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Spring Breakers

Spring Breakers

ACTION: USA, 2012
Regie: Harmony Korine
Darsteller: James Franco, Selena Gomez, Ashley Benson, Vanessa Hudgens

STORY:

Er hört auf den schönen Namen Alien, betreibt ein gutgehendes Drogenkartell, wirft gerne mit fetten Dollarbündeln um sich und hat mehr Blech auf den Zähnen als sein tiefergelegter Chevy Chrom am Kühlergrill. Seinem Kennerblick entgeht nicht, dass die vier verkaterten Frauen, die im Bikini dem Richter vorgeführt werden, weil sie sich auf einer Spring Break-Party ein bissl daneben benommen haben, und er Seelenverwandte sind. Er zahlt ihre Kaution und sie beginnen für ihn zu arbeiten. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ...

KRITIK:

Man kann ja wirklich nicht behaupten, dass Harmony Korine für seine Kunst faule Kompromisse eingehen würde. Googelt mal nach dem abgebrochenen Filmprojekt FIGHT HARM. Dass von seinen bislang vier Regiearbeiten lediglich der etwas - ähm - anstrengende TRASH HUMPERS auf DVD vorliegt, ist schade, aber auch irgendwie symptomatisch.

Doch mit dem in allen digitalen Neonfarben leuchtenden Sex-and Crime-Knallfrosch SPRING BREAKERS könnte dem Underdog-Künstler Korine so etwas wie der Sprung in den Mainstream gelungen sein. Der Film lief in den USA vor restlos ausverkauften Häusern, was wohl der Mitwirkung von Selena Gomez und Vanessa Hudgens geschuldet sein dürfte, die in einem mir unbekannten Paralleluniversum namens Disney mindestens als Göttinnen angebetet werden.

Bei Harmony Korine mussten die Disney-Prinzessinnen ihre Luxusbodies in neonfarbene Bikinis stecken und zu amtlich fetten Beats von Großraumdisco-Wüterich Skrillex die Booties shaken, bis den männlichen Partyviechern am Strand der Sekt fontänenweise aus der Schrittgegend sprudelt. "Sexismus" orten manche und posten empört die Foren zu. Der Cineast spricht lieber von "Sexploitation-Zitaten" und fühlt sich an glückselig machende Momente in Russ Meyer-Filmen erinnert.

Aber lassen wir den Regisseur selbst zu Wort kommen: »Ich habe einige Jahre lang alle möglichen Bilder vom Spring Break gesammelt. Teenager, die ihre Hotelzimmer niederbrennen, an Kronleuchtern schwingen oder sich kotzend auf Parkbänken krümmen - eine fantastisch aussehende Welt. Ich wollte diese total polierte Oberfläche erschaffen, die zuerst süß schmeckt, unwiderstehlich, fast wie Skittles-Dragees. Die Bedeutungen, die Dunkelheit und das Pathologische im Film sind nur Überreste, die von dieser Oberfläche abfärben.«
(Quelle: intro.de)

Besetzungs-Coups - hab ich schon James Franco erwähnt? - sind das eine. Auch hinter der Kamera werkten Meister ihrer Zunft. Kameramann Benoit Debie hat in Gaspar Noes visuell durchaus vergleichbaren ENTER THE VOID eine verlorene Seele auf ihrem Weg durch Raum, Zeit und Love Hotels begleitet. Für den Soundtrack war Cliff Martinez zuständig, der schon Everybody's Lieblingsfilm DRIVE akustisch veredelt hat.

Musik spielt auch die eigentliche Hauptrolle in SPRING BREAKERS. In einer der schönsten Szenen sitzt James Franco am Piano und singt Britney Spears' "Everytime". Seine Bikini-Girls tanzen dazu vor der dunkelroten Abendsonne, mit pinken Mützen über den Kopf und Kalaschnikows im Anschlag. Ein Magic Moment von singulärer Schönheit in einem Film, der selbst einer Musik-Erfahrung nahekommt. Der gesamte Film besteht aus Szenen, die loop-artig wiederholt werden wie der Refrain in einem Popsong.

In diesem Sinne: "Spring Break Forever, Bitches!"

Spring Breakers Bild 1
Spring Breakers Bild 2
Spring Breakers Bild 3
Spring Breakers Bild 4
Spring Breakers Bild 5
Spring Breakers Bild 6
FAZIT:

KIDS-Drehbuchautor Harmony Korine mischt Sexploitation-Zitate und Gewalt-Exzesse zu einem alles überstrahlenden Party-Kunstfilm in zuckerlbunten Neonfarben. Schöner kann man nicht mehr in den Frühling starten.

