OT: 3D rou pu tuan zhi ji le bao jian
FANTASY-SEXPLOITATION: HK, 2011
Regie: Christopher Sun Lap Key
Darsteller: Hiro Hayama, Leni Lan, Saori Hara, Suou Yukiko
Der junge Gelehrte Wei Yangsheng ehelicht die süße Yuxiang. Doch auch wenn sich die beiden in großer Liebe zugetan sind; im Bett mag es nicht so recht klappen. Denn die Natur hat es mit Wei Yangsheng untenrum nicht gut gemeint. Ein kurzes Schwänzchen, keine Ausdauer - Wei sucht Rat im so genannten Pavillon der höchsten Glückseligkeit und begegnet dort neben vielen lasziven Frauen auch dem Master of Bliss, der jedes Geheimnis der körperlichen Zwischenmenschlichkeit kennt. Er ist bereit, Wei zu unterrichten, aber zu diesem Zwecke benötigt Wei ein größeres Gemächt als die "drei Härchen und das mittlere brunzt", welche ihm die Götter mit auf den Weg gaben. Aus diesem Grunde begibt sich Wei in die Hände zweier Quacksalber, um sich das Gerät eines Pferdes transplantieren zu lassen. Sein neuer Schweif wird Wei aber schon bald in eine Tragödie führen, denn der schillernde, aberwitzige Sündenpfuhl namens Pavillon der höchsten Glückseligkeit soll sich schon bald in eine finstere Hölle aus Folter, Mord und Verrat verwandeln...
Bevor wir fortfahren, ein kleiner Gesinnungstest: Du magst A CHINESE GHOST STORY? Aber auch FLESH GORDON, GWENDOLINE und OXEN SPLIT TORTURING? Du kannst Albernheiten unter der Gürtellinie ab? Du verträgst etwas Folter und Gewalt? Und du hast was übrig für antike pompös-dekadente Swingerclub-Kulissen a la CALIGULA; wobei in SEX & ZEN EXTREME ECSTASY selbstredend die römische Ausstattung durch das asiatische Schöner (streiche:)Wohnen, (setze:) Orgienfeiern der frühen Quing-Dynastie ersetzt wurde? Gratuliere, dann bist du nicht im falschen Film und darfst weiterlesen:
Schon in den Neunzigern war dies das Thema jener irrwitzigen CAT III-Sexploitation aus Hongkong mit dem schönen Namen SEX & ZEN. Über das Original hat Harald unlängst berichtet. Ich habe nun die Ehre, das brandaktuelle Remake aus dem Jahr 2011 vorzustellen.
Dieses rühmt sich zwanzig Jahre nach dem Original damit, der erste Porno zu sein, der in echtem 3D gedreht wurde. Nun, eins vorweg: eine 3D-Option ist natürlich gegeben, aber Porno im Sinne von Hardcore gibt es hier nicht. Die Devise lautet Softsex; der wird allerdings ausgiebig betrieben. Und nein, die Geschlechtsteile sind nicht verpixelt wie in anderen asiatischen (vorwiegend eh japanischen) Erotikfilmen. Aber man bekommt ohnehin nicht allzuviel davon zu sehen; mit Ausnahme natürlich derer, die im späteren Verlauf der Handlung entweder akrobatisch eingesetzt oder abgeschnitten in 3D durch die Gegend fliegen. Doch dazu kommen wir noch!
Erotik wird in inflationär eingesetzten, aber jeweils kurz und knackig in gut goutierbarer Länge gehaltenen Sexszenen geboten. Einerseits wird hier ein dekadent-sinnlicher Bilderbogen in Hochglanz mit vielen deliziösen Nacktheiten diverser chinesischer Schönheiten und japanischer Porno-Starlets vor den Augen des Zuschauers ausgebreitet; andererseits wird die Sinnlichkeit durchaus gewollt immer wieder durch mehr oder weniger lustigen Sexploitation-Klamauk torpediert.
Letzterer ist definitiv nichts für den Humor-Feingeist und sicherlich nicht jedermanns Sache, aber poetischer wie in jener Nummer unserer verhinderten Sexmaschine auf dem Balkon beim ersten Schnee wurde eine Ejaculatio praecox bislang noch nicht in bewegte Bilder gefasst.
Ansonsten reicht das Witzspektrum in diesem erotisch-fantastischen Kuriositätenkabinett von infantil und anspruchslos bishin zu zotig und klamaukig, aber es deckt mehr als einmal eben auch die manchen Lacher bergenden höheren Sphären ab; die da heißen "aberwitzig" und "schwarzhumorig".
