OT: Slaughter High
HORROR: GB, USA, 1986
Regie: George Dugdale, Mark Ezra
Darsteller: Caroline Munro, Simon Scuddamore, Carmine Iannaccone, Donna Yaeger
Wenn wir bei FILMTIPPS.at eine 80er Jahre-Party feiern, dann tanzen wir nicht mit frisch gesträhnten Vokuhilas zu seltsamer, Neue Deutsche Welle genannten Musik in den Redaktionsräumen umher, sondern werfen all unsere vorsintflutlichen Slasherfilme in einen (an Jasons Maske aus FRIDAY THE 13TH 2 gemahnenden) Kartoffelsack und ziehen uns jeden Abend einen raus und rein. Und gerade feiern wir wieder eine unserer berüchtigten 80er-Partys. Feiert mit und lauscht den...
Geschichten aus dem Slasher-Kartoffelsack, Teil 4; Heute: SLAUGHTER HIGH aus dem Jahr 1986.
Marty, der Schulstreber ist die perfekte Zielscheibe für die Schikanen seiner hundsgemeinen Klassenkameraden. Insbesondere die Clique um die schöne Carol und dem großkotzigen Skip spielt Marty übel mit. Am April’s Fools Day treiben es die Jungs und Mädels allerdings zu weit. Ein Streich endet für Marty mit einer Säuredusche und einen Flammenbad. Schwer entstellt und wahnsinnig geworden verschwindet der arme Streber für lange Zeit im Sanatorium. Skip und seine Freunde kommen ungeschoren davon.
Jahre später werden Skip, Carol und der Rest der alten Clique just zum 1. April in das mittlerweile leer stehende Schulgebäude zum Klassentreffen geladen. Dort erwartet sie schon ein rachsüchtiger Killer mit Narrenkappe und einem bunten Strauß mörderischer Aprilscherze...
Siehst du gestandene Mittdreißiger beim Sportunterricht in Reih und Glied stehen und Schule spielen, befindest du dich entweder in der Jump Street oder in einem Teenkill-Schlitzerfilm made in the 80s aus unserem Slasher-Kartoffelsack.
Einer dieser Ü30-Teenies und (Alt-)Stargast der TODESPARTY ist Caroline Munro, Ex-Hammergirl (CAPTAIN KRONOS VAMPIRJÄGER, DRACULA JAGT MINIMÄDCHEN), Ex-Bondgirl (DER SPION, DER MICH LIEBTE) und die Ex vom originalen MANIAC. Ach ja, und uncredited spielte sie auch die verblichene Mrs. PHIBES in den kultigen Vincent Price-Klassikern. Auch wenn sie das Final Girl mimt (und das leider ziemlich lustlos); die Tatsache, dass sie hier mit anderen, durch die Bank unbekannten Knallchargen die fiese Schülerclique, die Gesicht und Verstand des armen Martys auf dem Gewissen hat, bildet, macht deutlich, dass Caroline Munros große Karriere anno 1986 schon ein gutes Stück den Bach hinuntergegangen ist.
Sei's drum. Weder Lady Carol noch ihren Kumpels, die ohnehin allesamt den Anschein erwecken, die Suppe der Weisheit mit der Gabel gelöffelt zu haben, kommt diese unheilschwangere Einladung ausgerechnet zur Jährung von Martys Schicksalstag irgendwie suspekt vor. Location: altes, verwittertes, düsteres Kastell? Kein Grund zum Argwohn. Weil: Hey, es gibt Schnittchen und Dosenbier.
Ausgerechnet in letzterem offenbart sich ihr bislang unsichtbarer Gastgeber. Der Tod.
Der trägt in der SLAUGHTER HIGH eine Narrenkappe und zeigt sich äußerst kreativ in Sachen Töten. Wo andere Killer ihre Opfer einfach nur ordinär mit einer Machete oder einem Fleischermesser "abstechen"; bringt der Hofnarr der TODESPARTY seine Delinquenten mit Einfallsreichtum um die Ecke.
Säure ins Bierchen. Säure als Badewasserzusatz. Der fahrbaren Rasenmäher als Mordwaffe. Oder ein unter Strom gesetztes Bettgestell, welches das Lotterbett zweier Vögelnder gleich zu deren Totenbett macht. Abwechslung wird durchaus großgeschrieben; obgleich die relativ blutigen Mordszenen von Dugdale und Ezra, dem Duo auf dem Regiestuhl, weder besonders spannend noch irgendwie inspiriert in Szene gesetzt wurden.
