DRAMA: A, 2005
Regie: Antonin Svoboda
Darsteller: Georg Friedrich, Birgit Minichmayr, Gerti Drassl
Kurt (Georg Friedrich) ist ein notorischer Spieler, dem seine Sucht den Boden unter den Füßen wegzieht. Tanja (Birgit Minichmayr) ist ebenfalls süchtig: Nach bunten Pillen, die sie wahllos einwirft, um das Leben irgendwie zu ertragen. Die beiden selbstzerstörerischen Charaktere prallen aufeinander - und folgen einander in den Abgrund.
KRITIK:
"Warum gibt es eigentlich keine ernstzunehmenden österreichischen Dramen?",
hat mich Kollege Sh4dow einmal gefragt.
Es gibt sie eh. Aber man muss sie suchen.
Denn auf ein kompromissloses Ausnahme-Filmereignis wie Hundstage,
das ohne Umschweife auf die Magengrube des Zusehers zielt
und selbst vor Hardcore-Sexszenen nicht zurückschreckt,
kommen hierzulande zehn halblustige Kabarett-Filmchen.
Und ebenso viele biedere Filmakademie-Abschlusswerke,
die zwar grundsätzlich Potential aufzuweisen hätten,
aber ihre Stärken niemals ausspielen.
Spiele Leben, das Debut des Coop 99-Mitbegründers Antonin Svoboda,
ist genau so ein Fall. Doch der Reihe nach.
Zuerst hätte ich noch ein paar Fragen zum Status Quo des jungen heimischen Kinos.
Nämlich:
1.) Warum wird immer wieder die selbe Gemeindebauten-Tristesse als Hintergrund gewählt?
2.) Warum ist die filmische Gestaltung stets genauso trist und grau wie die Schauplätze?
3.) Warum ist jedes visuelle Experiment, jede ausgefallene Kameraführung,
ja selbst jeder halbwegs einprägsame Soundtrack verpöhnt?
4.) Warum diese formale Zurückhaltung? Diese Ablehnung jeder Art von Expressivität?
Und last but not least:
5.) Warum wird ständig diese unsägliche Mischung aus Dialekt und Hochdeutsch gesprochen?
So, mit diesem Fragenkatalog wären all meine Probleme mit dem österreichischen Film
Spiele Leben kompakt zusammengefasst.
Dabei wurde dieses Drama um zwei selbstzerstörerische Figuren auf dem Weg in den Abgrund
von der Kritik unisono gelobt; der 'Kurier' etwa sprach von "einem der besten österreichischen Filme der letzten Jahre".
Aber was heißt das schon?
Das einzige, was hier überzeugt, sind die beiden Hauptdarsteller. Georg Friedrich spielt das, was er immer spielt:
Den weinerlichen, zwischen Aggression und Selbstmitleid pendelnden Loser. Und zwar gut wie immer.
Und die junge Schauspielerin Birgit Minichmayr überrascht mit einer durchaus glaubwürdigen Darstellung einer drogensüchtigen Borderlinerin.
Im letzten Filmdrittel gibt es dann tatsächlich das zu sehen, was der 'Kurier' schwülstig als "wilde, schrankenlose Amour Fou" bezeichnet.
Ich drück mich lieber etwas weniger gewählt aus: Also einen Quickie auf den versifften Flex-Klo und einen simulierten Blowjob mit einer Banane.
Aber es macht diesen mittelmäßigen Austro-Film auch nicht spannender.
Was ein radikales Liebesdrama ohne Kompromisse und moralische Schranken hätte werden können, kommt über das triste Niveau des prototypischen Ösi-Plattenbauten-Sozialpornos nicht hinaus. Schade. Aber zumindest die Hauptdarsteller überzeugen.