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Steven Seagal: Belly of the Beast

Steven Seagal: Belly of the Beast

OT: Belly of the Beast
ACTION: GB/HK/CA, 2003
Regie: Ching Siu-Tung
Darsteller: Steven Seagal, Byron Mann, Monica Lo, Tom Wu

STORY:

Steven Seagals Tochter wird in Thailand, zusammen mit ihrer Freundin, entführt. Seagal erfährt davon und macht sich schnurstracks auf nach Thailand. Dort gerät er in einen Krieg zwischen Regierung, Drogen-/Waffenhändlern und einer Rebellen-Miliz.

Seagal ist es jedoch egal, wer mitmischt - um seine Tochter zu retten bricht er jedem das Handgelenk, der sich ihm in den Weg stellt...

KRITIK:

So ziemlich alle der Seagal-Filme die ich in letzter Zeit gesehen und besprochen habe, waren von eher zweifelhafter Qualität – oder um das Kind beim Namen zu nennen, sie waren einfach scheiße. Gut, HALBTOT war noch ganz okay, aber gerade TICKER, THE FOREIGNER und OUT FOR A KILL waren so ziemlich der grottigste Mist, den der Meister seit THE PATRIOT so verbrochen hat. Die Hoffnung noch mal einen guten Seagal aus seiner frühen DTV-Phase zu Gesicht zu bekommen hatte ich also fast schon aufgegeben. Aber, ich sollte doch tatsächlich noch einmal positiv überrascht werden, und das obwohl BELLY OF THE BEAST mit einem wirklich bekloppten Titel daherkommt – bezieht der sich auf Seagals Bauch? Der ist ja nun nicht zu leugnen, egal wie weit die Klamotten sind, die Seagal so trägt. Immerhin diesmal kein angeklebt wirkender Ledermantel, aber bei der Hitze die in Thailand herrscht, wäre er ja aus dem Schnaufen gar nicht mehr herausgekommen.

Aber, genug des Spottes, denn eines muss ich Seagal lassen: So oft wie in IN DER MITTE EINER BÖSEN MACHT – so der nicht weniger bekloppte deutsche Untertitel  - hat man ihn schon lange nicht mehr in einem seiner Filme zu Gesicht bekommen. Und selbst die Dialogszenen spricht er selber – was nach OUT FOR A KILL ja nun wahrlich nicht selbstverständlich ist. Das mag vielleicht daran liegen, dass Seagal – nach eigener Aussage – seit 15, 20 Jahren den innigsten Wunsch verspürte mal in Asien, besser gesagt in Thailand, zu drehen. Kann ich mir gut vorstellen, nirgendwo sonst sollte es leichter sein, seinen Wohnwagen mit billigen Nutten vollzustopfen als im Land des senkrechten Lächelns. Meiner Freundin zufolge sieht Seagal denn auch aus wie ein Sextourist. Eine Aussage der ich leider zustimmen muss, aber diese drahtig-wilde Aura aus NICO hat er eh schon lange verloren – wobei er schon zu damaligen Zeiten dieses Wilde, Psychopatische im Blick hatte, was ihn von jeher von den übrigen Actionhelden abhob.

Also, lassen wir die Späßchen, denn man kann ja von Seagals üppiger Leibesfülle denken was man möchte, aber eins ist nicht zu leugnen – zusammen mit seiner Größe verleiht sie ihm ein einschüchterndes Auftreten. Interessanterweise haben genau diese Beobachtung schon viele Leute bestätigt, die den Meister persönlich treffen durften. Besonders in BELLY OF THE BEAST entfaltet die massige Gewichtslage Seagals ihre krasse Wirkung. Wenn er sich einen Weg durch die kleinen Asiaten bahnt – mindestens einen Kopf größer als alle anderen –, dann wirkt er wie ein Riese und man meint, dass jeder Bösewicht, der sich ihm in den Weg stellt, mindestens drei Schrauben locker haben muss. Gerade in dieser Hinsicht ist es etwas schade, dass Regisseur Siu-Tung Ching sich für einen Kung Fu-Stil für die Angreifer als auch Seagal entschieden hat. Durch das massive Auftreten Seagals hätte Aikido hier eindeutig besser gewirkt.

