HORROR: CAN/F, 2009
Regie: Vincenzo Natali
Darsteller: Adrien Brody, Sarah Polley, David Hewlett, Delphine Chanéac
Ein Wissenschaftler-Pärchen (Adrien Brody, Sarah Polley) experimentiert heimlich mit der menschlichen DNA. Nach einigen Misserfolgen erschaffen sie ein kleines, Alien-artiges Wesen, das sich rasend schnell entwickelt und immer menschlichere Züge annimmt. Sie nennen das Geschöpf Dren, ziehen es wie ein Mädchen an und verstecken es vor der Außenwelt. Das lässt sich das intelligente Monster-Baby nicht lange gefallen ...
... und der eigentliche Horror in diesem zeitgenössischem Monster-Film, dargereicht vom kanadischen Genre-Filmer Vincenzo Natali ("Cube", "Nothing") heißt: Kleinfamilie.
SPLICE funktioniert bestens als Beziehungs- und Familiendrama im leicht futuristischen Gentechnik-Labor-Setting, das erst im letzten Drittel die Cronenbergsche Body-Horror-Keule auspackt.
Auch im phantastischen Fach benötigt ein Drama, will es funktionieren, gute Schauspieler und einen Regisseur, der etwas zu sagen hat.
Adrian Brody, der hier mit halblangen Haaren und konsequent schwarzer Kluft aussieht, als bewerbe er sich für den Gitarristen-Job auf der nächsten Nine Inch Nails-Tour, macht ausreichend gute Figur als ehrgeiziger Jungforscher, der sich von seiner Partnerin Sarah Polley zunehmend entfremdet.
Verständlich, denn das kleine Monster, das anstelle eines richtigen Babys ins Leben des Forscherpaares getreten ist, sorgt für Aufregungen, die weit über das übliche Maß an Jungeltern-Stress hinausgehen
Der Trick, den SPLICE anwendet, ist so alt wie das Genre selbst: Wir als Zuseher werden emotional auf die Seite der monströsen Kreatur gezogen, wir fühlen mit dem unheimlichen, genauso bedrohlichen wie zerbrechlichen Wesen mit.
Aber lassen wir das den Regisseur in seinen eigenen Worten erklären: "Ich wollte einen Film über eine Kreatur machen, der sich mit einem Beziehungsdrama überlagert. Ich dachte, das macht ihn einzigartig: das Verhältnis zwischen dem Monster und den Menschen, die es geschaffen haben, bis zum äußersten Punkt zu erforschen. Meistens ist die Kreatur im Schatten verborgen, man sieht sie nur kurz. Wir wollten aus dem Monster einen eigenen Charakter machen."
(Aus einem Interview auf derstandard.at)
Bleibt noch zu sagen, dass der Film trotz seines begrenzten Budgets visuell außergewöhnlich schön gestaltet wurde: Set-Design, Effekte, Lichtsetzung und Kameraführung - alles vom Feinsten. Doch die schönsten Effekte wären nichts ohne die französische Schauspielerin Delphine Chanéac, die dem künstlichen Wesen ein menschliches Gesicht verleiht und die Figur mit Leben füllt.
Der stets kreative Genre-Filmer Vincenzo Natali schließt in SPLICE das klassische Frankenstein-Motiv mit dem Kleinfamiliendrama kurz und schuf so ein Musterbeispiel für intelligentes, spannendes und auch emotional durchaus forderndes Horror-Kino. Ansehen!