DRAMA/HORROR: USA, 2013
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Mia Wasikowska, Nicole Kidman, Matthew Goode
Für India Stoker bricht eine Welt zusammen, als ihr geliebter Vater an ihrem 18. Geburtstag bei einem Autounfall ums Leben kommt. India bleibt alleine mit ihrer gefühlskalten Mutter in der viktorianischen Familienvilla zurück. Auf dem Begräbnis taucht ihr Onkel Charly auf, den sie noch nie zu Gesicht bekommen hat. Charly beschließt, einfach in der Villa zu bleiben. Und India wird noch allen Grund haben, sich vor dem mysteriösen Fremden zu fürchten ...
Ach, die Koreaner. Sie bauen die besseren Smartphones, die zuverlässigeren Autos, fabrizieren neuerdings den besseren Großraumdisco-Pop und setzen jetzt zum Sprung auf die Traumfabrik an.
Regisseur Park Chan-wook, allseits verehrt für seine Trilogie der Rache, macht in seinem Hollywood-Debut vieles richtig: STOKER einen eleganten Film zu nennen, ist eine glatte Untertreibung. Parks Filme waren immer schon fotographische Orgien, die den Zuseher in metaphernüberladene Bilderrätsel entführen.
Zu sehen gibt es diesbezüglich mehr als genug: Blumen, die sich im Sprühnebel aus Blut dunkelrot färben, Spinnen, die die Innenseiten von Mädchenschenkel emporklettern, mysteriöse Steinformationen im Garten und schließlich diese viktorianische Villa als Schauplatz, die den Film schon locationtechnisch wie aus der Zeit gefallen wirken lässt.
Stilistisch ist diese Mixur aus eisigem Familiendrama und handfestem Horrorfilm also nichts weniger als eine Augenweide. Schade nur, dass der bekennende Hitchcock-Anhänger Park ausgerechnet in Sachen Suspense schwächelt. Nicht, dass der Film nicht spannend wäre. Nicht, dass nicht konsequent eine unheimliche/unwirkliche Atmosphäre aufgebaut wird. Aber was den "Nailbiter"-Faktor anbelangt, wäre meines Erachtens noch mehr drin gewesen.
Dafür sind die Schauspieler großartig: Nicole Kidman ist natürlich die Traumbesetzung für eine Furie, die mit ihrer Gefühlskälte das Leben ihrer Tochter ruiniert. Die eiskalten Worte, die Kidman gegen Ende des Films an India richtet, lassen einen erschaudern. Aber seht (und hört) selbst ...
In seinem Hollywood-Debüt entlarvt Oldboy-Regisseur Park Chan-wook die Kleinfamilie als Keimzelle des Wahnsinns. Nicole Kidman ist erschreckend gut, die Bildsprache wie immer exquisit, doch dass der Hitchcock-Verehrer Park ausgerechnet im Fach Suspense vergleichsweise wenig zu sagen hat, enttäuscht ein wenig.
OmU im Wiener Gartenbaukino.