OT: Sherlock Holmes 2: A Game of Shadows
ACTION: USA, 2011
Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Robert Downey Jr., Jude Law , Jared Harris
Blockbusterkino im neuen Jahrtausend. Damit ist zur Story eigentlich alles gesagt: Wir wissen, wer der Gute ist (SPOILER: Durchgeknallter Protagonist mit leichtem Hang zu Irrsinn und Gemeingefährdung), wer der Böse sein muss (SPOILER: Ein eloquenter, hochintelligenter Oberschichttyp mit Allmachtfantasien); uns ist klar, wer stirbt (SPOILER: Die Freundin aus dem ersten Teil, um Platz für die neue Filmschönheit zu machen, sowie alle Akteure, deren Name nicht innerhalb einer Minute fünf Mal wiederholt wird). Außerdem wissen wir, was der Maliziöse will (SPOILER: Geld und im Hintergrund die Fäden der Macht ziehen) doch schöpfen Zuversicht in der Kenntnis dessen, wer zum Schluss triumphieren wird (SPOILER: das Gute), selbst die Ablebe-Art des Bösewichts ist uns bekannt (SPOILER: Fallen in einen Abgrund).
Gut, wir wissen also was uns erwartet, aber genau das wollen wir ja auch. Das neue Kino, welches auf Realismus genauso pfeift, wie österreichische Politiker auf die Dokumentation ihrer verrechneten Leistungen, erwartet uns mit exotischen Schauplätzen, abstrusen Klischees, launigen Special Effects und vielen Charakteren, die dermaßen überzeichnet sind, dass es schon wieder lustig ist – oder weh tut: Mit der literarischen Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle hat die Haupt-Figur nicht viel mehr gemeinsam als den Namen. Wenn man bedenkt, dass die Leute des späten 19. Jahrhunderts die Figur des Sherlock Holes aufgrund des starken Realismus der Geschichten oft für eine real lebende Figur hielten, kann man im Angesicht des Wahnwitzes, der da auf der Kino Leinwand gezeigt wird, nur mehr den Kopf schütteln.
Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten kopiert das Erfolgsrezept von Fluch der Karibik: Ein chaotischer, völlig jenseitiger Hauptcharakter muss sich gegen alle möglichen Gefahren zur Wehr setzen, wobei man oft nicht so sicher sein kann, ob es in der Umgebung des Bösewichts nicht weniger gefährlich ist, als in der des Helden. Zusätzlich wird aber noch das alte Erfolgsrezept, welches schon die Lethal Weapon oder später die Rush Hour Serie mit Millionen von Kinodollars versorgte, eingebunden: Dem manischen Helden zur Seite kommt ein durch dessen Eskapaden zur Weißglut gebrachter Sidekick dazu, in diesem Fall Dr. Watson.
Dass dies auch bei diesem Film viel Spaß macht, liegt vermutlich nur an den zwei großartigen Schauspielern Robert Downey Jr. und Jude Law, die es schaffen, das Maximum an diebischer Freude aus den zwei zur Unkenntlichkeit mutierten Rollen herauszuholen und sich dabei fetzige Wortgefechte liefern, die um einiges mehr Spaß machen, als jene abgedroschenen aus Fluch der Karibik.
Technisch läuft alles wie erwartet auf oberstem Niveau und ohne Überraschungen: Hans Zimmer düdelt wie immer bombastisch, Philippe Rousselot ("Big Fish", "Interview mit einem Vampir") sorgt für tollste Perspektiven und Sarah Greenwood ("Sinn und Sinnlichkeit", "Hanna") für cartoonhaftes, cooles Produktions-Setting. Einzig noch Erwähnenswertes ist die Tatsache, dass Zeitlupeneinstellungen wohl das sind, was Regisseur Guy Ritchie noch lieber mag, als die Abfindungen von Madonna. Während diese Einstellungen im ersten Teil von Sherlock Holmes einfach nur nervig waren, hat Guy diese Technik inzwischen perfektioniert: Die Verfolgungsjagd im Wald ist ganz großes Action-Kino und rechtfertigt den Eintrittspreis (aber natürlich nur, wenn man an einem Kino-Montag reingeht und die Karte für 6,50 bekommt!).
Oh, neuer Blockbuster, wir kennen Dich und alle Deine Ahnen. Du bist so vorhersagbar wie das Wetter von gestern, aber wir lieben Deine abstrusen simplen Plots, Deine witzigen Dialoge und Deine feschen Schauspieler. Du bemühst Dich, dass es uns nicht langweilig wird, in dem Du es auch immer alle fünf Minuten schön laut und bunt krachen lässt. So gib uns denn unsere tägliche Unterhaltung, bis wir Dich in Deinen Kindern wieder erkennen. Unser Dank in der IMDB sei Dir gewiss. Amen.