Was nicht heißen soll, dass die Kämpfe schlecht wären. Im Gegenteil, denn anstatt wie bei EXIT WOUNDS auf einen dämlichen Wire Fu-Stil mit absolut bekloppten Überschlageinlagen zu setzen, beschränkt sich der Drahtseil-Einsatz nur auf die Angreifer. Der Stil den sich Ching für Seagal ausgedacht hat, ist sehr bodenständig und setzt auf viel Handarbeit, was ja eh Seagals Markenzeichen ist, sowie einige Tritte – die dann von einem Stuntdouble ausgeführt werden. Dabei mischen sich Techniken aus Seagals Aikido dezent unter die Kung Fu-Techniken. Natürlich wirkt es total übertrieben, wenn die Gegner nach Schlägen und Tritten vom Meister durch die Gegend fliegen und Meter weit weg in irgendwelchen Kisten landen, aber hey – drauf geschissen, denn das sieht verdammt lässig aus. Und um ehrlich zu sein, gab es ähnliches bereits vorher. In HARD TO KILL zum Beispiel, als Seagal einen Schergen der Bösen tritt und ihn dadurch mit Schmackes durch eine Schaufensterscheibe befördert.

Die Kämpfe in BELLY OF THE BEAST sind allesamt ordentlich inszeniert und verbinden das Geschmeidige des Kung Fu mit der Gewalt Seagals; so nimmt er seinen Angreifern gerne ihre Angriffswaffen weg und setzt sie gegen sie ein – ein gutes Beispiel mal wieder, dass man Seagal lieber ohne Waffe angreifen sollte. Das resultiert dann zwar in einem ordentlichen Handgelenksbruch™, aber immerhin hackt er einem dann nichts ab. Gerade das finale Duell zwischen Seagal und General Jantapan ist ausgeklügelt inszeniert und watet mit einigen Besonderheiten auf. So zerschießt Seagal nicht nur einen Pfeil im Flug, nein, er schnappt sich kurz darauf sogar ein Samurai-Schwert und zerlegt einen weiteren Pfeil, der auf ihn abgefeuert wurde. Wie knallhart ist das denn bitte? Richtig, Seagal-Hart. Im Gegensatz zu der absolut beschissen CGI-Kugel-Verfolgung in OUT FOR A KILL sieht die CGI in BELLY OF THE BEAST sogar halbwegs ordentlich aus – vor allem für einen DTV-Film. Eine weitere Komponente des Endkampfes ist der – in einem Seagal-Film erstmalige – Einsatz von Magie. Doch darauf gehe ich gleich noch näher ein.

Zunächst möchte ich noch auf eine weitere große Actionsequenz eingehen, die in der Mitte des Films stattfindet. Eine schöne Schießerei – von denen ich ja seit jeher gerne mehr in Seagal-Filmen sehen wollte. Seagal hat einfach, genau wie in seinen Kampfkunstszenen, einen wirklich eigentümlichen Stil, wenn es um Schießereien geht – was schon mit seiner patentierten Art durchzuladen anfängt. In besagter Sequenz stehen sich ganze drei Parteien gegenüber – Rebellen, Mafiosi und Seagal nebst Partner – wodurch eine Art Mexican Standoff-Situation entsteht. Nachdem Seagal seinen Partner um die Erlebnis gefragt hat, die Schießerei zu beginnen – eine für Seagal sehr, sehr umsichtige Handlung – geht es ordentlich Rund und die Stuntmen fliegen durch die Luft wie man es sich in Seagals DTV-Ära eigentlich schon nicht mehr hätte träumen lassen. Selbst Seagalismen werden gekonnt bedient, wenn der Meister etwa aus einem Eisenbahnwagon springt, auf einer Art Draisine landet, sich abstößt und auf seiner Fahrt mehrere Bösewichter umlegt, jeden von ihnen mehrfach trifft und das ohne Nachzuladen. Dass er bereits im Flug zwei Kerle durchsiebt hat, versteht sich natürlich von selbst. In dieser Sequenz merkt man, dass Siu-Tung Ching (A CHINESE GHOST STORY) nicht nur ein guter Regisseur ist, sondern auch ein wirklich talentierter Action-Choreograph, der selbst Feuergefechte gut in Szene setzen kann.

