HORROR: GB, 2007
Regie: Peter Stanley-Ward
Darsteller: Chris R. Wright, Dan Palmer, Warwick Davis
Wenn man irgendwo in einem entlegenen Winkel im britischen Königreich die falsche Straße nimmt oder zu tief in die Wälder wandert, stößt man irgendwann auf das ungastliche Örtchen Grockleton. Dessen Bewohner haben - wie alle bösen Hinterwäldler - schlechte Zähne und noch schlechtere Manieren. Am liebsten machen sie Jagd auf eben jene Leute, die vom Weg abgekommen sind. Leute wie eben Jon und seine schwangere Frau. Oder dem Nerd Marcus.
KRITIK:Zugegeben. Die Prä-Vorspannsequenz mit der Computerlandschaft aus seligen C 64-Tagen
und den wenig berauschenden Effekten beim ersten Opfer haben mich anfänglich dem SMALL TOWN FOLK
gegenüber äußerst skeptisch werden lassen.
Umso überraschter war ich von dem, was die kleine No Budget-Produktion nach dem Vorspann zu bieten hatte.
Eine Backwood-Menschenjagd, welche vom Regiedebütanten Peter Stanley-Ward mit einer gesunden Prise Ironie, einigem handwerklichen Geschick und viel, viel Herzblut inszeniert worden ist. Letzteres drückt sich vor allem im ständigen Bemühen um einen signifikanten Look aus, was liebevoll arrangierte Szenen und außergewöhnliche Kameraperspektiven en masse zur Folge hat.
Und plötzlich ist auch die billige Computerkulisse des Beesley Manor in Grockleton nicht mehr mies, sondern drollig - charmant. Denn jetzt hat man sich vergegenwärtigt, dass einem jungen Briten, der seinen ersten Film dreht, eben sehr viel bescheidenere Mittel zur Verfügung stehen als jemandem, der in Hollywood seinen Job verrichtet und millionenschwere CGI finanziert bekommt. Hut ab, wenn man mit quasi null Budget einen solch unterhaltsamen und dabei recht gut aussehenden Streifen wie SMALL TOWN FOLK zustande bekommt.
Und der Film punktet zusätzlich mit einer ganzen Latte skuriller, tapsiger Charaktere und einer mörderischen Horde kurios gestalteter Backwood - Psychos. Beide Parteien jagen und bekriegen sich mit enormen Tempo und manch lustiger Splatterei durch 86 rasante wie spaßige Minuten.
Natürlich ist die hier erzählte Geschichte nicht neu und inhaltliche Überraschungen gibt es auch keine zu vermelden. Doch weil Stanley-Ward durch das 2000 MANIACS! - Szenario einen Hauch von Tim Burton wehen lässt, ist das Ganze doch recht sympathisch und zumindest optisch anders.
Zuguterletzt sind die bis auf LEPRECHAUN-Warwick Davis unbekannten Darsteller allesamt mit Spaß und Talent bei der Sache und damit ist SMALL TOWN FOLK eine überraschend runde Sache geworden.
Mordlustiges SMALL TOWN FOLK versus durchreisende Städter. Dieser kleine Independent-Streifen bietet augenzwinkernden Funsplatter, eine außergewöhnliche Optik und ist dabei charmant wie BAD TASTE. Kurzum: Kein Budget, aber richtig viel Spaß.