WERTUNG: 9 von 10 Pistolenläufen im Mund
Dein Kommentar >>
riegla | 28.05.2015 23:27
Reinste Zeitverschwendung. Ich stimme den Bewertungen von Harald fast immer zu. Aber hier...Wiederhohlend, klischeehaft^10 (scho kloa bewusst, oba trotzdem nervend) schlechte Schauspieler usw
>> antworten
djan | 28.06.2013 06:02
ach ja....look at my shiiiit!!! super!
>> antworten
djan | 28.06.2013 06:02
super film! war begeistert! und atmet den geist von "kids" finde ich!
>> antworten
Peter | 09.04.2013 21:36
Leider sehr enttäuschend! Mega langweilig und einfach nur unlustig der Film!
Harald | 10.04.2013 00:02
oje, unlustig auch noch. hast du eh dein geld zurückverlangt?
Wolfgang | 17.04.2013 10:15
so werden es aber viele sehen. wer die kunst nicht versteht, wird mit einer dämlichen story gelangweilt. das problem ist doch, dass der film mit seiner aufmachung ein junges mainstream publikum anlockt, aber im grunde ein gewisses einfühlungsvermögen vorraussetzt und eher im programmkino anzusiedeln wäre. mich wurden die eher schlechten bewertungen nicht.
>> antworten
Ralph | 30.03.2013 16:45
Also ich muss auch sagen: Wow, was für ein Erlebnis. So einen Film wie man ihn hin und wieder braucht um den Glauben an das Medium nicht zu verlieren. Großartig. Ein richtiger Techno-Terence-Malick. ;-)
nicky | 06.04.2013 02:33
"Techno- Terrence- Malick"-absolut,
wunderbar!
>> antworten
Marcel | 25.03.2013 23:10
Ich hatte die Wahl - Partyalarm im Multiplex oder analysierendes Arthousekino.

Auf der einen Seite also eigentlich das Publikum, dass sich alleine schon vom Alter her im Film wiederfinden sollte, aber sich vielleicht gar nicht wiederfinden wollen. Oder Menschen, deren Verständnis für etwas abseitiges Kino hoffentlich noch vorhanden ist, aber emotional vielleicht zu weit weg vom Geschehen sind. Tja, meine Ibiza-Zeit ist was her, ich gehöre auch sicher nicht mehr zur Partygeneration, außerdem "mache" ich selbst Kino. Also entschied ich mich für - richtig - den Partyalarm.

Es war ein Experiment. Kann man dabei etwas falsch machen? Oder richtig? Keine Ahnung. Meine gesammelten Eindrücke gebe ich daher wertneutral wieder:

Titelvorspann. Eigentlich stumm. Aber warum auch Ton? Pure Verschwendung. Das Publikum macht den Soundtrack selbst. Irgendwie stimmt das ja sogar.

Erste Bilder. Und wenn man die ersten Bilder gesehen hat, weiß jeder, wovon ich spreche. Rechts neben mir sitzt ein Mädel mit Freund.
Der Freund: "Jooooo, scheiß auf die Story!" Geschmack hat er ja. Ich rede von den Bildern...

Hookah. Hinter mir eine Mädelsgang.
"Booaaah. Geil."
"Hab ich zu hause."
"Nächsten Samstag?"
"Ne, geht nicht."
"Scheiße."
"Meine Eltern"
"Scheiße."
"Klar."
Das geht eine Zeitlang so weiter. Irgendwann dreht sich mein linker Nachbar um und versucht die weitere Verabredung irgendwie zu unterbrechen.

Handstände im Gang (pure Poesie). Stille. Dann Gekicher. Vor der Leinwand. Nicht auf.

Der Überfall. Vor mir kriegen sich ein paar Jungs gar nicht mehr ein und lachen sich halb tot. Ist wohl ihre Art, das cool zu finden. Die Mädels hinter mir raffen erst, dass das Wasserpistolen waren, als sie es erklärt bekommen. Wenigstens ist danach für einen kurzen Moment andächtige Stille.

Dafür gibt es dann wieder deutlich vernehmbare Geräusche, als James Franco seine Zähne fletscht. Ich deute sie vorsichtig als ablehnend. Sie kommen aber auch von überall her.

Dann kommt die Szene, die endgültig das Publikum gegen den Film aufbringt. Die Lutsch-meine-Wumme-Szene. Ab jetzt ist nichts mehr wie es war. Links bekehrt das Mädel ihren Freund:
"Findest du das etwa gut".
"..."
"Sag jetzt!"
"..."
"Das ist scheiße, Alter!"
"..." (kombiniert mit vorsichtigem Kopfschütteln, wobei ich dieses nicht als Resignation oder Verständnislosigkeit deuten mag).

