ACTION: USA, 2016
Regie: Fred Olen Ray
Darsteller: Steven Seagal, Rob Van Dam, Tim Abell, Dale Dye, Charlene Amoia
Eine Gruppe SEALS gerät in einem Einsatz, in einem Dorf, unter Beschuss und muss sich zurückziehen. Sie schaffen es nicht Seagal und einen weiteren verletzten Kameraden mitzunehmen. Also müssen die beiden ausharren und auf Hilfe warten. Doch zum Glück führt eine andere Mission die SEALS, nach einiger Zeit, wieder in das Dorf zurück und am Ende kann Seagal seinen Kameraden sogar noch helfen - denn er ist halt einfach der Beste.
"My reputation is not for sale", singt Steven Seagal in seinem Lied Not for Sale auf seinem SONGS FROM THE CRYSTAL CAVE-Album – das übrigens sehr lässige World Music bietet und bei mir öfters im Player liegt. "My reputation is not for sale". Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Als ich diese Zeile das erste Mal gehört hatte, dachte ich so bei mir, dass die letzten mindestens 15 Jahre der Seagal DTV-Filmographie mit Filmen wie THE FOREIGNER, ALONE IN THE DARK oder SUBMERGED gezeigt haben, dass sehr wohl auch Steven Seagals Reputation käuflich zu erwerben ist. Das neuste Beispiel dafür? SNIPER: SPECIAL OPS.
Vermutlich war der Meister mal wieder fast pleite und kurz davor wertvolle Katanas verkaufen zu müssen, als B-Film-Altmeister Fred Olen Ray um die Ecke kam und ihm anbot seinen eh schon geplanten drögen DTV-Action-Kriegs-Reißer SNIPER SPECIAL OPS aufzupeppen. Es kann mir doch keiner erzählen, dass der Freddy den Film hier mit Seagal im Kopf geschrieben hat. Des Meisters Szenen wirken nachträglich eingefügt und haben für die eigentliche Handlung keinerlei Bedeutung.
So bleibt es denn auch dabei, dass Seagal fast den kompletten Film über auf einem Stuhl sitzt, belangloses und improvisiertes Zeug ins seinen Bart brummelt – der übrigens immer mehr wie aufgeklebt aussieht – und einmal kurz schnaufend aufsteht, um Wasser zu holen. Kein Witz... leider. Und es ist leider auch extrem traurig zu sehen, wie Seagal sich hier schnaufend und keuchend mit der Behäbigkeit eines abgestochenen Seelöwen fortbewegt, während das Chest Rig aussieht aus als würde es jede Sekunde von seinem Bauch gesprengt werden. Und dabei hat er sich für die richtig harten Aufgaben schon doubeln lassen – Treppensteigen, zum Beispiel. Eine kurze Sequenz zu Beginn des Films, in dem er von einem Dach aus mit seinem Gewehr Unterstützungsfeuer gibt, besteht auch nur aus derselben, mehrfach wiederholten Einstellung.
Doch das Trauerspiel um Meister Seagal ist nicht das einzige was hier im Argen liegt. Auch der restliche Film ist nicht gerade der Rede wert. Die Geschichte ist ausgemachter Blödsinn und die Zwickmühle mit dem LKW in die Soldaten geraten ist sowas von selbstverschuldet, dass es nicht mal ansatzweise interessiert, ob sie da wieder rauskommen. Zumal man die Kerle überhaupt nicht auseinanderhalten kann.
Den einzigen den ich von den anderen unterscheiden konnte war Vasquez, gespielt von Wrestler Rob Van Dam – auf dem Cover schön nur als Van Dam beworben, um arme Schlucker abzuzocken, die glauben einen Film mit Steven Seagal und Jean-Claude van Damme zu kaufen. Van Dam ist ja schon im Ring nicht gerade ein schauspielerisches Talent, seine Art passt aber sehr gut zu seiner Ring-Persona. Aber Schauspielern kann er leider überhaupt nicht. Kein bisschen. Nix. Nada. Die wenigen Dialogzeilen die er hat, leiert er mühevoll runter, seine Reaction Shots sind so daneben, dass Seagal neben ihm wirkt wie ein zukünftiger Anwärter auf einen Oscar.
Die anderen Schauspieler machen ihre Sache nicht unbedingt gut, aber ordentlich. Etwas heraus sticht noch Charlene Amoia, die als nervige, später auch helfende Reporterin eine gute Leistung bringt – die Figur ist überzeugend reportermäßig-nervig und dementsprechend hofft man manches Mal auf einen Querschläger in ihre Richtung. Auch wenn sie im Laufe des Films umgänglicher wird.
Inszeniert ist die ganze Chose schon ordentlich, schließlich ist Fred Olen Ray ein Routinier, der weiß wie er aus wenig Kohle zumindest halbwegs Akzeptables rausholt. Das macht ihn im Vergleich zu den Hipstern von Asylum auch so sympathisch. Die haben inzwischen geschätzt mehr Geld zur Verfügung als Ray, anstatt aber richtige Filme zu machen, reiten sie auf dieser elenden "Wir haben keine Kohle und können nix, jetzt erst recht"-Masche rum. Und verkaufen ihren unfähig runtergerotzten Müll auch noch als Trash. Freddy hingegen versucht aus seinen begrenzten Mitteln in der Regel das Beste rauszuholen und deshalb ist auch SNIPER SPECIAL OPS souverän gefilmt und gar nicht so übel ausgestattet.
Das größte Problem ist daher – neben der faulen, schnaufenden Socke Seagal, wegen dem ich den Film überhaupt geschaut habe –, der langweilige Mittelteil, in dem überhaupt nichts passiert. Die Handlung kommt hier komplett zum Erliegen, denn SNIPER: SPECIAL OPS bietet – außer der Reporterin – keine interessanten Figuren, und so werden die ausufernden Unterhaltungen und Überlegungen, was zu tun sei, zur richtig harten Geduldsprobe. Einzig Rob Van Dams extrem, extrem, extrem begrenzte Schauspielversuche sind hier und da mal ein müdes Lächeln wert.
In diesem Sinne: "Are you really as good as they say?" - "Every once in a while!"... und das "once in a while" is schon eine ganze Weile her.
"My reptutation is not for sale", singt Steven Seagal. Als Fan Seagals klingen diese zynisch und höhnisch. Besonders nachdem man sich mal wieder durch schnarchige C-Film-Ware wie SNIPER SPECIAL OPS gequält hat, und dabei zusehen musste, wie Seagal auf einem Stuhl sitzt, sich beim Treppen steigen doubeln lässt – wie macht der das eigentlich im echten Leben? –, oder schnaufend versucht aufzustehen. Die ganze Chose ist an und für sich nett gefilmt und die Feuergefechte gehen in Ordnung, aber Fred Olen Ray sollte lieber weiter Bikini-Filme drehen, die machen in der Regel immerhin Spaß. Letztlich bietet SNIPER: SPECIAL OPS 80 Minuten Langeweile und ist eine Enttäuschung, vor allem, für Seagal-Fans.