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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Sieben

Sieben

OT: Se7en
NEO-NOIR: USA, 1995
Regie: David Fincher
Darsteller: Morgan Freeman, Brad Pitt, Kevin Spacey, Gwyneth Paltrow

STORY:

New York, Mitte der 90er Jahre, Detective William Somerset (Morgan Freeman) tritt nach mehreren Jahrzehnten Polizeidienst die letzte Woche seiner Laufbahn an. Sein Nachfolger Detective David Mills (Brad Pitt) wird ihm zur Bearbeitung seines letzten Falls zugeteilt. Und dieser Fall hat es in sich.

KRITIK:

Filme über Serienkiller gibt es ja wie Sand am Meer. Ob nach einem Vorbild aus der langen Palette von realen Fällen, fiktionalen Werken oder einer Mischung aus Beiden. Der Serienkiller-Film ist mittlerweile ein klassisches Thema des amerikanischen Kinos. Ob als Parabel auf unsere außer Kontrolle geratene westliche Zivilisation, Psychogramm oder als reiner Voyeurismus, die Motive dieses Genres sind sehr vielseitig.

Doch um den zweiten Langfilm von David Fincher kommt man definitiv nicht herum. Die Aufblende des Films schlägt dem Zuschauer seine nihilistisch-depressive Grundstimmung schon in den ersten Sekunden entgegen. Detective Somerset untersucht den Tatort eines Mordes, sinniert über die Motive einer Tötung aus Leidenschaft und über die Gründe die die Täter zu solchen Exzessen treibt.

"Wen interessiert's" fragt der Spurensicherer und Somerset tritt in ein verregnetes, trostlos wirkendes New York hinaus, dort trifft er auf Detective Mills der ihm zugeteilt wird. Zusammen bekommen sie die nächsten sechs Tage Tatorte zu sehen die sich in Sachen Bizzarheit, Grausamkeit und Unmenschlichkeit übertreffen. Und anscheinend ein gemeinsames Muster aufweisen.

Im Interesse der wenigen Menschen auf dieser Welt die Sieben noch nicht gesehen haben, möchte ich hier von der Story nicht viel mehr verraten ... Nur eines vorweg: David Fincher hat mal wieder alles richtig gemacht. Eine Hommage an die Stadt New york durch schöne, glitzernde Nachtaufnahmen von Manhattan oder lange Kamerafahrten durch endlose Straßenschluchten sucht man hier vergeblich.

Fincher huldigt dieser Stadt nicht wie einst Michael Mann Los Angeles. Im Gegenteil, New York steht hier als Paradebeispiel für eine urbane Hölle, der Mittelpunkt einer zerrütteten Gesellschaft ohne moralische Werte und Mitgefühl. Schmutzige Stadtteile, abgewohnte Gebäude und Wohnungen in Sozialbauten, bizzarre S/M Studios und dunkle Straßenecken sind das bevorzugte Setting dieses stark an die Ãrra des Film Noir erinnernden Kriminalfilms. Und das schafft Athmosphäre. Und zwar reichlich. Ein Bleach-Bypass-Effekt (ein visueller Effekt, bei dem der Vorgang des Bleichens bei der Farbfilmentwicklung teilweise oder komplett ausgelassen wird, so das dass Farbbild von einem Schwarzweißbild überlagert wird) sorgt schon allein für reichlich düstere Grundstimmung.

Außerdem regnet es. Und zwar immer. Im Zusammenspiel mit der starken, athmosphärischen musikalischen Untermalung und einem nervenzerreißenden Skript das einen Spannungsbogen bietet, nach dem sich die meisten Machwerke des Genres die Finger lecken, schafft dies eine fast schon apokalyptische Stimmung. Gesten der Menschlichkeit wie das Gespräch zwischen Mills Frau (Gwyneth Paltrow) und Somerset in einem Diner oder das gemeinsame Abendessen bei Detective Mills Zuhause wirken wie fast vergessene Relikte aus einer besseren Zeit.

Morgan Freeman brilliert in der Rolle des ausgebrannten Detectives, der schon zu viel gesehen hat um noch an das Gute im Menschen glauben zu können und sich schon lange in einer von Werteverfall und Verrohung geprägten Welt verloren glaubt. Brad Pitt mimt (und das nicht weniger gekonnt) den Gegenentwurf zu Detective Somerset. Er sieht das Verbrechen eher als eine Art Nebenerscheinung des Lebens in einer Millionenstadt wie New York und weigert sich (was eher als ein verzweifeltes Leugnen zu verstehen ist) Somersets pessimistische Weltanschauung zu teilen.

Keiner der Morde wird unmittelbar gezeigt, sondern nur die "Ergebnisse", die kryptische Schweinerei die der Killer hinterlassen hat. Bis zum spannungsgetränkten Finale bleibt der Killer gesichtslos, spricht mit dem Zuschauer nur durch sein Werk und entfaltet so ein Grauen das mit keiner Splatter- oder Goreszene der Welt erreicht werden kann. Die Perspektive bleibt bei den Ermittlern und folgt so dem Stil eines klassischen Film Noir/Crime Movie.

A propos Finale, dieses wird durch eine legedäre Perfomance von Kevin Spacey zu einem Schmankerl der jüngeren Kinogeschichte. Einzigartig gibt Spacey den abgeklärten, kalten Soziopathen der die Weltanschauung Somersets anscheinend teilt und der Gesellschaft durch seine Taten ein grausames, ungefiltertes Spiegelbild vorsetzt. Diesem Spiegelbild muss sich am Ende auch Detective Mills stellen.

Übrigens: Brad Pitt ist es letztendlich zu verdanken, dass das Finale des Skripts, das ursprünglich ein konventionelles Wettlauf gegen die Zeit - Filmende (wie wir es schon in 1000 anderen Filmen des Genres sehen mussten) vorsah gegen den bitterbösen "Head in the Box" - Plot ausgetauscht wurde. Pitt war von der Änderung so begeistert, dass er mit der Beendigung seiner Arbeit am Set drohte, falls diese nicht ins Skript übernommen werden sollte. Danke Brad!

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FAZIT:

Ein nihilistisches, in präapokalyptische Stimmung getränktes Meisterwerk des amerikanischen Kriminalfilms, bei dem jeder Handgriff sitzt und der seine Zuschauer mit einem flauen Gefühl im Magen und einer gewissen Einsamkeit zurücklässt.

WERTUNG: 10 von 10 Bloody Boxes
TEXT © Djan Hajo
Dein Kommentar >>
Dorian | 28.08.2011 02:03
Gute Kritik zu einem der wirklich besten Thriller
und düstersten Filme die ich je gesehen habe.

Das FInale lässst einem wirklich nicht gerade mit
dem besten Gefühl zurück.

Die schauspielerische Leistung von Brad Pitt im
Finale möchte ich nochmal hervorheben.
Seine hin-und-her-gerissenheit wirkt dabei wirklich
authentisch und vor allem intensiv
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