Rechts diskutieren zwei Mädels darüber, eine lacht, die andere ist aufgebracht. Der Typ zwischendrin scheißt immer noch auf die Story und checkt nun seinen Facebook-Account.

Zwischendurch gibt's auch immer wieder ordentlich gestöhnte Nerveinschübe von links. Bekehrt hat das Mädel ihren Freund zwar nicht. Aber den Film findet er .. suboptimal. Vermutlich sucht er die Story. Er hätte den Durchblick vom Typen rechts haben sollen und vielleicht ebenfalls irgenwas checken sollen. Das macht das Warten kürzer.

Endgültig verabschieden sich die Zuschauer beim Loop "Ziehen wir das jetzt durch oder scheißt du dir in die Hosen". Der Typ neben mir starrt jetzt demonstrativ auf die Uhr. Stoppt er die Zeit?

Das Ende beginnt bereits 5 Minuten vor dem Ende. Bekehrt und gelangweilt gibt das Pärchen links neben mir auf. Rechts wird nach dem Ende diskutiert.
"Ich fand den scheiße, und du?"
"War das Ende jetzt echt?".

Die Antwort erhielt ich kurz darauf auf der Rolltreppe, wenn auch vielleicht etwas zusammenhanglos:
"Das war der erste Film, bei dem ich mich gefragt habe, wann er zu Ende ist."

Tja, einmal ist ja immer das erste Mal. Auch wenn es der falsche Film dafür ist. 9 von 10 endlosen Partys. Mir fehlt aber die Gegenprobe im Arthouse.







Harald | 26.03.2013 00:37
Wundervoll. Ich wisch mir gerade die Lachtränen aus den Augen.
"War das Ende jetzt echt?"
Johannes | 26.03.2013 13:12
Ich hab den Film noch nicht gesehen, aber... *roflmao*
Fedi | 27.07.2013 10:34
Hahahaha, super! Ich bin dafür, dass das als eigene Kritik abgedruckt wird!
christoph | 11.05.2014 02:06
deswegen gehe ich in keine kinos mehr, ich kann mir keinen film mehr anschaun ohne das oben beschriebene gestöre.
Harald | 11.05.2014 11:03
NEIN. Im Programmkino passiert dir das nicht. Zumindest nicht in dieser Intensität. Das höchste der Gefühle dort sind Seufzer und gepresste, genervte Atemgeräusche, die auf moralische Empörung hindeuten. Zuletzt erlebt bei "Paradies Liebe" :)
>> antworten
djan | 24.03.2013 20:47
bin sehr gespannt! will die rezi noch nicht lesen, wegen spoiler-angst :-)
Harald | 24.03.2013 22:08
keine angst, so was mach ich nicht. die story ist btw. rudimentärst.
>> antworten
fedi | 24.03.2013 02:33
forever
fedi | 24.03.2013 02:39
des übrigen, ist das eine grandios formulierte kritik. der film ist mir bisher - hauptsächlich auch wegen des hypes - total am arsch vorbei gegangen, aber mal wieder hat mir eine deiner kritiken (siehe dredd 3d) laune auf den film gemacht.
Harald | 24.03.2013 08:35
Danke, danke, danke für die Blumen.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass längst nicht alle im Saal
so euphorisch waren wie ich. Beim Rausgehen hörte ich
Kommentare der Preisklasse "So a Schaß". Aber das war bei Dredd
auch so. Und eigentlich bei jedem Film, der sich ein bissl was traut
...
Johannes | 24.03.2013 18:10
Jup, super Kritik. Ich war ja sowieso schon scharf auf den Film - warum, dürfte klar sein - aber jetzt noch mehr. Wenn ich auch wie üblich auf die Heimkinoauswertung warte.
Lesotho | 25.03.2013 13:04
Stimme dir absolut zu - würde auch mindestens 8 Punkte geben. Fand ihn hypnotisch, faszinierend, ironisch, bizarr, sehenswert und v.a. anders! Endlich mal anders inszeniert, mit Sprünge, Loops (wie du zurecht sagst) und sexistisch ist er gegenüber beiden Geschlechtern - wobei die Mädchen am Ende eh viel stärker sind! SEHENSWERT!
dejoe | 18.10.2013 14:46
Ich hatte noch das 3 Restpillenmagicfeeling im Blut und dachte mir "komm gib ihn dir, musst ja später mitreden können".
Und dann...diese permanente Bedrohung die von dem Film ausging, gepaart mit allem was gut! Wirklich ein Erlebnis der Film. Super Kritik, hat ein Beflügelt!
>> antworten