DRAMA/HORROR/SEXPLOITATION: D, 1989
Regie: Georg Tressler
Darsteller: Peter Simonischek, Giovanni Früh, Pamela Prati
Eine Schweizer Sage erzählt von drei Hirten und ihrer entbehrungsreichen, "weiberlosen" Zeit im Hochgebirge. Und wie ihr frevelhaftes Treiben hart bestraft wird - von einer nackten Wurzelhexe.
Ein ehemaliger Studienkollege, nennen wir ihn Fred, schaut sich gerne den Sepp Forcher an - mit abgeschaltetem Ton. Fred liebt nämlich die Schönheit der heimischen Bergwelt. Nicht aber das begleitende volksdümmliche Gedudel.
SUKKUBUS - DEN TEUFEL IM LEIB wäre auch ein Film für Fred. Denn die Schönheit der alpinen Bergwelt wird sehr stimmungsvoll eingefangen. Und statt Volksmusik tönt hier ein sehr stimmiger, Italowestern-inspirierter Score.
SUKKUBUS - DEN TEUFEL IM LEIB ist aber auch ein Film für Freunde der niederen Instinkte. Von wegen "Auf der Alm, da gibt's koa Sünd": Einer unserer Senner ist ein notgeiler Saubartl, der schon beim Abendessen die Hand in die Hose schiebt und später den knackigen Buben im Bett neben sich ausgreift.
Bloß hat besagter Bub kein Interesse an kräftig zupackenden Männerhänden; vielmehr sehnt er sich nach der warmen, feuchten Zunge seiner Lieblingskuh. Die er dann auch "herumkriegt". Wie er das anstellt, das geht auf keine Kuhhaut.
Das denkt sich auch der Oberhirte mit dem Burgschauspieler-Gesicht von Peter Simonischek, der anfangs noch das moralische Gewissen verkörpert und die erotische Zusammenkunft von Mensch und Tier im letzten Augenblick zu unterbinden weiß.
Doch als er ausgiebig vom Wundschnaps kostet, sind dem Laster Tür und Tor geöffnet.
Wenn die Libido des Mannes erschwillt, entweicht das Blut aus dem Gehirn. Das weiß man(n), das kennt man(n). Darum wundert man(n) sich auch nicht weiter, als die strammen Bauernlümmeln sich an einer selbstgebastelten Wurzel-Sexpuppe abreagieren. Sexueller Notstand macht eben erfinderisch.
Wähnt man sich anfangs noch in einer alpenländisch-versauten BROKEBACK MOUNTAIN-Variante mit leicht sodomitischem Einschlag, nimmt dieser Heimatfilm der etwas anderen Art die Wendung zur alpinen Fantasy-Sexploitation. Verantwortlich dafür ist eine Hexe mit Tina Turner-Mähne und Marilyn Manson-Kontaktlinsen, die nackt, wie die bösen Mächte sie schufen, die verängstigten Bergbewohner zu unkeuschem Tun verführen will. Selbstverständlich mit fatalen Folgen: Schon mal einen gehäuteten Hirten gesehen?
Zugegeben, rasend spannend ist diese Geschichte von drei Alm-Öhis auf dem Weg in die Sexhölle nicht. Doch dank der inszenatorischen Qualitätsarbeit (Regie-Assistenz: Christoph Schlingensief!) kommt auch kaum Langeweile auf - ein grundsätzliches Interesse für die archaischen Lebensumstände in der bedrohlichen Schönheit der alpinen Bergwelt vorausgesetzt.
Regisseur Georg Tressler war, wie ich gelernt habe, eine zentrale Figur des deutschen Nachkriegskinos ("Die Halbstarken", 1956), der sich in seinen späten Jahren ein eindrucksvolles filmisches Sündenregister mit Schwerpunkt Jodeldodel-Lederhosen-Sexkomödien erarbeitet hat. Der Humor hat hier allerdings Pause - es herrscht eine Ernsthaftigkeit, die angesichts des kruden Plots erst recht höchst skurril anmutet.
Was bleibt, ist ein filmisches Kuriosum, irgendwo zwischen semidokumentarischem Bergdrama, verhalten spannendem Gruselfilm und bizarrer Alpin-Sexploitation. Früher hat man derartiges wohl "Sage" genannt.
Das Filmarchiv Austria zeigte dieses rare Werk im Rahmen einer Filmreihe mit dem schönen Titel "Hauptsache Fleisch - Erotik und Pornografie im österreichischen Film".
Burgschauspieler Peter Simonischek als notgeiler Bauernlümmel im intimen Infight mit einer nackten Alpin-Hexe. Was auch immer die Macher dieses grotesken Alpen-Sleazers im Schilde führten: Das Ergebnis ist auf eine skurrile Art ziemlich faszinierend.
Für Oktober 2021 hat das Label Subkultur eine Blu-ray mit umfangreichem Bonusmaterial angekündigt.