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Sexual-Terror der entfesselten Vampire

Sexual-Terror der entfesselten Vampire

OT: Le Frisson des Vampires
LESBIAN VAMPIRE: FRANKREICH, 1970
Regie: Jean Rollin
Darsteller: Sandra Julien, Jean-Marie Durand, Dominique, Michel Delahaye

STORY:

Isa und Antoine, jung und just married, sind auf dem Weg in die Flitterwochen. Zuvor will Isa die letzten noch lebenden Verwandten, ihre beiden Vettern besuchen. Doch im Dorf muss Isa erfahren, dass auch die Cousins vor kurzem verstorben sind. Das frischgebackene Ehepärchen will dennoch die Nacht im Kastell der Vettern verbringen. Dort bekommt Isa Schlag Mitternacht Besuch von einer geheimnisvollen, bleichen Frau und verbringt die Hochzeitsnacht nicht mit Ehemann Antoine, sondern mit der verführerischen Besucherin. In der darauf folgenden Nacht tauchen auch die vermeintlich verstorbenen Vettern wieder auf, die sich ebenso als Vampire entpuppen wie Isas neue Gespielin. Und auch die junge Braut soll einer der ihrigen werden und muss sich nun entscheiden: Entweder ewiges Leben mit der lesbischen Gefährtin und den untoten Vettern oder Sterblichkeit im Sonnenschein mit Männe Antoine…-

KRITIK:

LE FRISSON DES VAMPIRES aus dem Jahr 1970 ist nicht der erste lesbische Vampirfilm des Franzosen Jean Rollin, seines Zeichens der unumstrittene Godfather aller filmischen Vampirlesben schlechthin. Zuvor hat es da schon LE VIOL DU VAMPIRE (1968) und DAS LUSTSCHLOSS DER GRAUSAMEN VAMPIRE (1969) gegeben. Zwar war bereits in diesen (allerdings gewöhnungsbedürftigen) Filmen Rollins morbid-erotische Intention und sein eigentümlicher Stil deutlich erkennbar, aber noch nicht ganz vollkommen.

Erst LE FRISSON DE VAMPIRE ist das exemplarische Beispiel für das Rollin´sche Filmschaffen und ein guter Einstieg in das bizarre, poetische und vor allem erotische Universum seiner nackten (meist lesbischen) Vampire. Eine abseitige Welt, die sich definitiv nicht jedermann erschließen wird. Denn einem Jess Franco nicht unähnlich schwebt auch Jean Rollin in seinen ganz eigenen Sphären, in denen jeder herkömmliche Filmbewertungsmaßstab praktisch null und nichtig ist.

Hier gibt es nämlich die volle Breitseite Siebzigerjahre-Obscurus - die völlig entschwebte Vermählung gotischer Morbidität mit schickiger, hippiesker sexy Psychedelica. Und draußen vor der unheiligen Kirche steht der französische Hang zu übergestelzter, schwer bekömmlicher Poesie Spalier…

LE FRISSON DES VAMPIRES, was frei übersetzt eigentlich "Der Schauder der Vampire" bedeutet, startete in den deutschen Bahnhofskinos mit dem unglaublichen Titel SEXUAL-TERROR DER ENTFESSELTEN VAMPIRE. Ein Filmname, der irgendjemanden beim Frühstücksjoint unter dem Eindruck eines leicht ruppig verlaufenen One Night Stand gekommen sein muss. Der Wahnsinn ist ein Titelschmied aus Deutschland…

Man stelle sich nur mal den jungen Kerl vor, der damals seine Liebste zum Kinoabend ausführen wollte und vom Schwiegervater in spe gefragt worden ist: "Na, Jung, in welchen Film führst du denn meine Tochter?" - "SEXUAL-TERROR DER ENTFESSELTEN VAMPIRE!" Das Geld für die Kondome hätte er sich wohl sparen können.

Aber ich schweife ab. Wir wollten ja gemeinsam die Welt des Jean Rollin erkunden.

Um sie zu betreten, können wir entweder jene Standuhr nehmen, die auch im Film die Passage zwischen der Welt der Untoten und der der Lebenden bildet oder wir folgen einfach den psychedelischen Prog-Klängen der Garagenband Acanthus und nehmen den Weg über diesen nächtlichen Friedhof, der beim Vorspann zu sehen ist. Steine, Kreuze und wallender Nebel sind schließlich immer ein perfekter Einstieg.

Vor den Opening Titles gab es noch ein kurzes, stimmiges Totenfeier-Intro in Schwarz/weiß, danach folgt prompt die Überleitung in die in psychedelische Farben getauchten Kammern des Vampirgemäuers. Los geht´s mit Totenköpfen als Wohnungsaccessoires, Kerzenständern und den mal spärlichst bekleideten, mal ganz nackten Vampirzofen; wovon die eine - wie bei guten Rollins üblich - von einem Teil der sündig-blonden Castel-Zwillinge gespielt wird.

Auftritt der bezaubernden Sandra Julien und ihres stets etwas hilflosen Galan. Dann die oben beschriebene Standuhr und die bleiche, lesbische Versuchung Dominique, die daraus hervortritt. Nudity. Vampiristische Blutrituale. Dann Abgefahrenes wie diese dolchartigen Tittenaufsätze, die als Mordwerkzeuge Verwendung finden. Und über allem wimmern Acanthus´ psychedelische Gitarren trefflich passend zu den psychedelischen Bildern.

Der Spaß wird allerdings getrübt, wenn sich die Poesie aus dem Visuellen krampfhaft versucht in den Dialog zu quetschen. Denn dann kommt es zu Passagen, die bestenfalls schwerfällig und schlimmstenfalls peinlich-albern sind. Doch die sind Gott sei Dank selten und zum Finale finden wir uns - wie so oft bei Rollin - kurz vor Morgengrauen auf einem einsamen Strand wieder und das Meer brandet gegen verwitterte Flutpfähle…

Und wenn das Wort Fin auf dem Bildschirm den Rausch beendet, kann man sich in den Extras (zumindest in denen der überaus edlen und definitiven Sammleredition aus dem Hause Encore) dann noch die aus dem Film gefallenen Hardcore-Inserts ansehen. Die bestehen natürlich nicht aus Filmmaterial vom LE FRISSON-Dreh, sondern sind einem superbilligen und äußerst dilettantisch dargebotenen Lesbenporno entnommen worden; aus dem einen Grund, um LE FRISSON DES VAMPIRES seinerzeit fit für die Schmuddelkinos zu kriegen. Selbstredend, dass dies bei weitem nicht so sexy wie die (softe) Erotik der ursprünglichen Fassung ist.

Sexual-Terror der entfesselten Vampire Bild 1
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FAZIT:

LE FRISSON DES VAMPIRES ist der perfekte Einstieg in die abseitige, völlig entrückte Welt lesbischer Vampire der Marke Jean Rollin, wo die Gesetzmäßigkeiten gängiger Filmkritik absolut keine Geltung haben. In Rollins drittem Film zeigen sich die Siebziger gleich von ihrer obskursten Seite. Rollin lässt bei einem Mikrobudget Sex, düstere Gotik, Poesie und surreale Psychedelica Hochzeit feiern, wobei manche formale und dramaturgische Macken den morbid-erotischen Bilderrausch stellenweise etwas trüben. Dennoch: Neben VAMPYROS LESBOS verkörpert auch LE FRISSON DES VAMPIRES vor allem eins: Psychedelic Lesbian Vampire Supreme!

WERTUNG: 8 von 10 Schlückchen Blut
TEXT © Christian Ade
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