ACTION: USA, 2007
Regie: Len Wiseman
Darsteller: Bruce Willis, Justin Long, Maggie Q
Endlich ein Film mit einer neuen Idee: die USA werden von einer Terror-Organisation lahm gelegt.Und weil nun mal sonst keiner da ist, der sich darum kümmert, die Dinge wieder gerade zu biegen, reaktiviert man halt den guten alten John McClane. Zumindest für ein paar gute Sprüche ist somit gesorgt.
KRITIK:Auch wenn "Stirb langsam" eine etwas sehr freizügige Übersetzung von "Die Hard" ist - Stirb langsam 4.0 ist einer der Filme, wo der deutsche Titel eindeutig besser ist als der englische. "Live Free Or Die Hard" - also wirklich und bei aller Anspielung auf New Hampshire: gebt mir einen nassen Fetzen für denjenigen, der sich das ausgedacht hat.
Wie auch immer - John McClane is back und will ein drittes mal beweisen, dass Fortsetzungen nicht zwangsläufig schlecht sein müssen. Zweimal traf dies zu - Teil 2 und 3 waren durchaus würdige Nachfolger eines der besten Actionfilme der 80er. War aber ein vierter Einsatz von McClane wirklich notwendig?
Nun ja. Zuerst bietet der Film einige sehr interessante - und überraschend positive - Aspekte. Da wäre zum Beispiel Bruce Willis Sidekick in Gestalt des jungen Hackers Matt Farrell (dessen Nachname wohl nicht ganz zufällig gewählt wurde) - gespielt von Justin Long. Was auf den ersten Blick eine reine Marketingentscheidung des Studios ist (alter Sack McClane braucht zwecks Zielgruppenkompatibilität dringend jungen Hüpfer zur Seite gestellt) funktioniert im Film tadellos: die zwei sind ein äußerst unterhaltsames Duo und Long meistert seine Rolle überzeugend. Ein würdiger Nachfolger für Samuel L. Jackson.
Aber auch die Wahl des Regisseurs überrascht: Mit Len Wiseman hat man sich für ein nahezu unbeschriebenes Blatt entschieden. Doch auch hier gilt: tadellose Wahl. Wiseman inszeniert den langsamen Tod in seiner vierten Reinkarnation erfrischend klassisch: hier wird noch richtig was kaputt gemacht, Spezialeffekte aus dem Computer sind mehr die Ausnahme denn die Regel. Bereits Terminator 3 hat bewiesen, dass in einem Actionfilm nichts über ein richtig platt gemachtes Set geht, auch nicht in Zeiten der nahezu perfekten CGI-Effekte.
Natürlich: Dieser Film hat nichts, was man "Tiefgang" nennen könnte oder auch nur irgendwie danach riecht. Logik ist genauso Fehlanzeige - aber wer sein Hirn in den maximalen Toleranzmodus schaltet, kann sich das tatsächlich ansehen, ohne allzu viel über fehlende Logik nachdenken zu müssen. Denn die Post geht hier in jedem Fall ab - Bruce Willis zeigt sich in Hochform und es gibt nichts, was in diesem Film nicht zerlegt werden würde - vom Mobiltelefon bis zu ganzen Autobahnen.
Wirklich negativ fallen die Actionszenen nur durch ihre hemmungslosen Übertreibungen auf - vor allem wenn es darum geht, was ein McClane so alles überleben kann. Eigentlich schade, denn der Film hätte auch ohne derartig dick aufgetragenen Szenen mit Sicherheit gut funktioniert. Das zeigt bereits die Eröffnungs-Schießerei in der Wohnung von Matt - eine klassische Action-Film-Ballerei die nicht zuletzt dank hervorragend abgemischtem Ton einem so richtig die ganze Bude um die Ohren fliegen lässt. Das kauft man dem Film noch ohne Kopfschütteln ab - und es ist zugleich die beste Szene des ganzen Spektakels.
Was darauf folgt, ist meist leider einfach ein an-die-Spitze-treiben - weniger ist mehr zählt hier leider offensichtlich nicht. An der Story hat man dafür gespart - sie wirkt wie ein Mix aus "24" und dem (genialen) "16 Blocks" - ohne aber wie im Ersterem den Zuschauer vor moralische und ethische Grundsatzfragen zu stellen oder die Klasse des Zweiteren zu erreichen.
Stirb langsam 4.0 ist in seinen Motiven viel einfacher gestrickt und absolut rein auf Unterhaltung ausgelegt. Das funktioniert dafür aber ausgezeichnet. So ist zum Beispiel die aus den Aussagen verschiedenster amerikanischer Präsidenten zusammengeschnittene Videobotschaft - trotz einer wenigstens hier durchaus vorhandenen, etwas tiefergehenden Botschaft der Macher - auch in erster Linie Garant für gute Unterhaltung. Bei "Stirb Langsam" haben Terroristen Sinn für Humor und Sarkasmus.
Was gerade bei einem Film über Computer-Hacker nicht fehlen darf, sind selbstverständlich Klischees - und wer danach sucht, wird reich beschenkt: Natürlich spielt jeder Hacker "Gears Of War" und in der Regel wohnen sie noch daheim bei Mami, sind fett und spinnen wilde Verschwörungstheorien. Selbstverständlich haben die bösen Jungs Alienware-Notebooks. Und natürlich stellen sich bei jedem, der nur ein wenig Ahnung von Computern oder Technik hat, bei so mancher Szene die Nackenhaare auf. Was man aber gleichzeitig zugestehen muss, ist, dass die Klischees teils natürlich durchaus treffend sind und oft den Charme von Seitenhieben auf diese Szene haben.
Was bleibt also zu diesem Film zu sagen? Die "Stirb langsam"-Reihe hat ihren Platz in der Actionfilm-Hall of Fame fix gebucht und ohne das Wasserbehälter-Rätsel von Teil 3 wäre die Welt ganz bestimmt ein klein wenig kälter und einsamer. Das alles ändert Teil 4 nicht. Er zerstört weder das Image der Reihe, noch verbessert er es. Einige Vorzeichen ließen anderes vermuten - aber am Ende ist es ein unterhaltsamer Actionreißer geworden.
Kein Stein bleibt auf dem anderen, Willis und Long sorgen für unterhaltsame Dialoge und Generationenkonflikte - und McClane als sich um das Liebesleben seiner Tochter sorgender Daddy ist einfach göttlich.
Ein Sommer-Blockbuster, wie er im Buche steht. Aber ein wirklich guter. Handgemachte Action und hemmungslose Übertreibungen inklusive, garantiert Logik-frei und somit auch an heißen Tagen leicht verdaulich und bekömmlich. Unterhaltsam.