ACTION: USA, 2016
Regie: David Ayer
Darsteller: Margot Robbie, Cara Delevingne, Will Smith, Jared Leto, Ben Affleck
Nach dem Tod von Superman fürchtet die US-Regierung, dass zukünftig auftauchende Meta-Wesen nicht mehr so menschenfreundlich gestimmt sein könnten. Um zu verhindern, dass die USA in solch einem Fall handlungsunfähig wäre, schlägt die Agentin Amanda Waller vor, ein Team von Super-Verbrechern in den Auftrag der Regierung zu stellen. Das "dreckige Dutzend" soll immer dann eingreifen, wenn die konventionellen Mittel des US-Militärs scheitern. Schneller als ihnen lieb ist, muss die Suicide Squad in den Einsatz geschickt werden.
Was habe ich mich auf diesen Film gefreut. Ich glaube gar, mich noch nie so sehr auf einen Film gefreut zu haben, wie auf SUICIDE SQUAD. Seit das erste Bildmaterial im Netz aufgetaucht war, wollte ich diesen Film sehen. Und seit der erste – mit einem gelungenen Cover von Bohemian Rhapsody unterlegte – Trailer hochgeladen wurde, war ich hin und weg von diesem Film. Ich hatte vorab den Soundtrack gekauft – der Score wird noch folgen – und nicht nur Tickets für die Vorpremiere am 17.8. (2016) bestellt, sondern gleich für eine weitere Vorstellung. Ungefähr zwei bis drei Wochen vor Kinostart konnte ich es dann kaum mehr aushalten und habe jeden Tag mindestens einmal den Trailer gesehen und alle in meiner näheren Umgebung mit diesem Film genervt. Schließlich habe ich mir von SUICIDE SQUAD nichts weniger versprochen, als den Film aller Filme, meinen heiligen Gral.
Klar, den habe ich nicht bekommen, aber enttäuscht wurde ich trotzdem nicht.
Man sollte sich nicht beeinflussen lassen – weder von den übermäßig schlechten Kritiken, die seit US-Kinostart durch Presse und das Netz wandern, noch von den Armeen von nerdigen Comic Book Guys, die die Internetforen und Sozialen Medien unsicher machen um SUICIDE SQUAD zu hassen, bevor sie ihn überhaupt gesehen haben. Es scheint eh eine beliebte Freizeitbeschäftigung – gar ein richtiger Trend – zu sein, alles schlecht zu finden, was Warner im Rahmen des DCU macht. Und dafür Marvels oftmals inhaltsleere, bonbonbunte und auf Massentauglichkeit getrimmte CU-Filme über den Klee zu loben.
Es mag durchaus sein, dass SUICIDE SQUAD zu Beginn ein paar Rhythmusproblemchen hat. Die Joker-Nebenhandlung trägt eigentlich nichts zur Sache bei, macht aber Spaß. Es dauert eine Weile, bis der Film in Fahrt kommt, und die eigentliche Handlung beginnen kann. Die Figuren-Vorstellungen wirken fast ein wenig wie kleine Kurzfilme vor dem Hauptfilm. Aber, es sind durchaus gute Kurzfilme, die schon mal einen Vorgeschmack auf die kommenden Ereignisse und den sehr guten Soundtrack und Score bieten. Irgendwie müssen die unzähligen Figuren schließlich eingeführt werden.
Darüber hinaus jedoch gibt es für die Suicide Squad kein Halten mehr. Die bunt zusammengewürfelte Truppe von Psycho- und Soziopathen rockt das Haus, und von witzigen, actionreichen bis ruhigen Momenten fährt David Ayer alles auf, was ein guter Actionfilm braucht, und ist dabei von einer Dunkelheit durchzogen, die auch schon BATMAN V SUPERMAN zu so einer netten Abwechslung im Superhelden-Einheitsbrei gemacht hat. Ohne dabei auf eine gesunde Dosis (schwarzen) Humor zu verzichten.
Dabei lebt der Film vor allem durch seine Figuren, die wie für dieses Genre üblich als Archetypen angelegt sind – was nichts, wie manche Kritiker meinen, mit schlecht oder flach geschriebenen Figuren zu tun hat. Vor allem El Diablo, mit seiner wirklich tragischen Vorgeschichte, bekommt einen besonders deutlichen Entwicklungsbogen spendiert und gehört mit zu den besten Figuren des Films. Für die nötige Dosis Spaß und Irrsinn sorgen schließlich noch Harley Quinn, Will Smiths Deadshot sowie der Australier, der säuft wie ein Loch und seinen Bumerang wirft – also, eigentlich ein ganz gewöhnlicher Australier ist.
Überhaupt wird deutlich, dass nicht unsere Anti-Helden die wirklich Bösen sind, obwohl sie natürlich einiges auf dem Kerbholz haben. Aber ihre Karten liegen auf dem Tisch – wie Deadshot in einer Szene schön sagt –, sie haben nichts zu verbergen und verleugnen keineswegs, dass sie keine braven Kirchengänger sind. Viel schlimmer sind jene, die meinen im Auftrag einer guten Sache zu handeln. Jene die sich selbst zu den Guten zählen, deren Taten aber letztlich beweisen, dass sie weniger Menschlichkeit und Moral besitzen, als die achso bösen (Meta-) Menschen der Suicide Squad.
Ja, ich gebe zu, SUICIDE SQUAD ist nicht der Überfilm, den ich mir erhofft hatte, nicht der Film aller Filme. Und ich gebe auch zu, dass vorallem der Comic-Con Soundtrack Remix-Trailer eine dermaßen geniale Dynamik aufweist, die der eigentliche Film letztlich nicht zu hundert Prozent bietet – aber auch unmöglich bieten kann, da die visuelle und inhaltliche Verdichtung eines Trailers im Langfim nicht zu erreichen ist. Aber, wer sich davon ernstlich beirren lässt, endet noch wie der Typ, der Paramount verklagt hat, weil in JACK REACHER eine Explosion aus dem Trailer gefehlt hat.
Und verpasst einen gelungenen Actionfilm. Einen düsteren, spannenden, lustigen, bombastischen Actionfilm. Mit tollen Darstellern, einem tollen Soundtrack und Score und einem sehr angenehmen 3D-Effekt. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächste Vorstellung.
Oh, und nur für's Protokoll: Jared Leto ist der beste fucking Joker (für diesen Film) jemals. Da können die Heath Ledger-Fanboys noch so viel rumheulen. Das sind vermutlich eh die selben, die meinten Ben Affleck wäre kein guter Batman.