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Stratosphere Girl

Stratosphere Girl

THRILLER / DRAMA: D, 2004
Regie: M.X.Oberg
Darsteller: Chloé Winkel, Jon Yang, Rebecca Palmer, Tuova Novotny

STORY:

Das (im O-Ton belgische, in der deutschen Synchronisation deutsche) Mädchen Angela fasst ihre rege Phantasie gerne in Comicbilder. Kurz nach ihrer Abiturfeier verlässt die etwas ziellose und tagträumerische junge Frau ohne ein Wort und ohne Geld ihr Zuhause und reist kurz entschlossen nach Japan. In Tokio angekommen verdingt sie sich als Hostess und lernt die fremde japanische Kultur von ihrer nächtlichen Seite kennen. Während sie in Nachtclubs japanischen Geschäftsleuten Tischgesellschaft leistet, hört sie Gerüchte über eine vermisste, russische Hostess. Und beginnt Fragen zu stellen. Das führt sie in die Hände des undurchsichtigen europäischen Geschäftmannes Kruilman…-

KRITIK:

Das halbseidene Hostessenmilieu, in welchem die Handlung dieser fast schon gesamteuropäischen Gemeinschaftsproduktion angesiedelt ist, erinnert stark an Mo Hayders Bestseller Tokio. Allerdings echot STRATOSPHERE GIRL nicht die Gräuel von Nanking und ist auch ansonsten weit von den verstörenden, psychosexuellen Schrecken entfernt, die Hayder sonst noch in ihrem ultra-morbiden Roman beschreibt.

Der deutsche Regisseur und Drehbuchautor M.X. Oberg wurde auch nicht von Hayders Geschichte, sondern von einer Zufallsbekanntschaft im Flugzeug inspiriert. Dort ist er nämlich einer schönen Deutschen begegnet, die sich gerade auf dem Rückflug von Tokio nach Deutschland befand und zuvor in Japan als Hostess gearbeitet hat. Sie plauderte ein bisschen aus den Nähkästchen und Oberg war davon so fasziniert, dass er darüber einen Film machen wollte. Das Resultat heißt STRATOSPHERE GIRL.

Aus dem Erlebnisbericht der Dame haben sicherlich die Drogen sowie die heftigen Neid- und Zickenkriege, die die ausländischen Hostessen in Tokio entweder an ihren Arbeitsstätten - den Tokioter Nachtclubs - oder ihren WGs ausfechten müssen, Eingang in den Film gefunden. Und wohl auch die "Steckbriefe" der zumeist aus reichen Geschäftsleuten bestehenden Kundschaft, die sich spätabends nach Büroschluss in den Nachtclubs einfinden und die Gesellschaft von exotischen blonden Europäerinnen suchen.

Laut STRATOSPHERE GIRL ist es nicht etwa Sex, den die Damen verkaufen. Obwohl ihre Dienstleistung sehr wohl sexuelle Untertöne besitzt, suchen die japanischen Herren vorwiegend die Gesellschaft und vor allem den Respekt dieser ausländischen Frauen. Dennoch kommt es vor, dass ein Kunde auch mal ein paar Yen für einen so genannten "Blick in die Unendlichkeit" springen lässt. Was man darunter versteht, kann man sich denken, wird aber in einer Szene auch anschaulich von einer Kollegin Angelas demonstriert.

Zu den Einblicken ins After-Work-Leben eines gut verdienenden japanischen Geschäftsmannes und dem Tätigkeitsfeld einer Hostess in Tokio addiert Oberg in angenehm ruhiger Manier die Gedankenwelt einer jungen, eher introvertierten Frau, die mehr in ihrer blühenden Phantasie als in der Realität lebt. Visualisiert wird diese Welt in Angelas zahlreichen Zeichnungen, die ihr Erlebtes als Comicstrip wiedergeben. Auf dem Papier vermischen sich Wirkliches und Eingebildetes zunehmend. Mit dem Fall der vermissten russischen Hostess kommt dann auch ein mysteriöses, bedrohliches Moment in den Film; welches aber wie die anderen Handlungsstränge auch unaufdringlich leise, aber dennoch fesselnd und faszinierend erzählt wird.

STRATOSPHERE GIRL hat ungeachtet seiner vielen authentisch wirkenden Aspekte einen eher märchenhaft-verklärten Grundton. Es hat etwas von der abenteuerlichen Reise Rotkäppchens in den unbekannten, finsteren Wald, wo es so viele Dinge gibt, die Rotkäppchen fremd sind oder es ängstigen. In diesem Fall ist der finstere Wald das Nachtleben Tokios - und Rotkäppchen das damals achtzehnjährige belgische Model Chloé Winkel in ihrer ersten Filmrolle. Ein bildhübsches Mädchen und eine talentierte Schauspielerin. Oberg hat mit Winkels Besetzung ein goldenes Händchen bewiesen, denn die Belgierin ist in jeder Hinsicht die Idealbesetzung für den Charakter Angela. Unglaublich ästhetisch auch ihre Liebesszene mit Jon Yang. Doch Chloé Winkel ist zwar die hervorstechende, aber ganz bestimmt nicht die einzige Augenweide in STRATOSPHERE GIRL. Wenn man Obergs Film glauben kann, scheint es in den Tokioter Clubs ein Überangebot an wunderschönen Europäerinnen zu geben.

Stratosphere Girl Bild 1
Stratosphere Girl Bild 2
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Stratosphere Girl Bild 5
Stratosphere Girl Bild 6
Stratosphere Girl Bild 7
FAZIT:

Eine frischgebackene Abiturientin verlässt kurzerhand ihre europäische Heimat und verdingt sich als Hostess in den Tokioter Nachtclubs… - Der deutsche Regisseur Matthias Oberg gibt in diesem Frontbericht ausländischer Hostessen in Japan zwar Einblicke in den mitunter harten Geschäftsalltag dieser Damen, zeigt diesen aber aus der Perspektive eines tagträumerischen Mädchen, in dessen Vorstellungskraft die Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit nicht immer klar gezogen sind. Dadurch ist STRATOSPHERE GIRL viel mehr ätherisches Märchen mit realistischen Bezugspunkten als nüchterne Dokumentation. Der rote Handlungsfaden ist ein Thrillerelement, aber der Film an sich wird mit Ruhe und Gelassenheit erzählt. Trotzdem fesselt und fasziniert er. Wegen seiner ästhetischen Fotografie, den Comicüberblenden und vor allem wegen seiner bildhübschen, belgischen Hauptdarstellerin; der engelhaften Chloé Winkel… Kurzum ein träumerisches, ein schönes Werk, das aber auch dunkle Momente hat…

WERTUNG: 8 von 10 Scherben im Abendessen
TEXT © Christian Ade
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