DRAMA, HORROR, THRILLER: CAN 2002, 2002
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Ralph Fiennes, Miranda Richardson, Gabriel Byrne
Ein schizophrener Mann namens Spider zieht in ein heruntergekommenes Londoner Männerwohnheim. Von dort aus zieht er durch die Gegend, um Schlüsselszenen seiner Kindheit nachzuleben. Als sich sein Vater mit einer Prostituierten einließ und seine Mutter tötete, beginnt sich Spiders Realitäts-Wahrnehmung zu ändern.
KRITIK:
Ralph Fiennes gibt wieder einen englischen Patienten. Allerdings keinen besonders hollywood-kitschfilmtaulichen:
Verwahrlost und verwirrt, den Blick zu Boden gesenkt, unverständliche Wortfetzen stammelnd zieht er durch London, auf der Suche nach Erinnerungsfäden an seine traumatische Kindheit.
Cronenbergs Film pendelt zwischen Wahn und Wirklichkeit, Realität und Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart.
Rein filmästhetisch ist der Regisseur in den späten 80ern stehen geblieben:
Statische Bilder, sehr langsame Schnitte und ein extrem reduziertes Tempo bestimmen den Film. Und das ist auch gut so.
Denn der Hauptdarsteller benötigt nun mal viel Zeit, um herauszufinden, was damals wirklich geschah.
Dass Cronenberg dabei den grellen Special-Effects-Orgien seiner früheren Filme abgeschworen hat und
sich allein auf die Wirkung der unheimlichen Schauplätze und die Präsenz seines Hauptdarstellers
verlässt, kann ihm in Zeiten wie diesen gar nicht hoch genug angerechnet werden.
Das Ergebnis ist eine beklemmende, atmosphärisch dichte Schizophrenie-Fallstudie.
Jedenfalls Cronenbergs ernsthaftester Film so far.
Spannend, subtil und atmosphärisch: Beileibe nicht David Cronenbergs schlechtester Film.