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Der neueste Kinofilm des jungen Regisseur Giacomo Solaris handelt von einem korrupten, mit der Mafia unter einer Decke steckenden Staatsanwalt, der in der Schlusseinstellung des Films einem Attentat zum Opfer fällt. Für jedermann offensichtlich, dass Solaris' Filmfigur ein reales Pendant hat: Nämlich den in Palermo residierenden Staatsanwalt Traini. Kurz nach Veröffentlichung des Films wird Traini tatsächlich ermordet. Und sein Tod versetzt nicht nur hohe politische Kreise und die Mafia in Aufruhr; auch Solaris und Trainis junge Witwe werden in ein Netz aus Mord, Bestechung und Korruption verstrickt ...

Das Lieblingsbeschäftigungsfeld des politisch engagierten Regisseur Damiano Damiani im italienischen Genrekino waren seine Politthriller. In den Achtzigern drehte er die erste Staffel von LA PIOVRA, der mit Einschaltquoten bis zu 65 % erfolgreichsten italienischen Fernsehserie aller Zeiten und die unter ihrem deutschen Titel ALLEIN GEGEN DIE MAFIA auch hierzulande zum Straßenfeger avancierte.

Darin legte er wie immer, wenn er die Themen Politik, Mafia und Korruption in Angriff nahm, schonungslos offen, dass verbrecherische Kräfte längst die höchsten Etagen der Macht infiltriert, ja schon übernommen haben. Und hat damit in ein Wespennest gestochen.

Wenn an dem alten Sprichwort, das besagt, dass getroffene Hunde bellen, etwas dran ist, dann hat der immer noch in Amt und, nun ja, Würden sitzende italienische Staatschef Berlusconi seinerzeit am lautesten gebellt; indem er die Absetzung der Fernsehserie gefordert hat, weil sie angeblich den Ruf Italiens beschädigen würde. Na ja, einer wie er, der mit rufschädigenden Dingen sogar Orgien feiert, muss es ja wissen ...

WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? (oder auch DER TERROR FÜHRT REGIE oder HOW TO KILL A JUDGE) ist einige Jahre früher entstanden, nämlich 1974, nach Damianis anderen themenverwandten Kracher DER CLAN, DER SEINE FEINDE LEBENDIG EINMAUERT.

Einmal mehr legt Damiano den Finger tief in die Wunde verloren gegangener Integrität. Politische Macht- und Ränkespiele, Bestechung und Korruption heißen die Lunten, die in diesem Film zu einem Pulverfass führen. Und letzteres droht nach dem Tod des im Titel genannten Staatsanwalts hochzugehen.

Ein Mord, der viel Staub aufwirbelt. Schmutzige Wahrheiten drohen ans Licht zu kommen. Die Schattenmänner der Mafia und der Politik werden nervös und am Ende folgt natürlich ein Großreinemachen, kein Blutzollfreies versteht sich.

Die Tatsache, dass Regisseur und Drehbuchautor Damiani als Helden einen von Franco Nero gespielten linksgesinnten Berufskollegen einsetzt, ist ein Hinweis darauf, dass WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? durchaus ein persönlicher Film ist. Damiani geht die Dinge diesmal nicht einseitig an. Er klagt hier nicht nur wütend an, sondern hinterfragt auch die eigene Warte kritisch. Und wirkt am Ende etwas resigniert angesichts der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der unzerstörbaren mit Blut, Dreck und Geld laufenden Maschinerie der Mächtigen und der weggeschmolzenen humanitären Werte.

Doch den Zuschauer erwartet hier nicht nur politisch komplexer Stoff, sondern auch eine mehr als ordentliche Portion Spannung. Denn bei Damiano wird der Thriller in "Politthriller" immer genauso groß geschrieben wie der erste Teil des Doppelwortes. Und ganz zum Schluss serviert uns Damiani einen Schlusstwist von selten gesehener Effektivität.

Der Film hat vor allem für die dem italienischen Kino zugeneigten Genrefans optimale Rahmenbedingungen. Toll komponierte Szenen, stimmige Bilder vom Giallo und Ferrini-erprobten Kameramann Mario Vulpiani und einen feinen Score von Riz Ortolani. In der durch die Bank gut besetzten Cast gibt es ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern und Nero und Fabian lassen als Hauptdarsteller nichts anbrennen.

Herrlich auch die Idee, die Szenen aus Franco Neros Politthriller im Politthriller als fast schon surreales Theater zu gestalten. Das macht definitiv Lust auf mehr Politthriller von Damiano Damiani.