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Teufelskreis Alpha

Teufelskreis Alpha

OT: The Fury
HORROR/THRILLER: USA, 1978
Regie: Brian De Palma
Darsteller: Kirk Douglas, John Cassavetes, Andrew Stevens, Amy Irving

STORY:

Während eines Urlaubs zusammen mit seinem Vater Peter (Kirk Douglas) wird Robert (Andrew Stevens) scheinbar von arabischen Terroristen entführt. Doch Peter findet heraus, dass sein Sohn sich in Wirklichkeit in den Fängen einer geheimen amerikanischen Regierungsorganisation unter der Führung des ominösen Ben Childress (John Cassavetes) befindet. Robert besitzt nämlich telepathische Kräfte und soll von der Organisation gezielt dahingehend umgepolt werden, dass er für Spionagezwecke eingesetzt werden kann. Bald hat es Childress auch auf die Studentin Gillian (Amy Irving) abgesehen, da diese ebenfalls ein Medium ist. Peter gelingt es jedoch Gillian im letzten Augenblick den Händen der Häscher zu entreißen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Robin, der aufgrund der fortlaufenden Gehirnwäsche jedoch inzwischen bereits stark verändert ist...

KRITIK:

So krude, wie sich die Inhaltsangabe zu Brian De Palmas Horrorthriller-Actionspektakel THE FURY alias TEUFELSKREIS ALPHA liest, so ist auch der ganze wirre Film. Offensichtlich hatten die Produzenten nach einer Möglichkeit gesucht an den Erfolg von De Palmas Horror-Meilenstein CARRIE (1976) anzuknüpfen, um noch mal möglichst schnell und unkompliziert abzucashen. Also hat man den gleichen Regisseur und mit Amy Irving auch eine der zentralen Darstellerinnen der Stephen-King-Verfilmung übernommen, um erneut einen Horrorfilm zum Thema übersinnliche Fähigkeiten zu drehen. Auch bei THE FURY handelt es sich um eine Romanverfilmung. In diesem Fall stammt die Buchvorlage von einem gewissen John Farris, der auch gleich noch das Drehbuch zum Film verfasst hat. Da passt es, dass die amerikanische Independentfilm-Regie-Ikone John Cassavetes (SHADOWS, FACES) in seiner den Lebensunterhalt sichernden Nebenfunktion als Schauspieler in THE FURY den Bösewicht mimt. Schließlich dürfte Cassavetes seit seiner recht ähnlich gelagerten Rolle in Roman Polanskis Klassiker ROSEMARIES BABY (1968) jedem Genrefan ein Begriff sein. Aber ganz so übel, wie dies jetzt alles klingen mag, ist THE FURY dann doch nicht geraten. Sicherlich gibt es eine ganze Reihe besserer Filme von Brian De Palma und insbesondere gibt es eine ganze Reihe visuell beeindruckenderer Filme des Regie-Genies. Trotzdem ist THE FURY ein durch und durch unterhaltsamer Film, der zusätzlich sowohl innerhalb des Werks De Palmas, als auch innerhalb der weiteren Genre-Filmgeschichte, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Genial bescheuert ist natürlich alleine wieder einmal der deutsche Filmtitel TEUFELSKREIS ALPHA. Der Begriff des "Alpha-Zustands" kommt im Film tatsächlich vor und zwar als Bezeichnung der Hirnfrequenz, bei der sich angeblich übersinnliche Fähigkeiten wie Telepathie entfalten können. Man kennt solch Bezeichnungen für verschiedene Bewusstseinszustände tatsächlich aus der Schlafforschung, weshalb dieser Begriff irgendwie sinnvoll erscheint. Wo jetzt allerdings noch ein "Teufelskreis" herkommen soll, ist mir jedoch schleierhaft. Vermutlich sollte das den Assoziationsfluss in Richtung auf Filme wie ROSEMARIES BABY oder DER EXORZIST (1973) beflügeln. Dabei ist in THE FURY jedoch gar kein Teufel enthalten, obwohl die dort vorkommende ominöse Geheimorganisation natürlich irgendwie auch Teufelswerk ist. Das macht aber nix, schließlich hat ein Teufelskreis in Wirklichkeit ja auch nix mit dem Teufel zu tun. Und irgendwie ist die ganze verworrene Handlung von TEUFELSKREIS ALPHA ja auch ein Teufelskreis, womit dieser Titel am Ende immerhin genauso gut passt, wie jeder andere Unsinn, den man sich alternativ hätte aus der Nase ziehen können. Festzuhalten bleibt in diesem Zusammenhang also folgender Sachverhalt: Die deutschen Titel-Schöpfer der damaligen Zeit müssen schon ein verdammt krasses Kraut geraucht haben!

