OT: Skins - Season 1
DRAMA: England, 2007
Regie: Paul Gay, Adam Smith, Minkie Spiro, Chris Clough
Darsteller: Mike Bailey, April Pearson, Nicholas Hoult, Hannah Murray, Joe Dempsie, Mitch Hewer, Dev Patel, Larissa Wilson
Die Höhen und die Tiefen in einem Lebensabschnitt einer Teenagerclique. Dieser Lebensabschnitt ist natürlich gefüllt mit Problemen, Intrigen, Drogen, Sex und natürlich Partys.Da gibt es den jungfräulichen Geek Sid (Mike Bailey), der hoffnungslos in die schöne Michelle (auch bekannt als Nips, gespielt von April Pearson) verliebt ist, sie ist aber bereits an Sids besten Freund, den intelligenten, gelangweilten und manipulierenden Tony (Nicholas Hoult), vergeben.
Hinzu kommen noch die magersüchtige und ein bisschen eigenartige Cassie (Hannah Murray), Chris (Joe Dempsie), der irgendwie ständig auf irgendwelchen Drogen ist, der schwule Maxxie (Mitch Hewer), der muslimische Anwar (Dev Patel) und die schwarze, musikalisch talentierte Jal (Larissa Wilson).
...und noch so ein Coming-of-Age-Teenie-Ding. Seit Wedekinds "Frühlings Erwachen" wurde das Thema doch schon zig Male durchgekaut und mittlerweile kann man sich von diesem Genre meist nur noch zotig, pubertären Humor erwarten (siehe "American Pie" plus Spin-Offs). Doch Skins scheint eine Ausnahme zu bilden: Es wird tief in die Psyche so mancher Protagonisten eingedrungen, es gibt einige heftige Schicksalsschläge und doch schafft es die Serie selbst in ernsten Momenten immer noch ihren Charme und Humor zu behalten.
Das sieht man besonders an der Person des Madison "Mad" Twatter (Stephen Walters), der Witzfigur sowie bedrohlicher, psychopatischer Dealer gleichzeitig ist. Er stellt eine der interessantesten Figuren in Skins dar, daher ist es schade, dass er nur in den ersten drei Episoden auftaucht. Diese drei Episoden sind gleichzeitig die Zeit, die die Serie zum aufwärmen benötigt. So weiß man nach der ersten Folge nicht ganz was man von der Serie halten soll, sie ist zwar außerordentlich gut, doch kann man nicht genau einschätzen in welche Richtung das alles gehen soll. Doch schon allein die Situation in der Sid am Ende der ersten Folge gelassen wird, lässt einen neugierig auf Folge zwei werden.
Aber anders als erwartet, beginnt diese nicht dort wo Folge eins aufgehört hat, plötzlich ist auch nicht mehr Sid und sein Frauenproblem im Vordergrund, sondern Cassie und ihr Essensproblem und auf die Endsituation von Folge eins wird auch erst später in dieser Folge eingegangen, aber noch immer wusste ich die Serie nicht einzuordnen.
Daher gleich zu Folge drei und man erfährt vom Druck der auf Jal lastet, weil sie an einem Musikwettbewerb teilnimmt. Die Folge an sich ist die schwächste der ganzen Staffel, doch nun hat man sich erstmals an die vielen Protagonisten gewöhnt, hat sie sozusagen kennen gelernt und wenn man sich dann überwindet mit der genialen Folge vier fortzufahren, wird man es nicht bereuen. Denn Skins ist eine wirklich gut geschauspielerte Drama-Serie, welche vielerlei Themen, wie Liebe, Sexualität oder auch Verlust tiefgründig behandelt, ohne dabei vor irgendwelchen Tabus haltzumachen, aufgesetzt oder auch kitschig zu wirken, zudem vermisst man in kaum einer Folge den großteils echt bösen schwarzen Humor.
Zu der komplexen Handlung und den komplexen Figuren bekommt aber auch noch einen komplexen Unterricht in Fluchen auf Englisch (vorausgesetzt man schaut die Serie im O-Ton, aber alles andere wäre sowieso Häresie, ja, es gibt nicht nur "fuck" und "shit" und ähnlich umfangreich wie dieses neu angeeignete Fluchwortkompendium ist der Soundtrack, gefüllt mit allem möglichen Punkigen, Rockigen und Elektronischen, der nicht nur hilft manche Szenen der Serie unvergesslich zu machen, sondern auch so ganz anhörlich ist.
Die Handlung spitzt sich gegen Ende hin immer mehr zu, das "Arschloch" Tony wird einem unsympathisch gemacht nur um dann alles zu verlieren, einem wieder sympathisch gemacht zu werden, nur um das Staffelfinale noch dramatischer wirken zu lassen. Dieses wiederum ist ein gewaltiger Cliffhanger, so wird man kaum drum rum kommen auch die zweite Staffel anzuschauen.
Eine Jugend erstickt in Drogen, Partys und anderen Problemen,
doch sagt einfach mal Fuck it und hat Spaß dran. Geniale Coming-of-Age-Drama-Serie mit bösartigen schwarzen Humor und einem wunderbaren Cast. Wenn man sich einmal eingelebt hat, will man gar nicht mehr aufhören die Protagonisten zu begleiten.