit dem Begriff Anomie, also dem "Zustand mangelhafter gesellschaftlicher Integration innerhalb eines sozialen Gebildes, der besonders durch Normabweichung und Nichtbeachtung bisher gültiger Verhaltensweisen gekennzeichnet ist." (Zitat Duden) umschrieben werden.
Man wirft nicht vollkommen unmotiviert Figuren, Ereignisse, Dia- und Monologe aufs Zelluloid. Man mutet dem Publikum nicht zu, zu keinem Zeitpunkt zu verstehen warum gerade etwas passiert, wozu das jetzt gesagt wurde, weshalb diese oder jene Figur auftaucht, wieso es jetzt eine Farbfilter braucht, was dieser sch... Ventilator schon wieder soll, oder warum eine Frau singt. Man verwendet auch keinen Deus ex machina in Form eines in einem vollkommen anderen Zusammenhang geplanteten magischen Schwertes. Das einzige logische Element in diesem Film sind die vielen Kampfszenen die den Streifen irgendwie zusammenhalten. Schön und gut, aber dann zerstückelt man diese doch nicht mit unzähligen/unlogischen Schnitten und Einstellungswechseln, Achsensprüngen und haufenweise eingefärbten unscharfen Bildern - das macht man doch alles nicht. Die !drei! Regisseure von THAILAND KILLER schon.
Bei THAILAND KILLER stimmt nichts! Die Kameraführung ist katastrophal; die Ausleuchtung mies; die Montage desolat; die SchaupielerInnen schlecht; die Dialoge unsinnig; der Ton grausam; die Musik fehl am Platz; der Production Sound nicht vorhanden; die dadurch notwendige Synchronisation verdient ihren Namen nicht - !!!und ich habe den Film im Original auf Thai gesehen!!! Wie übel muss die deutsche Synchro dann erst sein?! Im Vorspann und auch auf imdb ist tatsächlich ein Drehbuchautor angeführt, doch diese Behauptung entbehrt meiner Meinung nach jeglicher Grundlage. Ich bin mir nicht einmal sicher ob in Thailand "Regie führen" die gleiche Bedeutung hat wie bei uns.
Trotzdem ist das anscheinend vierte Sequel von PLOOK MUN KUEN MA KAH irgendwie großartig. Ja, richtig gelesen: irgendwie großartig! Warum? Weil dieses Flickwerk aus so vielen schönen "Flicken" besteht, die man sich zum eigenen filmischen Vergnügen (natürlich entgegen jeglicher narrativen Logik) zusammenbauen kann. Beispiele gefällig? Gerne! Ein unter dem Bann eines Voodoo-Priesters stehender Kämpfer der mordend durch die Dörfer zieht... klingt das nicht nach einer wunderbaren Synthese zwischen Caligari, dem Golem und Ghost Dog? Ein Mann der fast zu Tode geprügelt wurde und fünf Jahre später auftaucht um sich zu rächen und dabei alles niedermetzelt was ihm in den Weg kommt... Ben, die Braut und all die Frauen aus sämtlichen Rape-and-Revenge-Filmen hätten es nicht besser machen können, oder? Eine Frau die unmotiviert und vollkommen willkürlich einfach mal zu singen beginnt... ist das nicht Bollywood? Daneben gibt es Bezüge zu diversen Western, zu Martial-Arts-Filmen und noch vielem mehr. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die Musik aus irgendeiner bekannten Oper geklaut ist. Irgendwie habe ich mich auch in diesen Film verliebt, weil eine solche Form von kinematografischer Anomie - ein so herrlich anormaler, wunderbar durchgeknallter, vollkommen orientierungsloser und obendrein afilmischer Streifen alle üblichen Kinokonventionen (auch jene des Experimentalfilms - und die gibt es!) durchbricht und so absolut erfrischend und in gewisser Weise unterhaltend ist.
Ach übrigens, großartig finde ich ebenso, dass sämtliche Kampfszenen ohne Seil und doppelten Boden auskommen. Wer hier in den Dreck geworfen wird, der landet wirklich im Dreck! Toll so was! Auch wenn man sich das Vorspulen (Zeitraffer kann das einfach nicht genannt werden) nicht unbedingt als angewandte Tricktechnik aussuchen hätte müssen.
THAILAND KILLER macht so ziemlich alles falsch, was es falsch zu machen gibt! Trotzdem habe ich mich irgendwie in diesen aus Thailand stmmenden 90er Jahre Martial-Arts-Flick verguckt. Einfach nur weil er so ist, wie er ist. Ich könnte diesem Film von 0 bis 10 so ziemlich jede Punktezahl geben, da er sie alle auf eine gewisse Betrachtungsweise verdient hätte, wähle aber eine durchschnittliche Fünf, weil es hier für einen Rezensenten nichts zu bewerten gibt - das muss jede(r) für sich selbst erledigen! Der Film bietet nämlich die Möglichkeit sich sein eigenes filmisches Vergnügen zusammenschustern.
Wens interessiert, unten ist der Link zum Sehen des gesamten Films auf youtube. Und wer die deutsche Fassung furchtbar findet, sei getröste: ich habe den Film auf Thai gesehen. Dem fehlenden Production Sound sei Dank kann man das Wort Synchronisation getrost vergessen! Übrigens Trailer habe ich keinen gefunden, also gibts ein Ausschnitt aus den unfassbar actionreichen Kampfszenen ;-)