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Straßen in Flammen

Straßen in Flammen

OT: Streets of Fire
ROCK\'N\'ROLL-ACTION-MäRCHEN: USA, 1984
Regie: Walter Hill
Darsteller: Michael Paré, Diane Lane, Rick Moranis, Willem Dafoe, Amy Madigan, Deborah van Valkenburgh

STORY:

Bei einem Konzert des Top-Acts Ellen Aim dringt die Rockerbande "Die Bomber" unter Führung des bösartigen Raven Shaddock in die Halle, schlägt sich durch die Bodyguards durch und entführt Ellen Aim. Die Konzertbesucherin Reva Coy schreibt einen Brief an ihren Bruder Tom, dass er kommen soll und Ellen retten, denn einst war sie seine Freundin. Tom kommt sofort, lässt sich von Ellens Manager und Freund Billy Fish für die Rettung Ellens engagieren und beginnt mit Hilfe der Ex-Army-Fahrerin McCoy einen Krieg gegen Raven und "Die Bomber".

KRITIK:

Seltsam, wie die Zeit vergeht. 1984 war dieser Streifen einer meiner Kinohighlights, irgendwann später habe ich ihn auf VHS gesehen und kürzlich nach langer Zeit im Fernsehen. Ein Grund, ihn mir wieder diesmal mit ganz anderen Augen anzusehen.

Ach ja, übrigens seit Anfang 2012 gibt es den Film als FSK-16-DVD. Frühere Veröffentlichungen waren FSK-18, doch uncut ist dieser wie jener, was auch egal ist.

Was mag das für eine Zeit sein, in der der Film spielt. Die Frisuren sind 1980er, die Übergewänder vielleicht 1960er, High-Definition-Videowalls gibt's auch und dauernd regnet es oder hat es gerade geregnet. Kaum Leute auf der Staße, dann wieder gleich tausende. Gewehre schießen alles gleich in Flammen und obwohl alles eh gleich um's Eck ist, durchfahren die Protagonisten ganze Bundesstaaten, pardon, Stadtstaaten. O.K. sagen wir, es ist Endzeit.

In der Werbung wurde dieser Film seinerzeit als City-Neo-Western gefeiert. Überprüfen wir auch das. Was oder wen haben wir denn da? Die heißbegehrte Saloonsängerin. Check. Diane Lane gibt diese, noch ziemlich am Anfang ihrer Karriere. Knapp vorher hatte sie in THE OUTSIDERS und RUMBLE FISH schon einmal das Straßenterrain erkundet. Hier singt sie auch und hat für ihre Darstellung die Goldene Himbeere kassiert. Der Großrancher. Check. Rick Moranis, gar nicht lustig wie im gleichen Jahr gestarteten GHOSTBUSTERS, sehr schleimig, sehr a...lochig, eben Billy Fish. Die gutherzige Bordellmutter bzw. Saloonbesitzerin. Check. Deborah van Valkenburgh ist die Schwester des Helden und die einzige im Team mit filmischer Rockerbanden-Vorbelastung aus THE WARRIORS. Sie ist die Stichwortgeberin, die Belanglose, wie sie selbst wohl auch eingesehen hat, weil sie lange dem Kino den Rücken gekehrt hatte und erst wieder 2005 in THE DEVILS REJECTS auftaucht.

Fehlen noch der mit dem schwarzen Hut (im Film schwarze Latex-Hosenträger), der mit dem weißen Hut (bzw. Hosenträger auf zerrissenen Jeanshemd) und ein eventueller Sidekick. Check. Check und nochmals Check. Willem Dafoe ist böse und sah damals auch nicht hübscher aus als heute. Ein bisschen blasser war er, das mag aber am gerade zuvor abgedrehten BEGIERDE gelegen haben und Michael Paré (Genreliebhaber schnalzen mit der Zunge: PHILADELPHIA EXPERIMENT, MOON 44 und neuer die BLOODRAYNE-Reihe) ist der Typ mit dem rechten Haken und dem entflammenden Gewehr. Den Sidekick gibt letztendlich Amy Madigan, später zwar eher im TV bemerkbar, damals aber ganz gut im Geschäft, z.B. THE DAY AFTER. Hat auch keinen schlechten Haken, die Kleine, und ein kesses Südstaatenkapperl. Also doch ein Western. Klar, aufrechter Sheriff, sich verkrümelnde Stadtbewohner, versoffener Informant - alles da. Plus High Noon. Mit Vorschlaghämmern statt Pistolen. Ja, hat was. Wenn nur nicht die Videoclip-Ästhetik wäre. Aber dafür auch noirmäßige Neonreklamen. Und Eisenbahnen.

Ah ja, natürlich, zwei wirklich wichtige Dinge noch. Die Musik, vom großen Ry Cooder zusammengesampelt und teilweise auch selbst eingespielt. Deutlich die Kompositionen von Jim Steinman. Wer's nicht weiß, jener ist Haus- und Hofkomponist von Meat Loaf und Bonnie Tyler bzw. für seine TANZ DER VAMPIRE-Musical-Komposition bekannt geworden. Und die Kamera. Wirklich saubere Bilder, wie man sich auch auf der neu aufgelegten DVD überzeugen kann. Mag daran liegen, dass für diesen Film eine eigene Lichtempfindlichkeit für Nachtaufnahmen kreiert wurde und es darum nie wirklich finster wird.

Straßen in Flammen Bild 1
Straßen in Flammen Bild 2
Straßen in Flammen Bild 3
Straßen in Flammen Bild 4
Straßen in Flammen Bild 5
Straßen in Flammen Bild 6
Straßen in Flammen Bild 7
FAZIT:

Ein seltsamer Bastard, dieser Film. Es gibt so viel zu entdecken darin, trotzdem will er nicht hundertprozentig überzeugen. Wieso der Film je FSK 18 war, will sich auch nicht richtig erschließen. Ein actionreiches Musikvideo, das einerseits ratlos macht, anderseits gesehen werden sollte.

WERTUNG: 6 von 10 neonreklamespiegelnden Regenpfützen
TEXT © Erich H.
Dein Kommentar >>
Harald | 28.05.2012 00:48
Eine sehr schöne Kritik ist das. Werde mir den Film wohl besorgen
müssen. So cheesy bunte Achtziger-Videoclip-Action ist ja eines
meiner guilty pleasures. Regisseur Walter Hill ist ja eigentlich auch
ein ganz Guter, und wenn der Film nur halb so viel rockt wie Willem
Dafoes waffenscheinpflichtige Frisur, dann müsste der Abend
gerettet sein.
Erich H. | 28.05.2012 15:27
Danke für die Blumen.
Rockt er? Hmm? Weiß nicht, aber langweilig ist auch anders.
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