HORROR: USA, 2022
Regie: Parker Finn
Darsteller: Sosie Bacon, Kyle Gallner, Jessie Usher, Caitlin Stasey, Rob Morgan
Die Psychiaterin Dr. Rose Cotter musste den grausamen Selbstmord ihrer Patientin mitansehen. Nach diesem Ereignis erlebt sie immer wieder unheimliche Dinge, die sich einfach nicht erklären lassen. Überall sieht sie plötzlich Menschen, die sie mit einem ganz und gar angsteinflößenden Lächeln anschauen. Niemand außer ihr scheint dieses Phänomen sonst zu bemerken. Verfällt Rose langsam dem Wahnsinn oder steckt gar ein Fluch hinter diesen Vorfällen?
2014 sorgte der Horrorfilm It Follows von Robert David Mitchell für Aufsehen: Der Film thematisierte einen mysteriösen Fluch, der unweigerlich zum Tod führt, sofern man diesen nicht durch Geschlechtsverkehr an ein anderes Opfer weitergibt. Der Film nutzte diese außergewöhnliche Prämisse für das Erzeugen einer konstant bedrohlichen Atmosphäre und sorgte in Kombination mit dem 80er-Jahre-Retro-Score für einige wirklich prägnante Schockmomente, wodurch der Film schnell zum potenziellen Kultfilm erklärt wurde und sich unter der Horror-Gemeinde einige Fans sicherte.
Einer dieser Fans scheint auch der Regie-Debütant Parker Finn zu sein, denn anders lässt es sich kaum erklären, dass sich dieser für seinen Psycho-Horrorfilm Smile eine sehr ähnliche Grundprämisse ausdachte: Auch hier sorgt ein mysteriöser Fluch für das letztendlich unweigerliche Ableben der befallenen Figur, vorausgesetzt die Figur schafft es nicht, den Fluch rechtzeitig durch einen Mord (oder durch Selbstmord) an einen Zeugen des Geschehens weiterzugeben.
Der Spannungsbogen funktioniert dabei durchaus ähnlich zu It Follows, auch wenn es Smile nicht ganz so gut gelingt eine konstante Horror-Atmosphäre zu etablieren, sondern sich eher auf die Stärke seiner Jump-Scares und gelegentlichen unerwarteten Gewaltspitzen verlässt. Besonders die Jump-Scares waren in der medialen Berichterstattung sowohl im englischsprachigen als auch im deutschsprachigen Raum omnipräsent, es wurde von Menschen berichtet, die vor Schreck das Kino verließen. Wie so oft dürften diese Erzählungen etwa übertrieben sein, auch wenn man den Jump-Scares in Smile definitiv eine enorme Effektivität zugestehen muss.
Dieses Stilmittel hat ja bekanntlich nicht mehr den besten Ruf, zu viele billig produzierte Horror-Streifen der letzten Jahre nutzen lieblose Jump-Scares, um ihre öde Inszenierung zu übertünchen. Doch Regisseur Parker Finn setzt diesem Negativtrend einige gelungene Gegenbeispiele entgegen, indem er geschickt mit der Erwartungshaltung des Publikums spielt und dementsprechend einen Jump-Scare eben nicht in dem Moment passieren lässt, in dem man ihn als Zuseher erwartet, sondern stattdessen stets das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat.
Gerade dieser unvermittelte Zugang, bei ganz banalen Dialog- oder Alltagssituationen bei grellem Tageslicht plötzlich einen Jump-Scare zu platzieren, trägt viel zum Reiz des Filmes bei. In punkto Figurenzeichnung muss man allerdings Abstriche machen, zwar verkörpert Sosie Bacon die Protagonistin mit viel Überzeugung und man fiebert auch durchaus bei ihrer Spurensuche in die eigene Vergangenheit mit, doch bleiben leider die anderen Charaktere sehr blass und man nimmt kaum nennenswerten Anteil an ihrem Schicksal. Dies sorgt dafür, dass der Film in seinen charakterlastigen Sequenzen etwas den Faden verliert und nicht ganz so überzeugen kann wie ins einen Horror-Momenten.
Zum Glück besinnt sich Parker Finn zum großen Finale wieder auf die Stärken des Films und präsentiert einen Horror-Showdown in einer einsamen Waldhütte, der in seiner bitteren Konsequenz sogar fast mit den legendären Dämonenkämpfen der Evil Dead-Reihe mithalten kann und in Kombination mit unerwarteten Body-Horror-Elementen dafür sorgt, dass man diesen Film als Zuseher definitiv nicht so schnell vergisst.
Man nehme die Grundprämisse von It Follows, würze diese mit einem fiesen Lächeln und äußerst effektiven Jump-Scares und verfeinere dieses Gemenge schließlich mit einem denkwürdig inszenierten Terror-Finale in einer einsamen Waldhütte und voila - fertig ist einer der besten Psycho-Horror-Filme der letzten Jahre, der ganz ohne Witz, übertriebenen Splatter und Meta-Ebene auskommt und dafür ganz ausschließlich schocken will. Schwächen in der Figurenzeichnung und einige inszenatorische Durchhänger sind angesichts der erwähnten Stärken gut verkraftbar.