Kommen wir nun zu etwas zwiespältigerem – der Handlung. Es ist ja leider eine traurige Tatsache, dass Seagals DTV-Filme sich vor allem durch ihre überkonstruierten, aufgeblähten Handlungen hervortun, denen man in der Regel nach wenigen Minuten schon nicht mehr folgen kann – Beweise gefällig? Bitte schön: THE FOREIGNER, OUT FOR A KILL und ich erwähne bei der Gelegenheit auch noch mal HALB TOT, der zwar noch im Kino lief, im Grunde aber nicht besser aussieht als die vorgenannten Filme. Auch in BELLY OF THE BEAST wird eine eigentlich grundsolide Handlung durch allerlei Drumherum unnötig verwässert. Ein paar fiese Kerle entführen Seagals Tochter, weil die mit der Tochter eines Senators Urlaub in Thailand macht. Reicht um den Riesen wütend zu machen und ihn zu allerlei Gewalttätigkeiten zu animieren. Aber nein, dabei bleibt es nicht. Stattdessen ist das Ganze irgendeine Verschwörung mit zich Parteien und am Ende hat sogar irgendein komischer Thai-Voodoo-Priester seine Hände im Spiel und mischt sich, genau wie ein ganzes Kloster Mönche, in den Endkampf ein.

Ziemlich schwachfugiger Schwurbel also, aber sei’s drum, der Einfluss auf den Endkampf ist eher gering – einen Steven Seagal hält halt nichts auf. Aber, trotz aller Kompliziertheit und diverser Absurditäten, die ich an dieser Stelle unerwähnt lasse – nur so viel sei gesagt, es hat etwas mit Brüsten und unsichtbaren Tattoos zu tun und Seagal hat Sex mit einer viel zu jungen Frau, brrrr… –, wird BELLY OF THE BEAST nicht langweilig und bleibt sehr kurzweilig.

In diesem Sinn: „Ich bin nur wegen der Mädchen hier!“ – sprach Seagal während seines letzten Thailand-Urlaubs.

Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 1
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 2
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 3
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 4
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 5
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 6
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 7
Steven Seagal: Belly of the Beast Bild 8
FAZIT:

Wer hätte das gedacht – ein Wolkenloch am sonst so grauen Seagal-DTV-Himmel. BELLY OF THE BEAST sieht deutlich besser aus, als alles was Seagal seit THE PATRIOT so gedreht hat – und er war recht fleißig. Die Handlung mag zwar mindestens genauso verworren sein, wie zum Beispiel in THE FOREIGNER, wird jedoch von Regisseur Siu-Tung Ching, bis auf wenige Aufnahmen, sehr gekonnt erzählt, so dass man sich nie wirklich verloren fühlt. Hinzu kommen wirklich gelungene Kampfszenen, in denen es zwar mehr Kung-Fu als Aikido zu sehen gibt, aber Seagals Stil ist eine recht gelungene Mischung und Ching verzichtete weitestgehend auf Techniken die man Seagal eh nicht abnimmt. Somit bleibt uns auch der exzessive Einsatz von Stunt- und Körperdoubles erspart. Da der Meister schon seit Jahren in Asien drehen wollte, hatte er wohl mal wieder Lust auf Dreharbeiten und ist viel selbst zu sehen. BELLY OF THE BEAST ist nicht gerade NICO und er ist auch nicht ALARMSTUFE: ROT aber er macht viel Spaß, ist kurzweilig und hat ordentliche Produktionswerte, wie man sie seit vielen Filmen nicht mehr gesehen hat. Damit ist BELLY OF THE BEAST eindeutig einer der besten Seagal-Filme in dieser Frühphase der DTV-Ära.

WERTUNG: 5 von 10 liebevoll vorbereiteten Essen im Kühlschrank.
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