OT: Shark Night 3D
HORROR: USA, 2011
Regie: David R. Ellis
Darsteller: Sara Paxton, Dustin Milligan, Chris Carmack, Joel David Moore
Psychopathische Rednecks setzen einen ganzen Bestand an diversen blutrünstigen Großhaien in ihrem Backwoods-Baggersee aus und verhageln einigen partywütigen Studenten den Badespass auf fatale Weise...-
Falls man nicht gerade bei Asylum, Syfy und Komplizen beschäftigt ist, auf die Idee kommt, Haien zwei Köpfe aufzusetzen, sie 110 Meter groß zu machen oder sie gar als SANDSHARKS ihre menschliche Beute auch am Strand reißen zu lassen, sind die Möglichkeiten äußerst limitiert, um heuer noch eine originelle, halbwegs realistische Geschichte mit Killerhaien zu erzählen. Diesbezüglich hat DER WEISSE HAI schon alle denkbaren Handlungsrahmen abgesteckt.
Der Plan, dass Hinterwäldler -just for the fun of it- menschenfressende Haie in Badeseen aussetzen, um die Bikini-Population im Wasser zu reduzieren, klingt im ersten Moment genauso abstrus. Doch wenn man bedenkt, dass die Haie bei Asylum mittlerweile sogar unheilvolle Allianzen mit Unwettern eingehen (siehe oder siehe vielleicht besser nicht: SHARKNADO), dann wirkt ein Film wie SHARK NIGHT plötzlich fast wieder so aus dem Leben gegriffen wie eine Folge Elefant, Tiger & co.
Allerdings stolpert SHARK NIGHT auch weniger über seine absurde Grundidee als viel mehr über deren Umsetzung. Die leider unvermeidlichen CGI-Haie verbreiten nicht den Hauch von Lebensechtheit und somit auch keinen Schrecken. Sie sehen zwar nicht ganz so billig aus wie bei den üblichen Verdächtigen von der Ramsch-Konkurrenz, aber eben auch keinen Deut realistischer.
Dann gehen die Haiangriffe erschreckend blutarm; ja fast schon handzahm über die Bühne. Nicht selten wird es sogar unfreiwillig komisch, wenn die Haie wie Videospiel-Torpedos aus dem Wasser schießen, um das auf einen Baum entkommene Schnäppchen doch noch zu erwischen. Da lobe ich mir BAIT; die besseren Haie, mehr Gore, etwas weniger Unfug.
So ganz vorbehaltslos auf den Tierhorror-Trumpf verlassen, wollten sich die SHARK NIGHT-Macher ohnehin nicht. Man hat auch Versatzstücke aus anderen Subgenres verbaut: Das studentische Kanonenfutter auf Partywochenendfahrt kennt man zur Genüge aus herkömmlichen Slasherfilmen und den White-Trash-Hinterwäldler mit Truckerkappe und schlechtem Gebiss hat man wohl direkt aus den Backwoods ausgegraben.
Wäre da nicht die Haiattacke zur Eröffnung; man würde sich lange Zeit nicht in einem Tierhorror-, sondern in einem Terrorflick mit Hinterwäldlern wähnen. Nur dass, die letzteren das Menschenfressen ihren Haien überlassen.
Überhaupt frage ich mich, wie die Rednecks all diese Hammer-, Tiger-, Bullen- und Weiße Haie aus dem Meer in ihren Backwood-Teich gekriegt haben. Eigens gezüchtet? Haiflüsterei? Teleportation? Oder doch nur ne verdammt große Angel? Der Film bleibt uns die Erklärung schuldig.
Schlüssiges sucht man hier ohnehin meist vergebens, stößt dafür aber immer wieder auf neue uralte Horrorfilm-Klischees oder eine weitere abstruse Idee. Snuff Movie via Shark Cam, anyone? Aber hey, ist die Blonde nicht Sara Paxton? - Süß isse ja, trägt hier aber nur ihren knappen Bikini spazieren. Was sie wirklich drauf hat, durfte sie erst bei den INNKEEPERS zeigen...
Dennoch hätte allem vorangegangenen Unken zum Trotz aus SHARK NIGHT ein zünftiger (Blut-) Badespass werden können; wenn man eben nicht das rote Badesalz vergessen hätte... Oder seine Haie bedrohlicher gestaltet hätte. Wenn man hätte, dann hätte man...
Bezeichnenderweise sorgen die kleinsten Haie -nämlich die Zigarrenhaie- und nicht etwa ihre großen Artgenossen für die vielleicht unbequemste Szene im Film.
Doch auch wenn sich das alles bis hierhin wenig schmeichelhaft liest; auch wenn derzeit auf dem Fisch-Sektor deutlich Unterhaltsameres und Blutigeres in den Filmregalen steht (BAIT, die neuen PIRANHA-Klopper) und auch wenn der gute, alte, allmächtige WEISSE HAI immer noch die Sonne im Vergleich zu einer Energiesparlampe wie SHARK NIGHT ist: Der totale Rohrkrepierer, den man am liebsten noch vor dem Abspann aus dem Player befördern möchte, ist die DVD dann doch nicht. Was zum einen an der doch recht nett (im Sinne von fies und zynisch) gezeichneten Backwoods-Haiwart-Riege liegt; zum anderen daran, dass die Inszenierung in den Händen eines Genre-Routiniers wie David R. Ellis gelegen hat.
Ellis, der sich in Hollywood zunächst als Stuntman verdingt hatte und später auf dem Regiestuhl gelandet ist, hat zwei Parts der FINAL DESTINATION-Reihe (darunter mit FINAL DESTINATION 2, den meiner Meinung nach besten Teil der Serie) gedreht, aber auch den übermäßig gehypten und leider hinter den Erwartungen gebliebenen SNAKES ON A PLANE. Mit SHARK NIGHT hat er zwar bewiesen, dass er auch den größten Unfug mit Anstand (und halbwegs spannend) über seine eineinhalb Stunden bringen kann, doch selbst die überschaubare Güte seines SNAKES wird in SHARK NIGHT selten erreicht. Tragischerweise verstarb Ellis Anfang des Jahres völlig überraschend während der Dreharbeiten zu einem neuen Film.
Somit wurde SHARK NIGHT zu seinem unfreiwilligen filmischen Schwanengesang. Schade, ich hätte dem Mann einen etwas rühmlicheren Abschied gegönnt...
Auch Haie mögen Studentenfutter... - Ob nun in 2D, 3D, mit oder ohne Remoulade: Ein Klassiker im Haifischbecken ist SHARK NIGHT nicht geworden. Tragischerweise aber der letzte vollendete Film seines im Januar 2013 überraschend verstorbenen Regisseurs David R. (FINAL DESTINATION 2, SNAKES ON A PLANE) Ellis. Dem hätte man einen rühmlicheren Schwanengesang gewünscht als diese nur leidlich unterhaltsame, aber stets vorhersehbare Mixtur aus Hai- und Backwoodshorror, die an zu wenig Gore und zuviel Unfug bei ihren meist alles andere als überzeugenden CGI-Haiattacken krankt. Auch wenn DER WEISSE HAI nicht gerade mit Stolz auf diesen seinen abstrusen Erben blicken würde; besser als die inflationäre Haikacke vom Asylum-Fließband ist die SHARK NIGHT allemal. Was zugegeben ein schwacher Trost ist.