Als Beispiel sei die Szene genannt, in welcher der hermaphroditische Master of Bliss mit seiner überdimensionalen Hosenschlange dem staunenden Palastvolk eine Lektion erteilt, zu was man(n) alles imstande ist, sofern Länge, Kraft und Technik stimmt. Diese Szene hat Vollidioten wie Müller und mich unter Lachsalven zum mehrmaligem Betätigen der "Repeat"-Funktion animiert, während andere dieselbe Szene sicherlich zum Anlaß nehmen, den Film auszuschalten, um ihn anschließend in feierlicher Empörung dem Mülleimer zu überantworten.
Doch da wir schmerzfreien Film-Abenteuerer dank unserer kleinen Eingangskontrolle oben in der Review ohnehin längst unter uns sind, haben wir den mal plumpen, mal aberwitzigen "Sub-Gürtellinien-Humor" nicht nur erwartet, sondern damit gerechnet. Von daher ist es völlig in Ordnung, wenn Regisseur Sun Lap Key volle Voyeurskanne mit von der Leine gelassenem Unfug, gewöhnungsbedürftigen, asiatischem Humor und später auch noch mit einem gerüttelt Maß an Sadismus über die Gebetsmatte aus Fleisch prescht; jener frivolen, komödiantischen Novelle aus der Qing-Dynastie, welche die literarische Vorlage für den ganzen SEX & ZEN-Irrsinn bildet.
SEX & ZEN ist eben auch in seiner neuesten 3D-Reinkarnation ein verschmitztes Stück Asian Erotic Fantasy; so bunt und verrückt, dass man den einen oder anderen Kalauer gerne verzeiht. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein und Geschlechtsverkehr im Pavillon of Bliss! Denn wenn der oben erwähnte "Meister des höchsten Glücks" seine wundersamen Dödel-Zirkustricks vorgeführt hat und die heiteren Transplantationen von Mensch- und Eselwurst absolviert sind, dann öffnen unvermittelt die chinesischen Torturenkammern ihre Pforten und es werden Sitzproben auf scharfklingigen Folterdildos gemacht und blutig die Wuxia-Klingen gekreuzt.
Plötzlich splattert es mächtig im Palast der Glückseligkeit und SEX & ZEN EXTREME ECSTASY kokettiert so ungeniert mit den berüchtigten CAT III-Foltermeistern aus der TOKUGAWA-Ecke, dass die hiesige FSK zunächst die Freigabe verweigert hat. Dank dem mutigen und letztendlich vom Erfolg gekrönten juristischen Stirnbieten des deutschen Labels Capelight mussten die Scherenschleifer einlenken, so dass auch hierzulande jedem volljährigen Bürger der im Vergleich zur Kinofassung um 15 Sex & Violence-Minuten längere, völlig ungeschnittene Director's Cut auf Blu-ray hochoffiziell zugänglich ist. Ihr wisst also Bescheid, wo es absolut jede Schweinerei im Palast der Wonne zu sehen gibt und wo ihr auch wirklich kein abgetrenntes durch die Luft fliegendes Gemächt verpassen werdet!
Mit der frohen Erkenntnis, dass wahre Liebe eigentlich gar keine Riesendödel oder Marathonknattereien benötigt, sondern das Herz und nicht der Schritt maßgeblich ist, endet nach 128 wundersamen, aberwitzigen Minuten (nebst ebensovielen Stellungswechseln, Transplantationen und Amputationen) der Wahnsinn.
In edlem Hochglanz gefilmt, dekadent-verschwenderisch ausgestattet und wahlweise, aber nicht zwingend in 3D kommt das Remake des 91er CAT III-Kult-Sexploiter SEX & ZEN daher. Im Gepäck wie gehabt die volle Breitseite an Nudity; kredenzt von atemberaubenden asiatischen Schönheiten. Daneben sorgen irrwitzige Gemächttransplantationen und die Lendenakrobatik eines Kerls, der sich "Master of Bliss" nennt, dafür, dass der Humor bloß nicht die Luft oberhalb der Gürtellinie zu schnuppern bekommt. Und nachdem man im Pavillon der höchsten Glückseligkeit sämtliche Stellungen ob in erotischer, ob in klamaukhafter Manier absolviert hat, dann öffnen sich zum Schluss die Pforten der chinesischen Torturenkammern hin zu Folter, Splatter und Wuxia. Dass ein Film solchen Sujets am Box Office selbst einen AVATAR locker in seine Schranken weist - wie in Fernost geschehen - ist in westlichen Hemisphären wohl undenkbar. Wäre aber richtig lustig, genau das einmal zu erleben. Bis dahin genießen schmerzfreie Bleichgesichter die ungetrübte Director´s Cut- Glückseligkeit exklusiv auf der deutschen Blu-ray wie gehabt im stillen Kämmerlein der guilty pleasure...