Dafür lassen die Beiden ihr menschliches Kanonenfutter wieder mit aller Vehemenz gegen den gesunden Menschenverstand agieren. Was? Unser alter Kumpel wurde gerade direkt vor unseren Augen brutal ermordet!?! O mon Dieu! Wir müssen schnellstens aus diesem Haus fliehen oder die Polizei rufen oder andererseits...Andererseits könnte man auch zuerst in aller Gemütsruhe ein Bad nehmen oder irgendwo 'ne Nummer schieben...Fuck, jetzt sind wir vom Rest der Gruppe getrennt und werden auch umgebraaaahhhh...
Der Dummheit der Slasherfilm-Lemminge ist einmal mehr keine Grenze gesetzt. Na ja. Ihr kennt das Spiel. Wir kennen das Spiel.
Wie bereits erwähnt ist SLAUGHTER HIGH handwerklich alles andere als Aufsehen erregend. Selbst der Score von Jasons Hofkomponisten Harry Manfredini dudelt abseits des auf Dauer ebenfalls nervigen Titelthemas nur uninspiriert aus der Konserve. Die Darsteller knallchargen mehr denn sie spielen - und leider passt sich auch Caroline Munro dem hier vorherrschenden überschaubaren Schauspielniveau an. Wenigstens sorgt das Ambiente des düsteren, verlassenen Schulgebäudes für ein bisschen Atmosphäre. Allerdings frage ich mich immer noch, warum eine Räumlichkeit in einer ehemaligen Schule einem voll eingerichteten Stundenhotelzimmer frappierend ähnelt...
In ihrem Gemeinschaftswerk lassen Dugdale und Ezra was Logik angeht, Fünfe ohnehin gerne gerade sein und richten den Fokus stattdessen ganz auf das Dahinraffen des Ensembles. Dabei bedienen sie sich dem klassischen modus operandi der AND THEN THERE WERE NONE frei (und tumb) nach Agatha Christie. Den Abzählreim bringen sie mal mehr, mal weniger originell mit tödlichen Aprilscherzen an den Zuschauer.
Auch wenn der Film abseits seiner Kreativität in Sachen Mord eher selten packend inszeniert worden ist, so ist DIE TODESPARTY dennoch einer jener Slasher aus den 80ern, die dann doch irgendwie aus der Masse herausstechen und in Erinnerung bleiben konnten. Was insofern bemerkenswert ist, weil SLAUGHTER HIGH in einer Zeit entstanden ist, als die erste große Slasherfilm-Welle bereits abgeebbt und der Markt bereits hoffnungslos mit billigen Epigonen überschwemmt war. Erst in den Neunzigern hat Wes Craven das Genre mit dem clever ironischen SCREAM qualitativ und kommerziell erfolgreich reanimiert und zu neuen Höhen geführt. Aber davon hat euch unlängst der werte Kollege Johannes ausführlich und äußerst lesenswert berichtet.
Doch kurz noch einmal zurück zur SLAUGHTER HIGH, bei der es sich kurioserweise um eine britische Filmproduktion handelt, die mit aller Gewalt den Eindruck erwecken möchte, ein Slasher made in the US of A zu sein. Und letztendlich gelingt ihr dies auch.
Nichtsdestotrotz ist DIE TODESPARTY bei heutiger Betrachtung leider nur noch leidlich unterhaltsam. Der brachialen Dynamik vieler moderner Genre-Vertretern hat sie nicht viel mehr entgegenzusetzen als ein memorables Killer-Outfit, etwas Trash-Appeal und eben den Hauch von Nostalgie, der uns grauen Slasher-Wölfe immer dann ergreift, wenn wir einem dieser Relikte aus den Videotheken unserer Jugend wieder begegnen.
Zur TODESPARTY war ich das erste Mal vor vielen Jahren als leicht zu begeisternder Gore-Welpe eingeladen. Damals habe ich die kreativen Mordszenen wie das unvergesslich geexte Säure-Bier ebenso gefeiert wie den memorablen Killer-Hofnarren und das verstörende Schlussbild. Doch wenn man die SLAUGHTER HIGH (wie der Film im Original heißt) nach Jahren wieder besucht und diesmal ohne die Brille nostalgischer Verklärung betrachtet, wird der verloren geglaubte Klassiker plötzlich zum eher albernen und bisweilen erschreckend uninspiriert in Szene gesetzten Slasherfilmchen, das im Licht seines Entstehungsjahres gesehen immerhin blutig ist. Die Gäste der TODESPARTY werden zwar abwechslungsreich, aber auch ohne jedwede Raffinesse (in der Inszenierung) dezimiert. Ein simpler, leidlich spannender Abzählreim, der heutzutage nur noch in den altersmilden Augen unverbesserlicher Genre-Romantiker funktioniert. Als solcher gebe ich mit einem fetten Nostalgiebonus gerade noch so