HORROR: GB, 2016
Regie: Damien Leone
Darsteller: Jenna Kanell, Samantha Scaffidi, David Howard Thornton
Ein wahnsinniger Clown jagt zwei jungen Frauen hinterher, die ahnungslos durch die Halloweennacht laufen ...
Psychopathische Killerclowns haben Tradition im Horrorkino und schaffen es oft durch ihre schiere Erscheinung als diabolisch grinsende Unheilsbringer voll lachendem Schreckens beim Zuschauer Unbehagen zu verursachen, sei es subtiler, wie in "Clownhouse" geschehen, oder garstig-brutal wie in zeitgenössischen Produktionen. In der Legion wenig bemerkenswerter Horror-B-Movieware auch mir nur als Randerscheinung im Kopf geblieben ist vor ein paar Jahren jedenfalls die Anthologie "All Hallows Eve", die ich nicht gesehen habe, deren Eindruck aber generell wohl der war, dass zumindest "Art the Clown" ein vielversprechend gruseliger Charakter sei, mit dem man was anfangen könnte - und das ist nun also geschehen.
Ein stummer Psychopath mit Schminke und Mimenschauspiel, im Film ohne jede Backstory oder Motivation dargestellt, wird zum Zentrum einer Langfilm-Genreproduktion, die mit Pennywise den Boden aufwischen und sich einen Platz in den Ruhmeshallen des Clownhorrorsubgenres sichern will - kann das klappen? Positiv hervorzuheben ist zumindest bereits nach wenigen Minuten Spielzeit, dass der Film absolut keinen Halt macht und gorige, dank Bildfilter auch grindhousige, handgemachte Effekte liefert, die nach 120 Sekunden direkt verstört zurückschrecken lassen - habe ich mich da etwa übernommen? Ist dieses gekonnt kranke Intro aber überstanden, bewegt man sich auch gleich in bekannteren Genrebahnen, wenn bildhübsche und freizügig angezogene, nicht gut spielen können oder müssende, da im Film betrunkene, Damen bei Nacht durch die Straßen der düsteren Großstadt ziehen, die seltsam leer dafür ist, dass doch eigentlich Halloween sein soll. Dass der Film nicht langweilt ist nun insofern bemerkenswert, als dass diese Ein-Satz-Prämisse ("Ein stummer, uncharakterisierter Killer im Clownsgewand jagt zwei Damen durch die Nacht.") nicht weiter ausgeführt, aufgetwistet oder erforscht wird, sondern sich stattdessen ganz daraufhin konzentriert wird, dieses Katz- und Maus-Spiel kompetent, blutig und kurzweilig zu inszenieren - und das könnte leicht gähnend langweilig sein, hat bei mir aber absolut funktioniert.
Denn lobenswert ist hier, wie die prinzipiell wenig verlockenden/einfachen Setpieces verlassener Lagerhallen und undurchsichtiger Hinterhöfe durch ambitionierte Lichtsetzung, gutes Framing und kreative Kamerawinkel immer wieder optisch zu gefallen wissen, während der Soundtrack zwischen pompös-verstörend und gelungenen 80s-Synthielines besteht, die anno dazumal die ähnlich exploitigen und geradlinigen Bluttaten diverser Killerikonen zu orchestrieren wussten. Art selber ist dabei ein durchaus fähiger Mimendarsteller der es schafft, seinen gestörten Charakter gänzlich durch Grimassen und Gesten zu meistern, was ihn besonders widerwärtig, sadistisch, unberechenbar und einfach unangenehm anzugucken macht.
Als wäre das Spiel zusammen mit den punktuellen Bluttaten und dem Soundtrack aber noch nicht fies genug, so glänzt TERRIFIER tatsächlich noch mit einer unerwartet-perversen Überraschung zum Ende, die eindeutig zeigt dass der Film wirklich terrifien, Angst machen, twisted und deranged sein WILL, keinen Gedanken an seine Freigabe verschwendet und genau weiß, wo seine Stärken liegen. Wie das unheilvoll lautlose, weiß-schwarze Kostüm dieser Horrorfigur blutiger und blutiger wird, verfehlt seine Wirkung nicht. Durch den bewussten Minimalismus und das Fehlen jeglicher Innovation könnte man also sagen, dass TERRIFIER es sich sehr leicht gemacht, nichts neues anzubieten hat und demnach in der Mittelmäßigkeit versinkt.
Meiner Meinung nach hat der Film seine in der Tat anspruchslose Handlung durch die gelungene technische Umsetzung allerdings nicht nur existenzwürdig gemacht, sondern auch ein deutlich böseres und eindeutigeres Todesballet, Entgegenstellen von Schönheit und drastischem Krepieren inszeniert, als die meisten Genrevertreter. In der explizitesten Szene wird dabei die allgemein anerkannte Idealvorstellung eines ästhetischen Körpers in jedem Detail dekonstruiert, pervertiert, zum Gewaltporno degradiert.
Bei aller punktuellen Spannung, Wucht und moralisch fragwürdiger Meuchel-Zelebrierung gibt es dann allerdings doch einige Ecken und Kanten, die TERRIFIER immer wieder ausbremsen, oder aus der Erfahrung ziehen: So zaubert der Clown an einer Stelle eine unpassende Waffe aus dem Nichts und benutzt diese daraufhin, in diesem sehr brutalen Film, mit auf einmal absolut unrealistisch, schlecht getricksten und inkonsequenten Effekten, als hätte die Szene jemand anders gemacht. Dazu kommen leider auch ein Stück weit die typischen Genretropen des unnötig-dämlichen "den Killer liegenlassen" sowie die Plot Armor der Protagonistinnen.
Das Ende ist vielleicht etwas schnell abgehandelt, dafür ist die letzte Sequenz aber super und macht tatsächlich Lust auf mehr. Was bleibt also zu sagen?
TERRIFIER terrified tatsächlich und muss sich natürlich hier und da an Budgetlimitierungen halten, auch kann nicht jeder Nebendarsteller überzeugen, aber wer einen brutalen, kreativ-bösen, geradlinig-kurzweiligen Genrefilm mit gelungen fiesem Antagonisten will, in dem großteilig nebensächlich oder gar nicht charakterisierte Halloween-Hotties durch solide designtes Setpieces sterben, dann dürfte man als Horror-, oder gerade Slasherfan nicht enttäuscht werden - kein großer Wurf, aber an den richtigen Stellen auf die Essenz runtergekocht und darum funktionabel.