ACTIONTHRILLER: USA, 2018
Regie: Stefano Sollima
Darsteller: Benicio Del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner, Catherine Keener, Elijah Rodriguez
Die im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet operierenden Kartelle haben eine neue Einnahmequelle entdeckt: Neben Drogen und Migranten werden neuerdings auch islamistische Kämpfer in die USA geschmuggelt. Im Pentagon hat man die geniale Blitzidee, einen Krieg zwischen den Kartellen zu provozieren, auf dass sie sich gegenseitig dezimieren. Ein Auftrag ganz nach dem Geschmack von CIA-Agent Matt Graver (Josh Brolin), der sogleich seinen alten Auftragskiller-Buddy Alejandro (Benicio del Toro) kontaktiert. "Das kann unschön werden". Womit er recht hat.
Auf diesen Einsatzbefehl habe ich lange gewartet: Zum zweiten Mal mit Benicio del Toro und Josh Brolin in den Drogenkrieg ziehen. "Schön schiarch" soll es da draußen sein, meint Facebook-Freund C. Und rät: "Kugelsicheres Westerl nicht vergessen."
Der letzte Einsatz gegen die mexikanischen Kartelle liegt ja schon ein Weilchen zurück. Drei Jahre, um genau zu sein. SICARIO (2015) war ein Triumph. Militärisch vielleicht nicht so sehr - einen Drogenkrieg kannst du militärisch nicht gewinnen, das weiß jeder außer Matt Graver, dieser skrupellose CIA-Killer - aber filmisch. Anfangs war ich ja etwas skeptisch, weil der damalige Einsatzleiter Denis Villeneuve samt seinem genialen Kameramann Roger Deakins an die Science-Fiction-Front abkommandiert wurde, wo er sich mit Aliens und Replikanten herumschlagen muss.
Um die mexikanische Front kümmert sich nun der Italiener Stefano Sollima, der sich mit Mafiakriegen bestens auskennt. Dringende Empfehlung an dieser Stelle: SUBURRA (2015). Hier in Hollywood wird alles selbstverständlich ein paar Kaliber größer gespielt. Gepanzerter Humvee statt Fiat Punto, quasi.
Der Rezensent von spiegel.de irrt natürlich, wenn er behauptet, SICARIO 2 verhalte sich zum gefeierten ersten Teil wie RAMBO 2 zu FIRST BLOOD. Die Action ist nach wie vor vergleichsweise sparsam dosiert, aber hocheffizient. Thriller-Spezialist Taylor Sheridan (WIND RIVER) hat abermals ein Skript aus dem Ärmel gezaubert, in dem praktisch jede Figur ambivalent ist. Da hätten wir Matt Graver (Josh Brolin), vom Erscheinungsbild her eine Kreuzung aus Steve Bannon und Donald Rumsfeld, aber eben kein alter Sesselfurzer, sondern ein kampferprobtes Frontschwein, das seinen moralischen Kompass bei irgend einem Spezialeinsatz in Somalia, Dschibuti oder der Wüste von New Mexico verloren hat. Wer Graver engagiert, bekommt auch den psychisch angeknackten Killer Alejandro dazu, von Benicio del Toro wie gewohnt eindringlich und bedrohlich gespielt.
Sollimas Inszenierungsstil wirkt erdiger, konventioneller, um nicht zu sagen dreckiger als die hyper-eleganten, fast schon opernhaften Bilderwelten Villeneuves. Härtegradtechnisch legt der Film - kaum zu glauben - im Vergleich zum ersten Teil sogar noch zu. Unterm Strich ein souverän inszenierter, spannender, stellenweise saubrutaler Actionthriller.
Richtig erschrocken bin ich übrigens lustigerweise während des Abspanns. Das kam so: Das Licht im Saal geht an, und das Reinigungspersonal macht sich an die Arbeit. Einer packt neben mir einen riesigen Müllsack aus. Ich muss ziemlich zusammengezuckt sein. Für einen Moment dachte ich nämlich, der Kerl will mir den Sack über den Kopf ziehen, wie es im Film x Mal passiert. Ein Film also, der im Kopf weiter läuft. Kein schlechtes Zeichen.
Zweiter Schlag gegen die Drogenkartelle im mexikanischen Grenzgebiet. Der italienische Mafia-Experte Stefano Sollima dirigiert die CIA-Kämpfer vielleicht nicht ganz so kunstvoll übers Schlachtfeld wie Denis Villeneuve im ersten Teil. Aber wer einen packend inszenierten, spannenden, stellenweise saubrutalen Actionthriller sehen will, kommt an SICARIO 2 nicht vorbei. In diesem Sinne: "Tolles Wetter für einen Ausflug! Blauer Himmel, großkalibrige Waffen. Schön, einmal aus dem Büro rauszukommen."