SCI-FI/ACTION: USA, 1997
Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Casper Van Dien, Dina Meyer, Denise Richards, Jake Busey
Nur ein toter Bug ist ein guter Bug! Unter diesem Motto ziehen vier Highschool-Freunde in den Krieg gegen monströse außerirdische Insekten, die die Erde bedrohen. Doch die Invasion des Bug-Planeten endet in einem Blutbad - und es stellt sich die Frage, ob man den Gegner nicht sträflich unterschätzt hat.
Hart wie Kruppstahl und schön wie Riefenstahl sind sie, die stahlenden Helden mit den schneidigen Uniformen und dem Zahnpastagrinsen, die Paul Verhoeven in den intergalaktischen Krieg schickt.
Woher nimmt man das Kanonenfutter für derartige Einsätze? Richtig: Aus der Hölle der Neunziger-Teenie-Serien; Melrose Place, Beverly Hills 902010, Friends, you know the names.
Dass die Welt von einer faschistoiden "Feelgood"-Diktatur beherrscht werden, in der die Einberufung zum großen Krieg aussieht wie der Abflug in den Abenteuerurlaub - hach, wen stört das schon?
Carmen ganz gewiss nicht: Die junge Frau findet Uniformen "einfach sexy" und träumt davon, Pilotin zu werden. Also meldet sich auch Johnny, ihr Love Interest, beim Militär und erträgt heldenhaft und tapfer den absurden Drill und die grotesken Bestrafungsmaßnahmen.
Es stimmt ja alles, was über Starship Troopers geschrieben wurde: Dass Verhoeven den amerikanischen Hurra-Patriotismus mit seinen eigenen Waffen schlägt. Dass er die faschistoiden Wurzeln von Militarismus und Kadavergehorsam freilegt.
Der aus meiner Sicht bemerkenswerteste Faktor ist aber ein anderer: Wir alle kennen und fürchten sie ja, diese unselige Verquickung von Lovestory und Kriegsfilm. Ich sage nur In Love and War, Pearl Harbour oder auch Cold Mountain, deren einziger Zweck darin besteht, dass die Militärpropaganda auch Frauen erreicht. Der alte Visionär Paul Verhoeven hat das nicht nur vorweg genommen, sondern ein für alle mal ad Absurdum geführt.
Subversiver kann ein Mainstream-Film kaum nicht mehr sein. Oder doch?
Spätestens, als das große Gemetzel los bricht, führen sich Verhoeven und seine SFX-Crew auf, als hätten sie nie von R-Rating und Indizierung gehört: Da werden Gliedmaßen abgerissen, Körper aufgespießt und schleimige Flüssigkeiten bis in die letzte Reihe gespritzt, dass man sich schon fragt, wie das unbehelligt durch die Zensur kommen konnte. Vielleicht mit der Oscar-Nominierung für die Spezialeffekte im Rücken?
In seiner vorletzten Big Budget-Produktion durfte Provokationsgroßmeister Paul Verhoeven völlige kreative Narrenfreiheit genießen und lässt gelackte Teenieserien-Helden sinnentleerte Dialoge aufsagen, bevor ihnen das nicht vorhandene Hirn von riesenhaften Käfern ausgesaugt wird. Ein subversiver Geniestreich von einer Science-Fiction/Kriegsfilm-Satire, die kaum einen Exzess auslässt und von ironieresistenten Political Correctness-Verfechtern seinerseit prompt als "faschistoid" missverstanden wurde.