EXPLOITATION NOIR: GRIECHENLAND, 1990
Regie: Nikos Nikolaidis
Darsteller: Meredyth Herold, Michele Valley, Panos Thanassoulis
Ein Privatdetektiv sucht seine verschwundene große Liebe Laura und landet in der Villa des wohl perversesten Mutter/Tochter-Teams in der Geschichte des Films. Was - Zitat Covertext - "one of the sickest, most disturbing films you will ever see" zur Folge hat ...
Cinematographisch gesehen bietet die Hellenische Republik nicht wirklich viel, doch alle paar Jahrzehnte wieder scheinen die Griechen einen perversen Tabubrecher auf die Menschheit loszulassen. 1975 hatten wir diesbezüglich Mastorakis´ DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS und 1990 folgte dann dieses bizarre, sexuell völlig deviante Werk mit dem unscheinbaren Titel SINGAPORE SLING um dem Fass endgültig den Boden auszuschlagen.
SINGAPORE SLING ist die gleichsam perverse wie exquisite Verbeugung vor dem Film noir im Allgemeinen und Otto Premingers aus dem Jahr 1944 stammenden Klassiker LAURA im Besonderen. Bei Preminger - wir erinnern uns - gab es ebenfalls einen Schnüffler, der sich in das Porträt einer Frau namens Laura verliebt, aber keine sadomasochistischen Inzest und auch keine goldenen Duschen. Die gibt es allerdings bei SINGAPORE SLING. Plus weitere extrem (eklige) Szenen mit (hoffentlich) gestelltem Vollkotzen, die in jüngerer Zeit den üblen Gesellen Lucifer Valentine zu seinen unter dem Banner "Vomit Gore" firmierenden Filmchen SLAUGHTERED VOMIT DOLLS und REGOREGITATED SACRIFICE wohl erst animiert haben.
Wobei die Obszönitäten in SINGAPORE SLING vergleichsweise ästhetisch fotografiert sind. Denn die durch und durch kranke Geschichte mit ihren sexuellen Abartigkeiten am Fließband sind nur eine Seite der Medaille; die andere ist nämlich die, dass Nikos Nikolaidis hier mit einer Extravaganz in Inszenierung und Bildersprache aufwartet, wie man sie in dreihundert abseitigen Genreproduktionen vielleicht einmal vorfindet.
Vom Musikeinsatz bis zur Perspektivenwahl - jede Szene ist perfekt durchdacht und sitzt messerscharf. Neo Noir in Vollendung; fiebernd in einer perversen Stimmung, die ihresgleichen sucht und immer wieder mal schimmert völlig entarteter Humor durch .
Dazu kommt das fies authentisch wirkende (nympho-)manische Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen; wo insbesondere Meredyth Herolds eine mehr als eindrucksvolle psychotische Vorstellung abliefert.
SINGAPORE SLING ist ein sexuell abartiger Kunstschocker in Schwarz/weiß. Art-Exploitation. Gewaltporno noir .
So künstlerisch wertvoll wie dieses Werk sind wohl die wenigsten Kandidaten, die für unsere Top 10 der kranken Filme in Betracht kommen.
Eine perverse wie exquisite Verbeugung vor dem Film Noir der Vierziger Jahre - inklusive sadomasochistischer Praktiken, Inzest und goldenen Duschen. Im griechischen SINGAPORE SLING werden die Tabus aber bei größtmöglicher Virtuosität gebrochen
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Ab 30.8.2013 auf DVD bei Bildstörung.