Womit ich auch schon wieder beim eigentlichen Thema wäre: Brian De Palma hat ja schon ein paar recht wirre und abstruse Filme gedreht, aber in der Beziehung steht TEUFELSKRAUT äh KREIS ALPHA ganz weit vorn! Politischer Paranoia-Thriller trifft auf Gotik-Horror und Hollywood-Urgestein Kirk Douglas auf den damals auch schon nicht mehr ganz so jungen Wilden John Cassavetes. Aber nicht nur das: Kirk Douglas trifft sich auch regelmäßig zum Poppen mit seiner heimlichen Gespielin auf dem Parkdeck eines Hochhauses in einem alten abgeranzten VW-Bus. Dies ist derselbe Kirk Douglas, der nicht lange zuvor noch in bester Hollywood-Haudegenmanier ein ganzes Rudel islamischer Terroristen in Schach gehalten hat, die gar keine islamischen Terroristen waren und der eine vermeintlich tödliche Attacke auf sein kleines Schlauchboot überlebt hat, die wohl selbst den weißen Hai empfindlich gekitzelt hätte. Aber auch er ist nur ein alter Mann im Vergleich zu der von Amy Irving verkörperten Gillian. Die kann nämlich nicht nur Telekinese und Telepathie, sondern auch noch "Psychometrie". Unter Psychologen versteht man darunter gemeinhin das Erstellen von speziellen Tests zur Messung spezifischer Eigenschaften. In THE FURY bedeutet dies jedoch, dass Gillian Visionen aus dem Leben der Personen hat, die sie mit der Hand berührt, während die Angefassten unfassbar aus allen möglichen Körperöffnungen zu bluten beginnen.

Aber egal: In jedem Fall muss man sagen, dass dieser ebenso wirre, wie durchgeknallte Cocktail mächtig viel Laune bereitet und meistens auch viel zu viel los ist, um sich über Logiklöcher in der Größe mittelgroßer Mondkrater aufregen zu können. Festhalten lässt sich des weiteren, dass der Begriff der "Blauäugigkeit" nach TEUFELKREIS ALPHA eigentlich ganz neu definiert werden müsste. Und nicht nur das: Tatsächlich gilt ebenfalls: Wer SCANNERS (1981) sagt, muss zuvor auch THE FURY sagen! Warum das so ist, spoilere ich an dieser Stelle jedoch nicht. Aber spätestens, wenn der Film mit einem mächtigen Knall endet, ist auch die Antwort auf diese nicht gestellte Frage vollkommen klar. Ich könnte jetzt natürlich noch ein wenig tiefer schürfen und davon berichten, wie Brian De Palma gerade in THE FURY dem nicht Darstellbaren, weil außerhalb unserer gewohnten Realität befindlichem, Ausdruck verleiht und wie die in ihrem schnöden Nützlichkeitswahn Gefangenen "Normalen" diese Gabe pervertieren, da ihnen nichts anderes einfällt als auch hieraus wieder nur ein Produkt machen zu wollen. Das könnte man dann dahingehend deuten, dass THE FURY als eine Allegorie darauf verstanden werden kann, wie Hollywood die einzigartigen Fähigkeiten großer Künstler dadurch missbraucht, dass es sie einzig zur Mehrung des schnöden Mammons engagiert. In diesem Sinne wäre THE FURY De Palmas heimliches Pendant zu Cassavetes´ MORD AN EINEM CHINESISCHEN BUCHMACHER (1976). In diesem Zusammenhang wahrlich diabolisch wäre auch das Auftreten von John Cassavetes in der Rolle des Bösen. Wahrlich ein in jeder Hinsicht äußerst explosiver Stoff! Aber wahrscheinlich bin ich jetzt doch nur vom wirren Geist des TEUFELKREIS ALPHA infiziert...

Teufelskreis Alpha Bild 1
Teufelskreis Alpha Bild 2
Teufelskreis Alpha Bild 3
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Teufelskreis Alpha Bild 5
Teufelskreis Alpha Bild 6
Teufelskreis Alpha Bild 7
FAZIT:

James Bond trifft auf CARRIE, DER EXORZIST steht auf SCANNERS und alle zusammen sind sie auf Speed!

WERTUNG: 7 von 10 rasende Modelleisenbahnen
TEXT © Gregor Torinus
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